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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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Nele-Betty-Luisa-Familie.
    Als ich zurückkam, saß Leon auf dem Balkon, die Füße auf das Geländer gestützt, mit einer Zigarette in der Hand. „Du rauchst?“, fragte ich außer Atem.
    Er blies Kringel in die Luft: „Nur gelegentlich.“ Er drehte sich zu mir um. „Der Pizzabote ist in fünf Minuten da, willst du vorher noch duschen?“
    „Ja, klar“, erwiderte ich. „Lass mich mal ziehen.“
    Er reichte mir die Zigarette und ich nahm einen tiefen Zug, der höllisch in der Lunge brannte, aber ich ließ mir nichts anmerken. Als Jugendliche hatte ich eine Zeit lang geraucht, es aber schnell wieder aufgegeben, weil es mir einfach nicht schmeckte. Es klingelte an der Tür und ich beeilte mich, ins Bad zu kommen. Ich hörte durch die Tür, wie Leon mit dem Pizzaboten sprach und ihm, nachdem er bezahlt hatte, noch einen schönen Abend wünschte. In ein Handtuch gewickelt eilte ich nach oben und zog mir schnell einen schwarzen Spitzenslip (man weiß ja nie ...) und ein schwarzes kurzes Sommerkleid mit Spaghettiträgern über. Ich blieb barfuß, denn es war angenehm sommerlich warm. Kurz bevor ich runterging, betrachtete ich mich noch einmal in meinem Spiegel: Meine helle Haut war von der Sonne sanft gebräunt, was einen schönen Kontrast zu meinem blonden lockigen Haar ergab, und der weit schwingende Rock meines Kleides verdeckte gnädig meine dicken Oberschenkel. Ich seufzte zufrieden und lief die Treppe herunter. Leon saß noch immer auf dem Balkon, die zwei Kartons mit den Pizzen auf seinem Schoß, und hielt mir ein Glas Weißwein entgegen. Ich setzte mich neben ihn und stützte meine Füße ebenfalls auf dem Geländer auf. Schweigend aßen wir unsere Pizzen direkt aus dem Karton. Die Sonne ging gerade unter und wir blickten andächtig in den orangeroten Himmel. „Sommer auf dem Balkon“, sagte Leon grinsend.
    „Stimmt“, erwiderte ich, „gibt es nicht sogar einen Film mit diesem Titel?“
    „Den habe ich schon einmal gesehen“, sagte Leon, „der handelt doch von zwei Frauen, Katrin und Nike, die in Berlin leben und die Sommerabende auf dem Balkon verbringen. Nike lernt einen Typen kennen, einen LKW-Fahrer glaube ich, und die andere fühlt sich dann von ihrer Freundin allein gelassen.“
    Ich trank einen Schluck Wein. „Ja, genau. Katrin trinkt immer mehr und landet schließlich sogar in die Psychiatrie. Nike kümmert sich um den Sohn ihrer Freundin und stellt fest, dass ihr neuer Freund, also dieser LKW-Fahrer, verheiratet ist und drei Kinder hat.“
    „Stimmt“, sagte Leon leise, „sie schmeißt ihn daraufhin raus. Als ihre Freundin dann aus dem Krankenhaus kommt, finden die beiden wieder zusammen und verbringen die Sommerabende auf dem Balkon.“
    Ich fröstelte. „Der Film geht aber nicht gut aus. Das Schlussbild zeigt das Wohnhaus im Herbst. Es wird renoviert und ist nicht mehr bewohnt.“
    „Das muss ja nicht heißen, dass die beiden nicht mehr befreundet sind.“
    „Kann sein“, antwortete ich gedankenverloren.
    Wir schwiegen einen Moment und blickten erneut in den mittlerweile dunklen Himmel. Leon nahm meine Hand: „Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte er leise. „Nele, Betty und ich sind wirklich nur Freunde. Betty ist die Mutter meiner Tochter, und das wird sie immer bleiben, aber das ist auch alles.“
    „Aber das ist deine Familie“, sagte ich trotzig und meine Stimme klang heiser.
    „Komm, lass uns reingehen, du erkältest dich noch.“
    Wir nahmen die leeren Kartons mit hinein und trugen sie zusammen mit den Weingläsern in die Küche. „Setz dich doch einfach aufs Sofa“, schlug Leon vor, „ich mach schnell die Küche sauber.“ Er stellte den Wasserkessel auf die Herdplatte. „Willst du auch einen Tee?“
    „Lieber noch ein Glas Wein.“

 32. Kapitel
    „Willst du links oder rechts schlafen?“, fragte ich Leon, der mit seiner Bettdecke im Türrahmen stand.
    „Ist mir egal ...“
    Ich rollte mich auf die rechte Seite meines Bettes und klopfte auf die linke Seite neben mir: „Okay, dann lege dich hierhin.“
    Nachdem wir beide fast bis um ein Uhr morgens plaudernd auf dem Sofa gesessen hatten, brachte ich es nicht übers Herz, meinen Mitbewohner in sein schimmelverseuchtes Zimmer zu schicken. Während Leon seine Decke ausbreitete, rückte ich mir mein Kissen zurecht und griff nach meinem Buch, das ich gerade las. „Du hast doch nichts dagegen, wenn ich noch lese?“
    „Ne, überhaupt nicht.“ Er wünschte mir „Gute Nacht“, zog sich seine Decke über den
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