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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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Stunde lief mein Mac immer noch nicht. Nervös blickte ich auf die Uhr. In 40 Minuten war die Deadline. Worauf hatte ich mich hier nur eingelassen? In zwei Wochen würde Leon bei mir einziehen, das war der Deal. Ich war jetzt schon genervt, obwohl noch gar nichts passiert war. Aber allein die Vorstellung, in meine kuschelige Wohnung zu kommen, um ihn mit einer Chipstüte in der Hand auf meinem Sofa vorzufinden, ließ mich innerlich erschaudern. Vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit, aus der Sache wieder herauszukommen? Zur Not musste ich mich nach einer neuen Wohnung für ihn umsehen, das konnte doch nicht so schwer sein. Aber vielleicht war das Ganze von ihm ja auch nur als Witz gemeint, und ich würde mich einfach mit einer netten Essenseinladung bei ihm revanchieren.
    „Ich habe es geschafft“, rief Leon durch das Büro, und ich spürte, wie die ganze Anspannung von mir abfiel. „Oh, super, vielen Dank!“
    Ich setzte mich schnell an den Computer und fügte meinen Artikel ein, um dann die gesamte Datei buchstäblich in letzter Minute in die Dropbox hochzuladen. „Okay, ich geh’ dann mal“, sagte er, „wir sehen uns!“
     
    Als ich meine Haustür öffnete, kam mir Oskar entgegengehoppelt. „Na du!“, begrüßte ich ihn und ließ meine Tasche im Flur fallen. Mein Hase machte Männchen, schnupperte an meinen Fingern und ließ sich dann wieder auf die Seite fallen. „Ach, du bist aber auch süß“, sagte ich leise und kraulte ihm den Bauch. Ich ging in die Küche und holte aus dem Kühlschrank ein paar Möhren heraus, die ich ihm auf den Teppich ins Wohnzimmer legte. Oskar stürzte sich gleich darauf und mümmelte erst einmal das Grünzeug weg. Ich riss mir eine Packung Salat auf und schüttete ein paar Pinienkerne und Olivenöl darüber. Leider ist Kochen nicht gerade meine Stärke, deshalb gibt es bei mir meistens Pizza, Tiefkühlgemüse, Brot oder eben Salat. Ab und zu nehme ich mir mal Sushi mit nach Hause, aber das kann ich mir nicht so oft leisten. Nachdem ich gegessen hatte, spülte ich das Geschirr und stellte es sorgfältig zurück in den Hängeschrank, in dem alles seine genaue Ordnung hatte: oben die kleinen und großen Teller, in der Mitte die tiefen Teller und kleinen Schüsseln und unten die Gläser. Dann wischte ich die Arbeitsfläche, auf der ansonsten nur meine Espressomaschine stand. Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn in der Küche überall etwas herumsteht. Die meisten Menschen, die ich kenne, sehen das allerdings vollkommen anders und bezeichnen mich gern als Ordnungsfanatikerin. Bei Karla befindet sich fast der ganze Hausrat auf der Arbeitsfläche: die Kaffeemaschine, der Wasserkocher, ein Brot- und Obstkorb, Kräuter und verschiedene Flaschen mit Öl und Essig, aber auch Werbebroschüren, Halstabletten und Sonnencreme. Jedes Mal, wenn ich bei ihr zu Besuch bin, muss ich mir auf die Finger hauen, um nicht sofort alles wegzuräumen. Dafür ist meine Freundin allerdings eine begnadete Köchin, das muss ich ihr lassen. Ein Grund, warum ich sie immer gern besuche, denn irgendetwas Leckeres steht immer auf dem Herd. Bei meinem letzten Besuch gab es ein köstliches chinesisches Hühnercurry mit Kokosnussmilch und Reis. Mein Magen knurrte, und ich öffnete den Kühlschrank, um mir einen Kindermilchschokoladen-Riegel herauszuholen. Im untersten Fach befand sich mein Süßigkeitenvorrat: Yoghurt-Gums (die schmecken aus dem Kühlschrank nämlich am besten) und verschiedene Schokoladen. Ich bevorzuge die Miniausgaben, z.B. kleine Täfelchen oder Schokoladenbonbons, denn so eine ganze Tafel ist schnell verdrückt und hat einfach zu viele Kalorien, aber ein Kindermilchschokoladen-Riegel hat nur hundert, das geht dann schon einmal. Trotzdem hatte ich ein schlechtes Gewissen und nahm mir vor, am nächsten Tag vor der Arbeit zu joggen. Nachdem ich geduscht hatte, ging ich nach oben in mein Arbeitszimmer, schaltete mein Mac Book ein und rief meine Mails ab. In meinem Postfach befand sich jede Menge Werbung und eine Freundschaftsanfrage von facebook: „Leon möchte mit dir befreundet sein.“ Das konnte ja nur unser IT-Leon sein, denn ansonsten hatte ich keine Freunde oder Bekannte, die so hießen. Sollte ich diese Anfrage einfach ignorieren? Ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust darauf, Leon als Freund zu bestätigen, denn dann würde er in seiner Timeline meine Posts verfolgen können. Ich bin kein täglicher Facebook-Nutzer, aber hin und wieder teile ich doch Musik, Fotos und
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