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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Vera Sieben
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plausible
Erklärung parat gehabt, die sie in dieser hockenden Stellung mit dem Ohr an der
Tür entschuldigt hätte. Sie hoffte, dass die Dame zu dieser späten Stunde ihr Zimmer
nicht mehr verlassen wollte. Allerdings war es auch nicht unbedingt die richtige
Uhrzeit, um ein Telefonat zu führen. Es sei denn, in dringendsten Fällen – oder
auf einen anderen Kontinent.
    Wenige Minuten
tat sich gar nichts. Die Dame hatte sich anscheinend beruhigt. Liv merkte sich die
Zimmernummer und war gerade im Begriff, sich leise davonzumachen, als wieder eine
überproportional hohe und laute Stimme ertönte. Livs Aufmerksamkeit steigerte sich
noch, als sie mitbekam, dass das Gespräch nun in Deutsch geführt wurde.
    Livs Herz
schlug höher. Sie versuchte, ihren hektischen Atem flacher zu halten, damit sie
jedes Wort mitbekam. Jeder Buchstabe sollte sich in ihr Gedächtnis einschmelzen,
damit sie alles so genau wie möglich Frank übermitteln konnte.
    Was Livs
Unterbewusstsein ihr schon die gesamte Zeit des Lauschens suggerieren wollte, wurde
nun zur Gewissheit: Monika Salmann wohnte hinter dieser Zimmertür, abgeschottet
von anderen Gästen des Hauses, die sie stören oder beobachten könnten. Liv erinnerte
sich, sie hatte südamerikanische Verwandte, sie war der spanischen Sprache mächtig.
In Südamerika musste es jetzt früher Abend sein, das passte.
    »Ich werde
das nicht akzeptieren!«, schrie Monika Salmann nun wieder. Ihre Stimme veränderte
sich erneut. »Wenn du mir meinen Plan kaputt machst, bekommst du keinen Cent von
dem Geld. Und du solltest dann besser nicht mehr allein auf die Straße gehen. Ich
warne dich, das wirst du nicht überleben. Halt dich an die Absprachen!«
    Monika Salmann
wartete die Antwort ihres Telefongesprächspartners ab. Nach ihrer Erregung zu urteilen,
hätte sie sicherlich am liebsten aufgelegt. Sie tat es nicht, war sie abhängig von
ihm?
    Liv schaute
auf ihre Armbanduhr, um sich die Uhrzeit einzuprägen, so konnte sie das Gespräch
morgen nachverfolgen lassen.
    »Das wirst
du nicht tun!«, hörte sie. Und ab da war nur noch ein Schrei und hüpfendes Gestampfe
zu vernehmen. Der arme Mensch am anderen Ende lief Gefahr, dass sein Trommelfell
platzte, sollte er den Hörer nicht reflexartig vom Ohr weggehalten haben.
    Liv drückte
immer noch ihr Ohr an die Tür, nur flach atmend. Jetzt, als sie die Zimmernummer
erneut sah, erinnerte sie sich, dass Monika Salmann Frank die 69 als ihr Zimmer
angab.
    Das Telefongespräch
war zu Ende. Die eben noch wütende Frau saß in ihrem Zimmer, Liv sah sie förmlich
schwer atmend auf ihrem Bett sitzen, rot vor Wut, nach Rache lechzend. Sie ließ
Wasser laufen – schade, nun war es vorbei, sie nahm ein Entspannungsbad, das sie
bitter nötig hatte. Aber dabei musste Liv sie nun wirklich nicht mehr belauschen.
    Als sich
Liv gerade aus ihrer Abhörstellung aufrichtete, bemerkte sie eine kleine Bewegung
an der Ecke oben am Dielengang. Sie schaute direkt wie in ein Auge eines Zyklopen
und schlagartig fiel ihr ein, dass Frank von den Überwachungskameras im Hotel berichtet
hatte. ›Sie sehen alles‹, ging es Liv durch den Kopf. Eher bedroht als peinlich
berührt, richtete sie sich langsam auf. Den Weg zurück zu ihrem Zimmer fand Liv
im Laufschritt, ohne nachzudenken.
    Vorsichtig
öffnete sie ihre Zimmertür, schaute noch einmal auf den Gang zurück und registrierte
auch hier die Drehung des stummen Auges vor ihrer Zimmertür. Schnell schloss sie
den Raum mehrfach ab. Heute schob sie zur Sicherheit zwei Stühle vor die Tür und
machte sich eiligst daran, an ihrem Artikel weiterzuschreiben. Von ihren Gefühlswallungen
stark beeinflusst, schrieb sie ihre Version im Eiltempo herunter, bevor sich ein
Gefühl von Müdigkeit einschlich. An Frank sendete sie noch folgende SMS: ›Bitte
Telefongespräche von heute Nacht von M. S.? und Überwachungskameras prüfen und sicherstellen
– wichtig! – bis morgen früh!‹
    Ihr Schweizer
Messer in der Hand, sollte Livs letzte Nacht in diesem Hotel kurz und traumlos werden,
denn für 6 Uhr stellte sie den Wecker, um 6:30 Uhr wollte sie fertig am Frühstückstisch
sitzen und der Dinge harren, die unweigerlich kommen würden, da war sie sich sicher.

71
     
    Der Wecker riss Liv aus dem Tiefschlaf.
Sie brauchte nicht lange, um sich darüber klar zu werden, welche Tragweite dieser
Morgen haben würde, und stand sofort auf. Die Dusche wirkte wahre Wunder, besonders
die kalte im Anschluss.
    Jetzt bewährten
sich die gestrigen
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