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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Vermutlich würde sie beim Aufräumen bis zu den Fersen im Löschwasser stehen.
    Seine Aufmerksamkeit wurde glücklicherweise von einem frisch gezapften Bier abgelenkt, bevor er wieder auf den Steg zum Hindenburgufer blickte. Trutz war entschwunden.
    Warum konnte jetzt nicht Jenny auf ihn zustürmen und in die Arme nehmen, so wie er es liebte? Er überlegte kurz, ihr eine SMS zu schreiben. Doch sie würde sicher nicht mehr kommen, nach allem, was vorgefallen war.
    Als er wieder aufblickte, erkannte er die beiden Gestalten sofort, die sich näherten. Es waren Kommissar Hansen und Olli. Kurz darauf standen sie neben ihm.
    »Hast du Dr. Trutz noch gesehen?«, fragte der Kommissar.
    Stuhr nickte kurz, bevor er die beiden begrüßte. »Nur gesehen wäre ja nicht so schlimm.«
    Die beiden mussten lachen. Hansen stellte sich neben ihn an den Tresen, um den Eingangsbereich gut im Auge behalten zu können. Olli zog einen der verwaisten Barhocker zu sich heran und setzte sich mit Blick auf den Badebereich. Das Treiben dort schien ihn mehr zu interessieren.
    Hansen orderte zwei Biere. »Die haben wir uns verdient.«
    Das konnte Stuhr bestätigen. »Scheint ja so zu sein, ich habe gerade alles nachgelesen. Die Bester scheint dir ja aus der Hand zu fressen.«
    Der Kommissar schien den Moment des Triumphes zu genießen. »Ja, momentan laufen die Dinge ausgesprochen gut. Den Ohmsen haben übrigens Wattläufer heute Mittag tot aufgefunden. Er ist ertrunken. Seine Leiche wird in die Gerichtsmedizin nach Kiel geflogen. Na ja, den Rest kennst du ja aus der Zeitung und von deinem Freund.«
    Er verwies lächelnd auf Olli, der das aber nicht richtig mitbekam, weil ihn die flanierenden Schönheiten auf dem Badesteg fesselten.
     
    »Nicht ganz. Habt ihr denn herausbekommen, was diese Tätowierung auf der Hand von Ohmsen bedeutet?«
    »Ja, das war das Zeichen für die Hualewjonken. Das J auf dem Bruchstrich steht für Jonken, und die zwei darunter für halb. Es ist Ohmsen übrigens versehentlich auftätowiert worden. Olli ist diesem Ritual nur ganz knapp entronnen, richtig?«
    Anstatt davon zu berichten, rutschte Olli vorsichtig vom Barhocker, um sich zur Herrentoilette zu verdrücken.
    Hansen zeigte zur Erklärung auf den Steg. »Schau einmal, wer da kommt.«
     
    Es war Petra Bester, die jetzt, eingehakt bei Fingerloos, die Seebar betrat. Sie ließ Stuhr links liegen und grüßte den Kommissar. »Gute Nachrichten, die Herren. Die junge Frau Kramer kann wieder laufen. Unser Verlag unterstützt sie nach Kräften. Sie sehen, Geld ist nicht alles im Leben. Herrn Fingerloos muss ich Ihnen vermutlich nicht vorstellen, oder?«
    Hansen schüttelte den Kopf und begrüßte seinen Kollegen mit knapper Geste. Der schüttelte ihm kräftig die Hand. »Grüß dich, Konrad. Glückwunsch für die Auflösung des Falls.«
    Stuhr fiel die Kinnlade herunter. Was war denn mit Fingerloos gelaufen, dass sich Hansen mit seinem Vornamen anreden ließ? Das durfte doch nur seine Frau. Doch der Kommissar tat so, als wäre es das Normalste von der Welt.
    Die Bester genoss die Nähe von Fingerloos. Sie wartete die folgende kurze Fachsimpelei zwischen Fingerloos und Hansen ab, bevor sie sich in das Gespräch einmischte. »Wo steckt denn eigentlich der kleine Feigling?«
    Natürlich ahnte Stuhr sofort, dass die Nachfrage Olli galt. Was blieb Stuhr übrig, als sich hinter seinem Glas zu verschanzen und die Antwort Kommissar Hansen zu überlassen. »Wenn Sie auf Herrn Heldt anspielen, der hat sich bei der Aufklärung als ausgesprochen hilfreich erwiesen. Eben gerade hat er noch hier gesessen.«
     
    Die Bester schien zufrieden zu sein, ihren ehemaligen Liebhaber weggebissen zu haben. Stuhr ahnte, dass auch er noch sein Fett abbekommen würde, und prompt rollte Besters Angriffswelle gegen ihn an.
    »Na, verehrter Herr Stuhr? Keine Frau in der Nähe, wieder einmal Beziehungsprobleme?« Das ging sie nichts an, also schwieg Stuhr.
    Aber Petra Bester konnte das Sticheln nicht lassen. »Die Aufführung gestern war ja ein Riesenerfolg, nicht nur für Frau Muschelfang. Die Kritik in der Rundschau werden Sie vermutlich gelesen haben.«
    Stuhr nickte, wenngleich er nur die ersten beiden Seiten mit Hansens gelöstem Fall studiert hatte. Die Bester hatte die Aufführung sicherlich in ihrem Käseblatt hochgejubelt.
    Aber sie ließ nicht locker. »Dabei waren die Rahmenbedingungen für die Schauspieler ausgesprochen schlecht, weil Sie als Inspizient gekniffen haben, mein lieber Herr
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