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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Vera Sieben
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Reisevorbereitungen, der Rest der Klamotten war schnell dazugepackt,
die Koffer konnte Liv prima schließen – zur Abholung bereit, ließ sie sie im Zimmer
stehen. Reisefertig in ihren sehr bequem gewordenen Jeans, ging Liv zum Frühstücksraum.
    »Sie haben
es aber eilig, uns zu verlassen«, sprach sie eine Frauenstimme von hinten an.
    »Ganz und
gar nicht, aber ich stehe gern früh auf«, log Liv grinsend, während sie sich umdrehte.
    »Ich auch«,
betonte Monika Salmann, und Liv sah ihr ihre Lüge deutlich an dem müden und verquollenen
Gesicht an.
    »Dann können
wir ja gemeinsam frühstücken«, lud Liv sie ein.
    Liv merkte,
Monika wollte nicht, aber sie fand spontan keine Ausrede und willigte schließlich
ein.
    »Ich komme
nach, muss nur kurz im Büro etwas regeln.« Sie verschwand hinter der Bürotür.
    Schnell
schickte Liv an Frank eine weitere SMS, dass sie mit M. Sa. im Frühstücksraum esse.
Sie war so schnell wieder da, dass sie Liv mit dem iPhone überraschte.
    »Ist Ihr
Freund auch Frühaufsteher?«, fragte sie misstrauisch.
    »Der wäre
längstens mein Freund gewesen, wenn ich ihn zu solch früher Stunde anrufen würde.
Nein, ich überprüfe nur meinen Terminkalender. Praktisch, diese kleinen Büros für
unterwegs.«
    Senden –
und Liv steckte das Handy zurück in die Tasche. Fertig.
    Liv war
nervös.
    Was durfte
sie sagen, damit ihre Gesprächspartnerin nicht noch misstrauischer wurde und verstockte?
Was musste sie sagen, um interessant für Monika Salmann zu bleiben und sie vom verfrühten
Gehen abzuhalten? Wann würde Frank eintreffen? Von den Recherchen seiner Truppe
hing jetzt alles ab. Liv musste Monika Salmann hinhalten.
    Die Frau
drängte sich an Liv vorbei und ging voran – ganz so wie eine Gastgeberin. Sie grüßte
großzügig in die Gegend. Ein paar der Mitarbeiter grüßten mit einem »Guten Morgen,
Frau Salmann« zurück. Das genoss sie sehr. Anonym hier durch die Hallen zu wandeln,
ohne Amt und Würden, das wäre nicht ihr Ding. Sie täte sicher einiges dafür, dass
ihr weiterhin Aufmerksamkeit und Achtung entgegengebracht würden. Darin stand sie
der ehemaligen Hausherrin in nichts nach.
    »Wo wollen
wir uns hinsetzen?«, fragte Liv.
    »Überall,
nur nicht in die Nähe dieses Tisches …«, Monika Salmann stockte, »… na, Sie wissen
schon«, und zeigte in die Ecke des Frühstücksraumes.
    »Wo sich
Ihr Verlobter das Leben nahm?«, ergänzte Liv fragend.
    Sie schaute
Liv entsetzt an. Diese Wahrheit hatte ihr so wohl noch niemand gesagt. Es klang
ja auch ein wenig idiotisch. Wer nahm sich an einem solchen Ort das Leben? Das wollte
sie so sicherlich nicht gehört haben, dann klang es schon besser, wenn er umgebracht
worden wäre. Aber damit konnte keiner dienen. Ablenkend führte Liv sie zum Fenster.
Hier saß sie sowieso am liebsten.
    Bis sie
sich alles geholt hatten, von Kaffee, Brötchen, Nutella für Liv und Kaffee und ein
Croissant für Monika Salmann, dauerte es seine Zeit.
    »Kennen
Sie das Märchen vom Froschkönig?«, fragte sie Liv.
    »Wer kennt
es nicht?«, fragte Liv verwundert zurück.
    »Im Detail
kennen es nicht alle Menschen, zumindest nicht die, die keine Kinder haben wie Sie.«
Sie schaute Liv in die Augen.
    »Und Sie«,
musste Liv richtigstellen.
    »Ich hätte
beinahe welche gehabt. Sozusagen stand ich kurz vor der Geburt.«
    Liv musste
sich das Lachen verkneifen.
    »Werden
Sie die Kinder denn auch alleine adoptieren?«
    »Wie stellen
Sie sich das denn vor? Hier ist doch noch gar nichts geregelt. Ohne Mann, ohne Heim,
ohne Einkommen, ohne diese Voraussetzungen für die Adoption werden die mir gar keine
Kinder mehr geben. Aber vielleicht wendet sich ja noch alles zum Guten.«
    Sie klang
nicht gerade sehr zuversichtlich. Die Tränen, die sie sich nun aus den Augenwinkeln
tupfte, schienen echt zu sein. Sie sah ihren Lebenstraum verfliegen.
    »Wie kommen
Sie auf das Märchen vom Froschkönig?«
    »Ach, wissen
Sie – hatten wir uns nicht geduzt? Wie war denn noch gleich dein Name?«, fragte
sie Liv.
    »Da ich
heute abreise, wäre es die Anstrengung nicht wert, sich meinen Namen zu merken.
Lassen wir es doch beim Sie.« Liv reichte es, aber Monika Salmann schien es nicht
zu stören, sie überging die Antwort und redete weiter.
    »Ich fühlte
mich wie eine Froschkönigin. Mein Prinz hat mich geküsst und ich wurde zu einer
Prinzessin. Mein Verlobter machte mich zu einer richtigen Prinzessin. Hier in diesem
kleinen Schloss hätten wir glücklich gelebt bis an unser
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