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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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entschieden, ich will nur, dass du mehr bringst, du hast es also selbst in der Hand.“
    Das Telefon klingelte und Lars machte eine das Gespräch beendende Geste, aber ich hätte ohnehin nichts zu sagen gewusst. Ich war fassungslos und tief gekränkt: Was bildete der sich überhaupt ein? Und in so einen Arsch war ich auch noch verliebt! Ich holte meine Jacke und meine Tasche und verließ das Büro: „Hab’ einen Termin“, rief ich Gitti zu, die am Empfang saß, heute in ein beigefarbenes Jersey-Kleid gehüllt, durch das ihre füllige Figur noch voluminöser wirkte, obwohl sie bestimmt genau das Gegenteil damit hatte bewirken wollen. „Kein Problem“, erwiderte sie gutgelaunt und griff in ihre Gummibärchenschale, die sie neben dem Telefon platziert hatte. Dabei klimperte ihr Pandora-Armband mit mindestens zwanzig glitzernden und verschnörkelten Elementen, ihr ganzer Stolz. Ich raste die Treppe runter, denn ich musste an die frische Luft, als ich plötzlich vor mir Celine erkannte, die mit den Händen am Treppengeländer entlang vorsichtig eine Stufe nach der anderen nahm, als habe sie einen Gips am Fuß. Durch das riesige Seitenfester drang ein Sonnenstrahl durch den Raum und fiel – es war wie im Film – auf ihre schwarzen Pumps und die Sohlen darunter. Die Sohlen waren dunkelrot! Celine trug original Louboutin-Schuhe! Das war nun eindeutig zu viel für mich.
     
    Es war zwar noch etwas zu kühl auf der Dachterrasse vom Seaside 61, aber egal, ich benötigte frische Luft und einen Latte. Der Himmel war grau und auch das Wasser in der Förde, aber trotzdem genoss ich die salzige Luft und den Blick auf das Ostufer mit den blauen Werftkränen und den davor liegenden langen Containerschiffen. Ich musste mir noch einmal die Konferenz durch den Kopf gehen lassen und mein Gespräch mit Lars. Ich hatte mich tapfer geschlagen, aber ich war mir sicher, dass er sich schon jetzt entschieden hatte, Celine einzustellen und mich zu entlassen. Er würde nur auf einen geeigneten Moment warten, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Was konnte ich nur tun, um das zu verhindern? Ich musste auf jeden Fall immer super Arbeit abliefern. Lars empfand offensichtlich überhaupt nichts für mich, ich war ihm schlichtweg egal. Meine Gefühle für ihn waren hingegen so intensiv, dass ich manchmal an nichts anderes denken konnte. Mein erster Gedanke, wenn ich morgens aufwachte: Lars! Mein letzter Gedanke, bevor ich abends einschlief: Lars! Immer wenn ich ihn sah, fühlte ich mich irgendwie befangen, gehemmt und eingeschüchtert. Herrgott, das musste sich ändern; ich durfte einfach gar keine Schwäche zeigen, sondern musste mich zu hundert Prozent auf meinen Job konzentrieren. Abliefern, abliefern – und dann würden wir einmal sehen, wer die bessere Redakteurin war, ich oder dieses Modepüppchen. Louboutin-Schuhe! Ich fragte mich, wie sich eine Berufsanfängerin solche Schuhe leisten konnte. In meinem Lieblings-Onlineshop „mytheresa.com“ kostete das schwarze Pumps-Modell 425 Euro und war ohnehin bereits nach kurzer Zeit „sold out“ gewesen. Auf der Webseite stand: Jede Frau sollte mindestens ein Paar Schuhe mit jenen berühmt-berüchtigten roten Sohlen besitzen! Ich seufzte still und trank den letzten Schluck meines Lattes, der inzwischen kalt geworden war und überhaupt nicht mehr schmeckte.

 3. Kapitel
    „You need to restart your Computer. Hold down the Power button for serveral seconds or press the Restart button.“ Was hatte das zu bedeuten? Ich starrte den Bildschirm meines Mac-Computers an wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Das durfte doch nun wirklich nicht wahr sein, ich hatte immer gedacht, dass diese Apple-Rechner grundsätzlich nicht abstürzen können. Ich war allein in der Redaktion. Ich hatte noch einen Artikel zu Ende geschrieben, nun wollte ich die fertige Datei der Märzausgabe von Citylight in die Dropbox hochladen und der Druckerei die Freigabe erteilen. So ein Mist, in zwei Stunden war die Deadline! Ich drückte den Power-Button, aber nichts geschah. Verdammt, das hatte gerade noch gefehlt, dass wegen mir das Magazin nicht rechtzeitig fertig wurde, da konnte ich ja gleich einpacken. Ich überlegte fieberhaft, was ich tun konnte. Ich blickte mich im Büro um, in dem sich hinter Glaswänden vier Schreibtische befanden, meiner, der von Sophie und Dominic und einer für die vielen Freien, die für uns arbeiteten und nur sporadisch ins Büro kamen. Auf den Schreibtischen von Sophie und Dominic stapelten sich
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