Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition)
Autoren: Bernd Flessner
Vom Netzwerk:
überzogen.
    »Grönmann?«, fragte Häring, nachdem auch er sich an der Beifahrerseite vorbeigezwängt hatte.
    »Karig Simon hat offenbar seinen Meister gefunden«, meinte Greven.
    »Was glaubst du, wie lange er schon tot ist?«
    »Ich bin nicht Dr. Behrends. Aber ich schätze, etwa seit seinem Verschwinden.«
    »Bist du sicher? Dann ist er gestern Nacht gar nicht …?«
    »In dem Zustand? Wohl kaum. Wenn du in seine Taschen greifst, wirst du keine Schlüssel finden.«
    »Aber …?«
    Häring sprach noch einige Vermutungen aus, die Greven nicht mehr erreichten. Vorsichtig schob er einige der bislang isolierten Puzzleteile zusammen. Sie passten auf Anhieb und ließen plötzlich etwas Ganzes erkennen. Es tauchte einfach aus dem Verborgenen auf und beherrschte plötzlich das Puzzle, auch wenn hier und da noch Teile fehlten. Eines dieser Teile begann unvermittelt zu leuchten. Rot zu leuchten. Er zückte sein Handy und wählte die Nummer der Staatanwältin.
    »Greven hier. Haben Sie …?«
    »Ja, habe ich. Spätestens morgen haben Sie die erforderlichen Papiere. Das hatte ich Ihnen doch versprochen. Trotz aller Bedenken.«
    »Das meine ich nicht. Haben Sie gestern noch Folef von und zu Aldenhausen getroffen? In Ihrem Komitee?«
    »Deswegen rufen Sie mich an?«
    »Haben Sie ihm von der bevorstehenden Untersuchung erzählt? Rein zufällig? Unbedacht?«
    Der Apparat blieb einige Sekunden stumm.
    »Ist das irgendwie für die Ermittlungen wichtig?«
    »Vielleicht kann es sogar Leben retten.«
    »Also in Gottes Namen«, schnaufte Dr. Wilms. »Ich habe vielleicht eine kleine Andeutung gemacht. Er ist schließlich der Hausherr und sollte wissen, was da eventuell auf ihn zukommt, so unwahrscheinlich es auch sein mag. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Bin ich. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Danke.«
    »Folef war der Einbrecher?«, sagte Häring mit großen Augen.
    »Er musste handeln, um alle Spuren zu beseitigen. Um alle Hinweise auf ihn zu vernichten. Wobei ich nicht weiß, ob er Grönmann unter Druck gesetzt hat oder Grönmann ihn erpresst hat. Mit dem Wissen von Thalke. Oder Hinweisen aus ihrem Erbe.«
    Greven wählte erneut und erreichte auf Anhieb den guten Geist des Museums.
    »Kommissar Greven. Könnte ich den Grafen sprechen?«
    »Es tut mir leid. Der Graf hat das Schloss vor einer Stunde verlassen. Ein wichtiger Termin. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Es steht nichts in seinem Kalender. Ich gebe Ihnen am besten seine Handynummer.«
    Das Puzzleteil in seinem Kopf strahlte nun dunkelrot. Häring sah ihn fragend an.
    »Der Graf? Bist du sicher? Und wo ist er jetzt?«
    »Am Ort seiner letzten Hoffnung«, sagte Greven und ließ das Handy eine weitere Nummer wählen.

 
     
     
     
    30
     
    »Fahr nicht zu langsam. Er darf auf keinen Fall merken, dass wir es schon wissen. Er glaubt, er hat bis morgen Zeit.«
    Neben dem roten Jaguar parkte ein schwarzer Porsche. Sonst war nichts Auffälliges zu erkennen. Die gelbe Villa versprühte ihren Gründerzeitcharme wie jeden Tag. Der kleine Park, der sie umgab, sah friedlich aus, die wenigen Wolken ebenso. Eine anhaltende Flaute gönnte den Zweigen der Eichen und Buchen eine Atempause. Die kleine Welt in Aurich schien in Ordnung zu sein. Nur der schwarze Porsche störte die Idylle.
    »Wenn er sich eine Geisel nimmt und wegfährt, haben wir ein echtes Problem.«
    »Es kann nicht mehr lange dauern«, sagte Häring. »Sie müssen gleich da sein.«
    »Das befürchte ich ja gerade.«
    »Was hast du vor?«, fragte Häring, der seinen Chef schon lange kannte.
    »Ich werde Sophie einen harmlosen Besuch abstatten. Fahr bitte zum Blumenladen an der Ecke und warte dort auf unsere Jungs.«
    Wenig später erschien ein weißer Passat in der Auffahrt der Villa und parkte äußerst unvorteilhaft schräg hinter den beiden Sportwagen. Bevor der mit einem Blumenstrauß bewaffnete Fahrer ausstieg, deponierte er die Autoschlüssel in einem Fach der Mittelkonsole und verbarg sie unter einer Bonbontüte und dem leeren Kaffeebecher einer Fastfoodkette.
    Mit einer Melodie auf den Lippen, aber innerlich unter Strom, ging er vor der Tür in Position und klingelte. Nichts tat sich, auch nach dem zweiten Anlauf nicht. Erst nach einem dritten und lang anhaltenden Klingeln wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet. Annalinde von Reeten stand mit zerzaustem Haar und verlaufener Schminke vor ihm, die ihren Tränen nicht gewachsen war.
    »Sophie ist nicht zu Hause. Gehen Sie bitte wieder.«
    Aber Greven hatte den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher