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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Vera Sieben
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würden das Hotel
erben. Wie konnten Sie so einen Blödsinn glauben, ohne je etwas Schriftliches gesehen
zu haben?«
    »Er hat
mich nicht belogen«, sagte sie leise, den Tränen nahe. »Er sagte es immer wieder,
dass nur ich die würdige Nachfolgerin für ihn sein würde. Nur ich würde das Hotel
so führen, wie er es wollte. Seine Kinder machten immer wieder ihr Ding, ohne ihn
zu fragen, lauter Fehler. Das wollte er schon lange nicht mehr dulden. Er wollte
sie bald loswerden.«
    Nun gab
Liv ihre Beobachterrolle auf: »Aber er war doch die meiste Zeit nicht im Hotel und
die Ideen der Kinder hatten doch offensichtlich Erfolg. Warum hat er sie nicht gewähren
lassen? Warum konnte er nicht endlich loslassen?«
    »Er hätte
sein Hotel nie freiwillig losgelassen, zumal wir ja noch die Erträge für unsere
Zukunft benötigten. Wie stellen Sie sich das denn vor? Sollten die erwachsenen Kinder
das ganze Geld bekommen? Er allein hat das Hotel schließlich einmal aufgebaut.«
    »Vor vielen
Jahren, seitdem führen es seine Nachkommen«, warf Liv erneut ein. Ihre Hoffnung,
Gerechtigkeit in diesem Hause zu finden, zerschlug sich gerade ein weiteres Mal.
Es war hoffnungslos, der alte Mann war bereits unbelehrbar und egoistisch gewesen.
Und seine neue Freundin hatte ihn noch mehr in seinem perversen Tun bestärkt.
    »Aber natürlich
werde ich die Kinder passend abfinden lassen – ganz so, wie sie es mit mir vorgehabt
haben. Ich werde nicht kleinlich sein«, sagte Monika Salmann.
    Frank stand
auf, ging zu ihrem Stuhl, beugte sich zu ihr hinunter und sprach ihr ins Ohr, in
einer Lautstärke, in der Liv alles gut mitbekam: »Das Testament ist eine dilettantische
Fälschung, meine Liebe. Sie hätten wissen müssen, dass Handschriften nie 100-prozentig
zu fälschen sind, schon gar nicht die von einem alten, zittrigen und kranken Mann.«
    Monika Salmann
hielt die Luft an und versuchte aufzuspringen. Frank hielt sie mit seinem Oberkörper
nach unten gedrückt in Schach.
    »Sie werden
sich das hier bis zum Ende anhören. Das sagte ich doch bereits. Es war sicher ein
großer Schock für Sie, als Sie nach dem Tod des Seniors merkten, dass die Ehefrau
noch Ansprüche stellte und die Kinder alles andere als aus dem Rennen waren. Die
Einzige, die aus dem Rennen um die Macht dieses Hotels war, waren Sie, Frau Salmann.«
    Sie schaute
zum Ausgang. Dort standen die Geschwister und Bettina an der Tür. An den Wänden
daneben hatten sich bereits Männer postiert. Sie trugen keine Uniform, und das war
auch nicht notwendig. Sie standen dort, wie es nur Polizisten im Dienst tun. Der
Blick, der Stand, der Versuch, unverfänglich und lässig zu wirken, waren unübersehbar.
Der Fluchtweg war ihr abgeschnitten.
    Monika Salmann
atmete immer heftiger. Langsam begriff sie ihre prekäre Lage, in die sie immer tiefer
hineinglitt. Mit jedem Wort aus Franks Mund kam sie dem Gefängnis näher, das fühlte
sie. Ihre Augäpfel schossen unkontrolliert von rechts nach links. Ein Ohnmachtsanfall
wäre jetzt ein Ausweg für sie, oder ein Weinkrampf tat doch auch bisher immer sein
Gutes. Sie ließ von Frank ab und sah Liv an.
    »Aber ich
war doch gar nicht hier, ich war bei meiner kranken Mutter.« Nun heulte sie laut
und heftig. Das Wort Mutter kam nur noch tränenerstickt heraus. Jedem anderen wäre
diese Situation peinlich, zumal sich der Frühstücksraum langsam füllte. Sie hingegen
fühlte keine Scham mehr, nur Verzweiflung. Sie war am Ende, das wusste sie.
    »Ihre Halbschwester
pflegt Ihre Mutter. Sie haben sie aus Südamerika mitgebracht, sie lebt illegal in
Deutschland und Sie zwingen sie, Ihre Mutter zu pflegen und sich optisch so herzurichten,
dass sie Ihnen zum Verwechseln ähnelt. Sie, Frau Salmann, haben die gesamte Zeit
hier bei Ihren Fröschen und Ihrer Bekannten verbracht. Sie konnten in weniger als
zehn Minuten in diesem Hotel sein und wieder verschwinden, zu jeder Tages- und Nachtzeit,
Sie hatten den Hauptschlüssel«, sagte Frank ruhig und konzentriert.
    Nun hielt
die Salmann nichts mehr auf dem Sitz. »Sie hat mich verpfiffen, nicht wahr?«, schrie
sie Frank an. »Sie hat alles gesagt, ich werde sie umbringen, dieses Miststück.
Ich hatte sie gewarnt!«
    Frank hielt
sie nun mit beiden Händen auf dem Stuhl fest. »Auch Ihre Freundin hat kalte Füße
bekommen, als wir ihr sagten, dass sie wegen Mittäterschaft belangt werden könne,
weil sie die Frösche ja immer brav mit Giftnahrung gefüttert hatte und so möglicherweise
am Mord beteiligt gewesen
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