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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition)
Autoren: Bernd Flessner
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dezent platzierte Leiche auf dem Sous-Turm.«
    »Das war auch haarscharf. Aber ich konnte Heyden schließlich überzeugen, das Geschäft doch noch zu machen.«
    »Zu einem stolzen Preis.«
    Der Graf nickte arrogant und sah kurz auf die Uhr.
    »Wie sind Sie auf Ihre Schwester gekommen?«, fragte Greven.
    »Ganz einfach. Niemand sonst kam in Frage. Sie muss die Erweiterung und Modernisierung des Museums vor ein paar Jahren genutzt haben, um die Statue auszutauschen. Weiß der Teufel, wie sie das gemacht hat. Aber damals gab es die heutigen Sicherheitssysteme noch nicht. Ich habe zwei Jahre gebraucht, sie zu umgehen. Nur, um an mein Eigentum zu kommen.«
    »Ihr Eigentum?«
    »Ja, mein Eigentum. Geraubt von meinem werten Herrn Großvater Fokko von und zu Aldenhausen, dem allseits verehrten Stiftungsgründer. Ein Dieb war er, weiter nichts. Durch die Stiftung hat er seine eigene Familie bestohlen und ihr die Möglichkeit genommen, ein standesgemäßes Leben zu führen.«
    »Ein Fehler, den Sie korrigieren wollten«, meinte Greven.
    »Die Formulierung gefällt mir«, lächelte der Graf, dessen Nerven sich allmählich zu beruhigen schienen. »Sie trifft den Nagel auf den Kopf. Und den blöden Voyeuren ist es doch egal, ob der Vogel echt ist oder nicht.«
    »Ganz zu schweigen von den Münzen, den Fibeln und Broschen.«
    »Wie recht Sie haben. Aber leider war Thalke schneller. Sie hat sich gar nicht erst mit dem Kleinkram aufgehalten, wie ich, sondern sich gleich das Filetstück genommen. Typisch Thalke.«
    »Aber warum hat Heyden die Erben und die Liebhaber aufgesucht?«, nutzte Greven die kleine Fragestunde, mit der die Wartezeit überbrückt wurde. Der Graf war auskunftsbereit, was ihm einerseits gefiel, andererseits jedoch auch Angst machte.
    »Ganz einfach. Weil Thalke den goldenen Vogel nicht verkauft hat«, antwortete Folef von und zu Aldenhausen betont langsam. »Sie hatte nämlich die Charaktereigenschaft, jedes greifbare Vermögen umgehend unter die Leute zu bringen. Fragen Sie mal ihre Liebhaber. Die können ein Lied davon singen.«
    »Verstehe«, sagte Greven. »Ein plötzlicher Geldsegen wären Ihnen nicht verborgen geblieben.«
    »Sehr gut, Herr Kommissar, sehr gut. Sie hat ihn also behalten und sich einen Spaß daraus gemacht, wie die anderen Geschwister den Stiftungsgründer verflucht haben. Kaputt gelacht hat sie sich. Aber sie hat den Vogel behalten. Aus Spaß oder als Altersvorsorge. Ich weiß es nicht. Er ist ja auch nicht so leicht zu Geld zu machen. Dazu braucht man internationale Beziehungen.«
    »Über die wiederum Heyden verfügte. Er hat also die Umzugskartons unter die Lupe genommen.«
    »Zugegeben, er war dabei nicht zimperlich. Aber es war der einzige Weg. Das wäre genau Thalkes Art gewesen. Die Millionen einfach in einen der Kartons zu packen. Einfach so. Oder das Versteck auf einen Zettel zu schreiben und ihn irgendwo abzuheften.«
    »Aber Heyden hat ihn nicht gefunden«, lächelte Greven.
    »Gut beobachtet. Dafür hat sich mit jedem seiner Besuche das Risiko erhöht. Er wollte mehr vom großen Kuchen. Zu viel.«
    »Da haben Sie die Geschäftsbeziehung beendet.«
    »Was blieb mir anderes übrig«, grinste der Graf, das Gewehr noch immer im Anschlag.
    »Wusste er, dass Sie Jäger sind und sich mit Waffen auskennen?«
    »Säße ich sonst hier?«
    »Bei zwei Kandidaten auf Ihrer Liste hatte er nur einen bescheidenen Erfolg«, fuhr Greven fort.
    »Wieder richtig. Bei diesem Schlitzohr von Grönmann und der lieben Sophie. Und da sich Grönmann als Niete erwiesen hat, ist nur noch Sophie im Spiel.«
    »Selbst wenn sie die Statuette hat, Sie werden nicht weit damit kommen«, sagte Greven und beugte sich dabei vor.
    »Wie Sie sehen, bin ich bislang auch schon sehr weit gekommen, ohne dass Sie auch nur geahnt haben, um was es geht. Selbst jetzt sind Sie nur rein zufällig hier.«
    »Ja, der Zufall ist eine komische Sache«, meinte Greven.
    »Und rein zufällig besitze ich nagelneue Papiere und eine perfekte Geisel, wenn auch keine sehr attraktive«, erklärte der Graf und sah dabei auf Annalinde, die an Greven herangerückt war.
    »Sie haben keine Chance, Herr Graf. Sie kommen nicht mal bis zur holländischen Grenze.«
    »Jetzt täuschen Sie sich aber, Herr Kommissar. Ich habe sogar eine Chance, wenn die liebe Sophie den Vogel nicht hat … oder nicht mehr hat, weil er inzwischen ihr dekadentes Leben finanziert. Dank meiner niedlichen Geisel wird sie dann nämlich ihr Vermögen mir überlassen. Das
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