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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und spätnachts wurden auch noch die Zimmer gewechselt. Gestern taucht dieser Herr Stuhr mit einem 20 Jahre jüngeren Bekannten auf und teilt sich mit ihm ein Doppelzimmer. Mein Gott, die Geschmäcker sind verschieden, aber das ist uns im Gastgewerbe auf der Insel bisher noch nicht untergekommen.«
    Die Bedienung hatte nicht ganz unrecht. Es war auch für ihn gestern schon eine seltsame Situation auf der Terrasse von der Frau Dr. Rieder gewesen, als Olli vorgeprescht war und Stuhr mehr oder weniger beim Fremdgehen erwischt hatte, während hinter dem Reetdachhaus bereits die ersten Funken sprühten. Sicherlich übertrieb die Bedienung ein wenig, aber es stimmte schon, immer wieder hatte Hansen Stuhr in verfänglichen Situationen erwischt. Der Kommissar war nur unschlüssig, ob das reiner Zufall war oder ob Stuhr nicht verstand, gefährlichen Konstellationen auszuweichen, denn diese Frau Dr. Rieder schien ihm nicht ganz ohne.
    Sicherlich wäre es besser, sich gegenüber der Bedienung nicht als Freund von Stuhr zu erkennen zu geben. »Unter uns, ich muss Herrn Stuhr vernehmen. Es gibt einen gewissen Verdacht, aber das dürfen Sie nicht weitererzählen. Sagen Sie mir bitte die Zimmernummer?«
    Die Bedienung wurde freundlich. »Das können Sie einfacher haben. Herr Stuhr sitzt mit seinem jungen Burschen bereits beim Frühstück und stärkt sich. Sie sehen beide allerdings ziemlich mitgenommen aus. Sie müssen eine harte Nacht hinter sich haben. Gehen Sie nur hinein. Meinetwegen können Sie beide gleich einsammeln. Stellen Sie sich vor, dass alle Männer so wären. Nicht auszudenken!«
    Hansen nickte. »Mal sehen, was sich machen lässt. Eine Bitte hätte ich jedoch. Könnten Sie mir einen Kaffee bringen lassen?«
     
    Jetzt strahlte die Bedienung. »Sie können sich selbstverständlich am Buffet bedienen, wie Sie mögen. Hauptsache, Sie entfernen diesen ungebetenen Gast.«
    Der Kommissar nickte kurz und durchschritt suchend den Frühstücksraum, bevor er die beiden in der hintersten Ecke entdeckte. Stuhr sah wirklich fix und fertig aus, während Olli vergnügt seinen Teller leer putzte. Stuhr blickte skeptisch zum Kommissar hoch. »Moin, Hansen. Gut geschlafen?«
    Schlecht geschlafen hatte er, aber das musste Stuhr nicht wissen. »Klar habe ich das, und wenn ich meine besten Mitarbeiter wiedersehe, dann keimt sofort unbändige Freude in mir auf. Du warst ja weniger hilfreich, Stuhr.«
    Ungläubig fragte Stuhr bei Hansen nach. »Olli ist dein Mitarbeiter?«
    Hansen verneinte. »Du weißt genau, was ich meine. Immerhin war er einer der beiden Schlüssel zum Knacken des Falles, während du wieder einmal in fremden Betten herumgelottert hast. Die Dame hinter dem Tresen hat ein wenig aus dem Nähkästlein geplaudert.«
    Stuhr war das sichtlich peinlich, während sich Olli königlich amüsierte. Es dauerte ein wenig, bis Stuhr seine Worte wieder fand. »Ja, wenn man die Konstellationen nicht kennt, muss das von außen betrachtet ziemlich schräge gewirkt haben.«
    »Noch mehr, wenn man die Konstellationen kennt, Stuhr.« Hansen ließ ihn ein wenig zappeln, indem er zunächst die Thermoskanne aufdrehte und dampfenden frischen Kaffee in seinen Becher goss.
    Stuhr bohrte ungeduldig nach. »Und wer war der zweite Schlüssel?«
    Das ließ sich der Kommissar nicht nehmen. »Die Hamburger Kripo hat die Wohnung von diesem Lollo durchsucht. Dabei wurde Falschgeld gefunden, und nach der Höchststrafandrohung hat er sofort gesungen.«
    Gespannt spitzten Olli und Stuhr die Ohren, als Hansen fortfuhr.
    »Lollo war sehr vertraut mit Patrick Immel, Sie haben offenbar über alles gesprochen, außer über Frau Muschelfang.«
    Bevor Stuhr im Erdboden versinken konnte, setzte Hansen seine Rede fort. »Der Überfall auf die Kramer war nicht geplant. Im Gegenteil. Die meisten Geschäfte in Hamburg wurden in den Erika-Stuben getätigt, die Ohmsen und Immel gemeinsam betrieben. Immel war an dem Abend in Kiel jedoch verhindert, und deswegen musste Ohmsen für ihn einspringen. Halbedel sollte ihm das Geld übergeben, das er in Hamburg für die letzte Fuhre eingesammelt hatte. Ohmsen hatte neuen Stoff für Halbedel dabei, den Immel bereits von Föhr nach Hamburg geschafft hatte.
    Da sich Halbedel gerade mit der Schauspieltruppe in Kiel aufhielt, traf sich Ohmsen mit ihm vor der Vorstellung auf dem Rundweg um den Wasserturm. Doch Halbedel war an diesem Abend ein wenig von der Rolle, weil er gerade gekokst hatte. Dann kam plötzlich aus dem Nichts der
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