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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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Jackentasche und schickte ihr schnell eine SMS:
    Wo steckst du? Sonia
    Nur eine Minute später, ich hatte gerade meinen Rückspiegel wieder richtig eingestellt, kam die Antwort:
    Bin mit Karim versackt, kommste mich abholen? :D
    Na klasse, dachte ich, war sie also tatsächlich schwach geworden. Dieser Typ schaffte es immer wieder, meine Freundin mit seinem Latin-Lover-Charme einzuwickeln. Typisch war, dass er Karla mit nach Hamburg genommen hatte, wo er nämlich lebte, sie aber wieder einmal nicht zurück nach Kiel gebracht hatte. War aber auch egal, na klar würde ich mal „schnell“ nach Hamburg düsen, schließlich waren wir beste Freundinnen seit unserer Schulzeit. Ich simste ihr also, dass ich in ungefähr einer Stunde da sein würde, sie möge doch bitte dann gleich runterkommen. Ich hatte wirklich überhaupt keine Lust, Karim zu begegnen. Wie ich ihn kannte, war er heute bestimmt mit seinen Jungs ohnehin irgendwo zum Frühstück verabredet.
    Karla sah ähnlich übernächtigt aus wie ich, hatte aber bei Karim geduscht und sich von ihm ein frisches Hemd geliehen. „Danke!“, seufzte sie, „du bist die Beste!“
    „Dass der dich aber auch nicht mal nach Hause fahren kann“, maulte ich dann doch und gab Gas, „das hast du nun wirklich nicht verdient.“
    Karla machte es sich auf ihrem Sitz bequem und stopfte ihre riesige Lederumhängetasche zwischen ihre Füße. Meine Freundin ist eine Superhübsche: Sie ist 1,78 Meter groß, hat lange schlanke Beine, für die ich sie maßlos beneide, eine fast perfekte gerade Nase, große grüne Augen und pechschwarze schulterlange Haare, die sie sich gerade unter ihr knallrotes Beanie schob. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen: „Mann, das war vielleicht eine Nacht!“ Auf diesen Satz antwortete ich lieber nicht, denn über die Qualitäten von Karim als standfester Lover war ich bestens im Bilde. Na, da hatte sich die kleine Reise ja gelohnt. Ich bog ab auf die Autobahn Richtung Kiel und drehte die Musik lauter. Wir beide sangen lauthals mit und Karla kurbelte ihr Fenster etwas herunter. Bei Holmmoor fuhr ich auf die Tankstelle, weil Karla unbedingt einen Latte brauchte. Sie öffnete die Tür: „Soll ich dir auch einen mitbringen?“
    Ich nickte und schon war sie auf dem Weg zur Eingangstür. Neben mir parkte ein Mercedes-Cabriolet, in dem eine Frau um die 20 mit kinnlangen rotblonden Haaren und einer riesigen Sonnenbrille saß. Sie blickte kurz zu mir rüber und verzog einen Mundwinkel, wodurch sie ein wenig wie eine beleidigte Riesenameise aussah. Der Typ an ihrer Seite betätigte irgendeinen Knopf im Inneren des Autos, und das Verdeck öffnete sich lautlos. Als sich die Frau im Wagen zurücklehnte, erkannte ich plötzlich, wer auf dem Fahrersitz saß: Es war Lars! Lars Clausen, mein Chef – und der Mann, in den ich seit gefühlten hundert Jahren verliebt war. Ich rutschte etwas runter, denn so schrecklich wie ich heute aussah, konnte ich ihm auf gar keinen Fall unter die Augen treten. Wer war diese Frau? Ich hatte immer gedacht, dass er solo sei.
    „Was ist denn mit dir los?“ Meine Freundin war zurückgekehrt, zwei dampfende Kaffee-to-go-Becher in der Hand haltend: „Hast du einen Geist gesehen?“ Sie blickte an mir vorbei aus dem Fenster: „Ist das nicht DEIN Lars? Wer ist denn die Tussi?“
    „Guck da nicht so hin!“, ermahnte ich sie, aber stattdessen winkte Karla ihm zu und er winkte zurück. Als er mich sah, lächelte er und machte Anstalten, zu meinem Auto zu kommen. Ich tat so, als hätte ich das alles nicht mitgekriegt und setzte den Rückwärtsgang ein. Dabei ruckelte der Golf und Karla verschüttete Kaffee auf das Hemd von Super-Lover-Karim: „Mensch, spinnst du?“, schrie sie, aber ich beeilte mich nur, schnell die Raststätte zu verlassen. Auf die Themenkonferenz am Montag in der Redaktion war ich mächtig gespannt.

 2. Kapitel
    Ich war froh, als ich endlich zu Hause war. Den Rest des Sonntags würde ich gemütlich auf dem Sofa verbringen. Meine Wohnung war einfach super, ich hatte sie über einen Bekannten bekommen, der für einige Jahre in die USA gegangen war. Sie befand sich in Kiel-Wik, fast parallel zur Förde. Der Häuserblock war eher hässlich, 60er Jahre Plattenbau, und die Außenfassade hätte auch einmal neu gestrichen werden müssen. Über das Treppenhaus und einen langen überdachten Außenflur gelangte ich zu meinem Apartment, das sogar zweigeschossig war – ich lebte also in einer Maisonette-Wohnung! Der
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