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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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„Im Zug nach Hamburg. Die beiden saßen hinter mir und ich habe zufällig ihr Gespräch belauscht.“
    „Aha“, erwiderte Karim laut und rückte mir wieder auf die Pelle. „Belauscht! Da musst du irgendetwas ganz falsch verstanden haben.“
    Ich ließ mich aber von seinen Worten nicht beirren. „Ich finde, das solltet du Karla erzählen.“
    Er spitzte arrogant die Lippen. „Was ich zu tun und zu lassen habe, entscheide ich ganz allein.“ Dann drehte er sich um und schrie mir zu: „Ein schönen Abend noch!“
    Ich schäumte vor Wut über diesen Kerl. Wahrscheinlich würde er wirklich Karla nichts sagen, aber zum Glück hatte ich ihn und diese Kiki fotografiert. Diesmal würde er nicht so einfach davonkommen.
    Ich ging zurück zur Tanzfläche, mit meinem Drink in der Hand. Daniel war verschwunden, aber das war mir auch ganz recht, denn ich wollte einfach nur für mich alleine tanzen. Als ich später vor die Tür ging, um frische Luft zu schnappen, spürte ich, wie mir der Alkohol zu Kopf gestiegen war, aber auf eine angenehme Art und Weise. Ich war nicht betrunken, sondern nur leicht beschwipst. Es hatte aufgehört zu regnen, deshalb entschied ich mich, sofort zu Fuß nach Hause zu gehen. Als ich endlich die Tür zu meiner Wohnung öffnete, wollte ich nur noch ins Bett. Ich öffnete den Verschluss meiner Riemchensandalen und kickte die Schuhe in die Ecke. Dann zog ich mein Kleid aus, das total durchgeschwitzt war und steckte es in die Waschmaschine in der Küche. Nur im Slip ging ich ins Bad, schminkte mich ab und putzte mir die Zähne. Das war das absolute Minimalprogramm, so viel Zeit musste sein. Ich stand schon auf der Treppe, als mir einfiel, noch einmal nachzuschauen, ob mit Oskar alles okay war. Deshalb ging ich ins Wohnzimmer, schaltete aber nicht das Licht an, da Mondlicht von draußen den Raum genügend erhellte. „Oskar?“, rief ich leise und tapste zum Sofa, um mich kurz hinzusetzen, denn auf einmal fühlte ich mich ganz matt. Ich spürte etwas Warmes, Hartes unter meinem Po und sprang erschrocken wieder hoch.
    „Sonia?“
    „Leon? Was machst du denn hier? Ich dachte ...“
    „Hi Sonia!“, sagte jemand neben ihm.
    Ich schnappte nach Luft: „Du, eh, was soll das denn?“
    Die beiden lagen in Löffelstellung auf meinem Sofa. Der Träger von Neles Top war heruntergerutscht, und sie sah vollkommen verschlafen aus.
    Leon richtete sich auf und die Decke fiel herunter. Sein Oberkörper war nackt, ich konnte nur raten, wie er weiter unten aussah. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich ebenfalls nur einen Slip anhatte und schlang meine Arme um meinen Oberkörper.
    Mein Mitbewohner sah mich schuldbewusst an. „Nele hat mich doch noch nach dem Streichen nach Hause gefahren. Wir haben ein paar Gläser Wein getrunken ...“ Er raufte sich die Haare: „Dann müssen wir eingepennt sein.“
    Ich ließ meinen Blick über den Tisch gleiten. Tatsächlich standen dort zwei Gläser und eine leere Flasche. Auf dem Boden neben dem Sofa lagen die Klamotten der beiden verstreut. Mit spitzen Fingern ergriff ich Neles BH und schleuderte das Ding an Leon Kopf. „Na, dann noch eine schöne Nacht!“.
    Beim Hinausgehen hörte ich noch, wie Leon Nele zuflüsterte: „Die beruhigt sich schon wieder.“
    Ich beruhige mich gar nicht, dachte ich wütend und stampfte die Treppe nach oben. Als ich in meinem Bett lag, liefen mir die Tränen die Wangen herunter, und ich zog schluchzend die Decke über den Kopf. Mein Herz raste und meine Gedanken fuhren Achterbahn. Was lief da zwischen Leon, Nele und Betty? Angeblich waren die Frauen ein Paar und Leon nur der Vater von Luisa, aber stimmte das wirklich? Vielleicht hatten die auch eine Art Dreierbeziehung. So wie die beide ineinander verkeilt auf meinem Sofa lagen, drängte sich für mich eigentlich nur eine Schlussfolgerung auf. Warum musste Leon alles, was sich zwischen uns entwickelt hatte, zerstören? Ich dachte an unsere erste Liebesnacht und daran, wie zärtlich er gewesen war, und nun lag er eng umschlungen mit Nele auf meinem Sofa. Waren eigentlich alle Männer gleich? Für mich stand Treue mit an erster Stelle der Eigenschaften, die ich mir von einem Mann wünschte. Es musste doch einfach nur schrecklich sein, dem Partner nicht vertrauen zu können und ständig Angst haben zu müssen, dass die angeblichen Überstunden und Verabredungen mit Freunden Dates mit anderen Frauen waren. Untreue Männer waren für mich nicht bindungsfähig und die Geißel der Menschheit.
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