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Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)

Titel: Frösche, die quaken, töten nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Vera Sieben
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war. Wir müssen erst noch überprüfen, ob sie tatsächlich
nichts von allem wusste, wie sie beteuert. Aber sie war sehr auskunftsfreudig, ist
doch verständlich. Ihr können Sie keinen Vorwurf machen.«
    Monika Salmann
verließen die Kräfte, sie sackte auf dem Stuhl zusammen, sie war sich der Ausweglosigkeit
bewusst.
    »Auch können
Sie Ihrem Mittelsmann in Bogota keinen Vorwurf machen. Ihm wurde es auch etwas zu
heiß, als er hörte, dass Sie in einen Mord verwickelt sind. Sie versuchten ja noch
letzte Nacht per Telefon, beide einzuschüchtern. Das ist aber eher nach hinten losgegangen.«

73
     
    Frank schaute Liv augenzwinkernd
an. Sie versuchte, ihre angespannten Gesichtsmuskeln zu einem Lächeln zu lösen.
Das gelang nur kurz. Schnell war sie wieder bei Monika Salmann.
    Diese hing
wie ein Häufchen Elend vor ihrem angeknabberten Croissant und der halb leeren kalten
Tasse Kaffee. Wie weggetreten sah sie starr ins Nichts.
    »Ich hasse
sie, die ganze Familie, auch diese Geschwister, die sich hier ins gemachte Nest
setzten und meinen Verlobten bedrohten«, fing sie an, ohne Betonung zu erzählen.
»Sie gönnten mir mein Glück mit meinem Liebsten und unseren neuen Kindern und dem
Hotel nicht. Es gab immer Streit wegen des Geldes. Sie wollten meinem Verlobten
nicht mehr Geld abzweigen. Sie sagten, er ruiniere das Hotel bei seinem Lebenswandel
mit drei Frauen, die er zu unterhalten hatte, und nun auch noch Kindern. Sie gönnten
uns unser Glück nicht, weil sie selber kein Liebesglück hatten. Die Tochter endet
mit Sicherheit als alte vertrocknete Schachtel und der Sohn, der wird sie mit seiner
verdammten Fürsorge nie alleine lassen. Sollen sie doch zur Hölle gehen, diese undankbaren
Parasiten.«
    Monika Salmann
spulte ihre Geschichte nun weiter ab. Sie ließ auch kein gutes Haar mehr an den
Ehefrauen und Hotelmitarbeitern. Aber als sie von Gritta Entrup sprach, wurde es
noch einmal interessant.
    »Ich wusste,
dass sie abends vor ihrem Geburtstag ins Fitnessstudio ging. Das tat sie immer,
weil sie sich am nächsten Tag von allen Geschenke, Torten und Süßigkeiten überreichen
ließ und den Naschereien nicht widerstehen konnte. Und so spät ging sie immer, weil
sie der Fitnesstrainerin aus dem Weg gehen wollte. Die konnte sie nicht leiden.
Ist auch ein besonders widerborstiges Stück, diese Bettina, da waren wir uns ausnahmsweise
einig. Die will sich an den Johann Overbeck ranmachen, die Erbschleicherin.« Sie
pausierte nur kurz.
    »Ich bereitete
alles vor, ich melkte meine Frösche ausgiebig, lauerte ihr im Studio unten auf –
die Generalschlüssel hatte ich ja -, machte Licht in einem Kosmetikraum und wartete,
bis sie kam, um es auszuschalten.«
    Eiskalt
geplant war es. Sie fuhr fort: »Ich wusste, sie kommt wie die Motte zum Licht, dann
hatte sie nämlich wieder einen Grund, die Trainerin oder die Kosmetikerinnen am
Morgen zusammenzustampfen und ihnen vorzuwerfen, Energiekosten zu verschwenden.
Klar, sie kam. Ich hielt ihr eine Pistole vor, die ich vor Jahren in Südamerika
gekauft hatte, schmiss sie mit einem kräftigen Schubs in den Kosmetikstuhl, fesselte
und knebelte sie. Sie hatte große Angst, das merkte ich. Aber das hatte sie verdient.
Sie war nie nett zu mir. Das hatte sie nun davon. Ich mischte ihr eine besondere
Gesichtspackung aus ätzendem Kloreiniger und Resten vom Froschgift zusammen. Obwohl
ich wusste, dass ihre Haut auf Unbekanntes sehr sensibel reagiert, ritzte ich zur
besseren Wirkung die Gesichtshaut noch etwas mit einem Skalpell ein.« Grinsend fuhr
sie fort: »Die Hautbehandlung war sehr effektiv. Pusteln schossen aus ihrer Haut.
Sie schrie trotz Knebel noch relativ laut. Ich hielt ihr den Spiegel vor. Sie war
doch immer so bemüht, gut auszusehen. Langsam, sehr langsam, spritzte ich ihr das
Gift in die Vene und dann ging alles ganz schnell. Je mehr Angst sie hatte, umso
schneller wirkte das Gift. Das sagte ich ihr noch, aber dann war sie schon weg.«
    Ein irres
Grinsen zog sich über Monika Salmanns Gesicht. Sie hielt inne.
    Ein kalter
Schauer lief über Livs Rücken. Sie erinnerte sich an die großen, aufgesprungenen
Pusteln auf der Haut der Toten. Frank und Liv tauschten ihr Entsetzen über Blicke
aus.
    ›Wie kann
ein Mensch so sein? Ist sie krank? Reicht eine Krankheit aus, um dem Gefängnis zu
entgehen und in der Psychiatrie untergebracht zu werden?‹, fragte sich Liv.
    Sie musste
ihren Blick abwenden, schaute hinaus auf die Wiese. Dort verspeiste die schwarze,
langhaarige Katze in
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