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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wasser tatsächlich nicht Ohmsens Element sein. Dennoch, irgendwo würde ihn die Flut in dieser Salzsuppe schon wieder an Land spülen. Es musste ja nicht unbedingt Amrum sein.
    Diesen Kampf würde er jedenfalls noch gewinnen.
     
     

Inselfrühstück
    Das Klingeln seines Handys ließ Kommissar Hansen hochschrecken. Sein Rücken schmerzte von der harten Pritsche in der Gefängniszelle der Polizei-Zentralstation von Wyk auf Föhr, auf der er wenigstens für einige Stunden Schlaf gefunden hatte.
    Am Telefon war sein Hamburger Kollege, der aufgrund des von der Kieler Polizeidirektion mitgeteilten dringenden Tatverdachtes noch in der Nacht diesen Lollo vernommen hatte. Der war zuerst nicht geständig, doch als bei der Durchsuchung seiner Wohnung größere Mengen Falschgeld gefunden wurden, begann er sofort auszupacken.
    Kommissar Hansen bedankte sich bei seinem Kollegen. Seine eigenen Anstrengungen am gestrigen Abend waren eher unrühmlich verlaufen, denn die kurze Vernehmung des Rädelsführers der selbsternannten Utersumer Hualewjonken, der sich Präsi nennen ließ, war ergebnislos geblieben. Sicher, wegen Kokainhandels würde er für längere Zeit hinter Gittern verschwinden, aber wenn er die Strafe abgesessen hatte, würde er andernorts weitermachen. Die Brandstiftung bei Frau Dr. Rieder würde ihm wegen der undurchsichtigen Situation beim Eintreffen des Spezialeinsatzkommandos schwer nachzuweisen sein.
    Seine Komplizen standen unter dem dringenden Verdacht, den Mord an Patrick Immel verübt zu haben. Sie sträubten sich jedoch mit Händen und Füßen, andere Verdächtige zu benennen. In den Verhören wurde immer deutlicher, dass sie ihren Präsidenten schützen wollten, um den Ehrenkodex der Bande zu wahren.
    Hansen hatte wenig Lust verspürt, mit diesen Halbwilden seine Zeit zu verplempern, und sie kurzerhand nach Kiel in die Polizeidirektion überführen lassen. Sollte sich Magnussen mit ihnen herumärgern.
    Nachdenklich legte Hansen sein Telefon beiseite und sah sich in der fensterlosen, tristen Zelle in der Polizei-Zentralstation von Wyk auf Föhr um. Nein, hier wollte er nicht länger bleiben. Er rappelte sich auf und wankte schlaftrunken durch den Zellengang bis zum Tresen der Polizeistation. Eine freundliche gleichaltrige Kollegin nahm ihn in Empfang. »Ah, hoher Besuch aus Kiel. Polizeidirektor Hansen, richtig?«
    Hansen versuchte vergeblich, auf seinen niederen Rang als Hauptkommissar zu verweisen. Das gelang ihm aber nicht, denn sie schob sofort das Serviceangebot der Polizeistation nach. »Moin. Ich hoffe, wohl geruht zu haben. Die Übernachtung war selbstverständlich Diensthilfe, natürlich kostenfrei. Jetzt ein leckeres Frühstücksbuffet mit Fisch, Krabben, Schinken und Eiern? Kaffee und Orangensaft satt, vielleicht ein Gläschen Sekt auf den Erfolg?«
    Dankbar nickte Hansen. So viel Freundlichkeit war ihm bisher noch in keiner Polizeiwache zuteil geworden.
    Die Kollegin behielt ihre Freundlichkeit bei. »Dann bitte 200 Meter an der Hafenkante entlang ins Duus-Hotel. Steht alles für Sie dort bereit. Natürlich auf eigene Kosten. Auf Wiedersehen.«
     
    Dieses Mal blieb Hansen nur ein unsicheres Lächeln, und so trabte er kurz dankend davon. Duus-Hotel, wollten dort nicht Olli und Stuhr übernachten?
    Er betrat den Eingang des Hotels und folgte dem Kaffeeduft, der ihn in den Frühstücksraum der Hotelgaststätte führte. Dort wurde er von einer freundlichen Bedienung am Tresen begrüßt, die an der Kaffeemaschine hantierte. »Willkommen in Wyk auf Föhr. Es kommen nicht viele Gäste mit der ersten Fähre, die Betten sind leider noch nicht gemacht. Sie müssen sich ein wenig gedulden, wir waren heute Nacht ausgebucht. Ihren Namen bitte?«
    Nun, die Bedienung musste anscheinend zunächst auf den richtigen Topf gesetzt werden. »Mein Name ist Kommissar Hansen von der Kieler Kripo, einen schönen Guten Tag. Können Sie bitte einmal nachsehen? Ich suche einen Herrn Stuhr aus Kiel.«
    Entgeistert blickte die Frau auf seine gezückte Dienstmarke. »Das brauche ich nicht. Ich habe vom ersten Augenblick an geahnt, dass mit dem etwas nicht stimmen kann. Herr Stuhr ist die schillerndste Person, die uns im Hotel jemals unter die Augen gekommen ist. Erst bucht er vorgestern ein Einzelzimmer, dann bezahlt eine Frau für die gleiche Nacht die Fürstensuite, später stößt er mit einer anderen dazu, die bei uns ein Einzelzimmer gebucht hat. Anschließend hat es oben mächtig gerumpelt, bis eine der Damen flüchtet,
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