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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition)
Autoren: Jo Berlin
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gewesen: Konzerte, Partys und Ausstellungseröffnungen. Ich musste zehn Artikel von freien Mitarbeiten bearbeiten und unzählige Fotos sichten. Dominic und Sophie waren in Hamburg, um das neue Büro zu besichtigen. Sie durften mitentscheiden, wo ihre Schreibtische stehen sollten. Celine und ich waren also allein, aber wir redeten kaum ein Wort miteinander. Eigentlich war auch alles zwischen uns gesagt. Als sie sich gegen Mittag verabschiedete, atmete ich erleichtert aus. Ich öffnete den Internetbrowser und rief die Amazon-Webseite auf. Ich wollte ein Kochbuch für Anfänger bestellen, als Lars plötzlich hinter mir stand und seinen Arm auf meine Schulter legte. „Seit wann kannst du kochen?“, fragte er, und ich zuckte zusammen.
    „Ich bin gerade dabei, es zu lernen“, erwiderte ich mit einem klitzekleinen schlechten Gewissen. Eigentlich durften wir während der Arbeitszeit nicht surfen, aber das war jetzt auch egal. Lars zog einen Stuhl heran und setzte sich: „Und Sonia?“, fragte er mich, „hast du es dir überlegt?“
    Zunächst wusste ich gar nicht, was er von mir wollte, aber dann fiel es mir wieder ein: „Ne du, als Freie für euch zu arbeiten bringt doch nichts. Ich suche mir hier in Kiel etwas Neues.“
    Er musterte mich aufmerksam. „Ach ja?“
    „Ich habe da auch schon etwas in Aussicht.“
    Er machte ein erstauntes Gesicht. „Ach, das wusste ich ja noch gar nicht.“
    „Das geht dich auch nichts an“, erwiderte ich kühl.
    Er atmete ein, sagte aber nichts. Dann ließ er die Luft zischend durch seine Lippen entweichen. „Das mit uns ...“, begann er und rückte mit seinem Stuhl etwas näher ran. „Es tut mir leid, wie das alles gelaufen ist.“
    „Gelaufen?“, echote ich schrill.
    „Du weißt schon, was ich meine.“
    Ich blickte ihm gerade heraus in die Augen: „Nein, weiß ich nicht.“
    „Es geht einfach nicht, vielleicht wenn wir uns unter anderen Umständen kennen gelernt hätten, ich meine, wenn ich nicht dein Chef wäre ...“ Er räusperte sich: „Celine und ich ...“
    „Das ist schon okay“, unterbrach ich ihn, „ich wünsche euch alles Gute und viel Erfolg in Hamburg.“
    „Alles klar“, erwiderte er enttäuscht, „wenn du das so willst.“ Ich schluckte und merkte, wie mir die Tränen hochstiegen.
    „Ja, genau so will ich das.“ Das war gelogen, aber wenn er mir den Schwarzen Peter zuschieben wollte, bitte schön. Lars seufzte und stellte den Stuhl zurück an seinen Platz. Dann klingelte sein iPhone. Er nickte mir kurz zu und lief, das Handy ans Ohr haltend, zurück in sein Büro. Das war’s dann wohl.
    Als ich mit meiner Arbeit fertig war, verließ ich die Redaktion, ohne mich bei Lars zu verabschieden. Ich war traurig, aber auch erleichtert, dass jetzt Klarheit zwischen uns herrschte. Vielleicht würde er irgendwann richtig mit Celine zusammenkommen, auch wenn Blome der Vater ihres Kindes war. Das alles war aber nicht mehr mein Problem.
     
    Leon war gar nicht zur Arbeit gefahren, sondern hatte sich um den Schimmelfleck in seinem Zimmer gekümmert, auf den ich ihn aufmerksam gemacht hatte. Er berichtete mir, dass ein Mitarbeiter der Hausverwaltung dagewesen sei, der sich um alles kümmern würde. Ich freute mich darüber, dass Leon diese lästige Angelegenheit in die Hand genommen hatte. Wir standen in seinem Zimmer und betrachteten den grauen Fleck. „Das sieht wirklich eklig aus!“, stellte er fest. „Hier kann ich nicht mehr schlafen. Schimmelsporen sind total ungesund.“
    Ich sagte erst einmal gar nichts dazu, sondern teilte ihm mit, dass ich joggen gegen wolle. Er versprach, sich in der Zwischenzeit um etwas zu essen zu kümmern. „Hast du etwas dagegen, wenn ich einfach nur eine Pizza bestelle?“
    „Nee, warum nicht?“, erwiderte ich und verließ das Zimmer, um mich umzuziehen. Beim Laufen überlegte ich, ob Leon wohl darauf spekulierte, mit mir in meinem Bett zu schlafen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte. War ich bereit, meine Liebe zu Lars endgültig loszulassen? Ich wusste, dass wir niemals ein Paar werden würden, aber Gefühle lassen sich nun einmal nicht einfach abschalten, sie werden oft sogar immer stärker, je weniger sie erwidert werden. Außerdem hatte ich Angst, mich auf eine neue Liebe einzulassen und wieder enttäuscht zu werden. War Leon wirklich ehrlich? Er hatte mir jedenfalls noch nicht gesagt, dass er in mich verliebt sei. Vielleicht hatte er einfach nur Lust auf Sex und war sonst ganz glücklich mit seiner
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