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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Vera Sieben
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Liv verrückte ihren Stuhl, um sie aus dem Blickfeld
zu bekommen. Gegenüber am großen Tisch fand offensichtlich eine Firmenfeier statt.
Sämtliche Frauen trugen schwarze Hosenanzüge mit weißen oder rosafarbenen Blusen.
Die Männer, als hätten sie sich abgesprochen, steckten alle in dunkelgrauen Anzügen.
Einzige Farbtupfer waren wieder die bunten Krawatten, die die Farb- und Formpalette
voll ausschöpften.
    »Darf ich
mich zu Ihnen setzen?«, fragte eine Männerstimme, der sich Liv freundlich zuwandte,
in der Meinung, es sei jemand, den sie kannte. Aber weit gefehlt. Diesen Mann hatte
sie noch nie vorher gesehen. Livs Lächeln gefror schlagartig, als er sich bereits
gesetzt hatte.
    »Ich möchte
mich heute Abend nicht unterhalten. Das verstehen Sie sicher«, sagte Liv, ohne Widerspruch
zu dulden.
    So schnell,
wie er sich gesetzt hatte, stand er wieder auf und verschwand.
    Der Kellner
brachte die Karte, die Liv ablehnte, weil sie genau wusste, was sie essen und trinken
wollte: »Pommes frites, eine Currywurst und ein Alt.«
    Liv grinste
ihn siegessicher von unten an. Nach einer kurzen Denkpause holte er tief Luft:
    »Tut mir
leid, Frau Oliver, das haben wir überhaupt nicht auf der Karte.«
    »Sie haben
Pommes frites! Und Sie haben sicherlich irgendeine Wurst, die Sie in irgendeine
Suppe tauchen, und Sie haben Curry, oder täusche ich mich?«
    »Ja, nein,
aber …«, wollte der Kellner zum Gegenargument ausholen.
    »Dann können
Sie mir mit ein wenig Flexibilität, die Ihrem Hause gut stände, den Wunsch erfüllen.
Sollten Ihre Kollegen in der Küche anders denken, stelle ich mir das Essen auch
gern selbst zusammen. Ich bin aber sicher, dass es klappt. Prima, ich danke Ihnen.
Ach ja, vorweg bitte ein großes, frisches Alt vom Fass.«
    Der Kellner
drehte sich auf der Ferse um und Liv sah noch, wie er schnurstracks auf Johann Overbeck
zuging, der ihm entgegenkam. Dieser nahm ihn beiseite in eine Ecke, die Liv nicht
einsehen konnte. Da sich niemand mehr bei Liv meldete, nahm sie an, es ginge alles
gut.
    Hätte sie
den Bogen nicht schon weit gespannt und wäre dies nicht eins der von Nichtrauchern
viel gelobten Nichtraucher-Restaurants gewesen, hätte Liv sich nun gern eine Zigarette
angezündet. Dann eben später, draußen.
    Es spielte
jemand Klavier. Er musste gerade begonnen haben. Er spielte und sang: ›What a wonderful
world‹. An die rauchige Stimme von Louis Armstrong erinnerte er nur entfernt. Liv
fand in dieser Situation hier mit Toten und Mördern in dem Hotel den Liedtext allerdings
etwas zynisch. Jörg Olsson wedelte lächelnd mit einem großen Tablett mit Getränken
an Liv vorbei. Er versprühte an einem Tisch mit einem passenden Spruch und seinem
Lachen gute Laune.
    Während
Liv so vor sich hin sann und überlegte, wie lange die Currywurst wohl noch brauchen
würde, wurde ein großer, ovaler Teller von der Seite vor sie gestellt.
    »Hier Ihre
Extrawurst, Frau Oliver. Die Köche haben extra noch einmal in die Currysoße gespuckt.«
    Erschrocken,
aber auf Angriff gepolt, schaute Liv in das Gesicht des Tellerbringers.
    Was war
das? Der Kommissar Frank brachte ihr das Essen an den Tisch? Den Teller mit einer
Hand tragend, eine weiße Serviette über den Unterarm geschlagen, stand er neben
ihr, als hätte er einen Stock verschluckt.
    »Oh, wie
nett von den Köchen. Ich weiß deren Flexibilität in puncto Extrawürste sehr zu schätzen«,
lachte Liv, während sie den würzigen Geruch einatmete. »Das ist ein richtiges Essen,
nicht wahr, Frank? Neidisch?«
    »Ich bekomme
doch sicher etwas ab?«
    Er setzte
sich neben Liv und stibitzte sich ein Pommes frites. Liv stellte den Teller in die
Mitte und schnitt Frank von der Wurst ein Stück ab, spießte es auf und steckte es
ihm in den weit geöffneten Mund.
    »Wieso,
was ist los, Frank? Was tust du hier? Suchst du den Mörder unter den Köchen?«
    »Iss doch
erst mal in Ruhe«, meinte er scheinheilig zu Liv.
    »Ich wollte
der Küche Froschschenkel anbieten, davon haben wir im Moment eine ganze Menge«,
witzelte er.
    »Die sind
verboten«, konterte Liv.
    »Meinst
du, das würde hier jemanden stören?«
    »Wohl nicht«,
stimmte Liv ihm zu.
    »Die kleinen
armen Kerlchen liegen alle auf dem Seziertisch, na ja, eher unter dem Mikroskop.
Essen kann man ja auch giftige Frösche. Das weißt du ja.«
    Liv verstand.
    »Ihr habt
die Giftfrösche gefunden? Sag schon!«
    Frank nickte.
    »Ihr habt
diese ominöse Freundin Claire aufgespürt?«
    »Richtig,
und drei gelbe
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