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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition)
Autoren: Bernd Flessner
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sicheres Trittbrett. Denn zwischen den Inseln lauerte der Matsch. Häring hatte die Aufgabe übernommen, mit Pütthus Kontakt zu halten, um über die Entdeckungen der Spurensicherung auf dem Laufenden zu bleiben.
    »Sie sind immer noch nicht zurück«, sagte sein Kollege und ließ das Handy in die Manteltasche gleiten.
    »Die werden nichts finden«, meinte Greven, ohne den Kopf zu heben. Die Bodenhaftung war ihm wichtiger. Nach gut der Hälfte des Wegs, vorbei an alten Eichen und einem Hochstand, bemerkte Greven etwas im Matsch. Es war wahrscheinlich schon länger da, nur aufgefallen war es ihm bislang nicht. Dafür war eine Reifenspur auch nicht außergewöhnlich genug.
    »Ist dir beim letzten Mal eine Reifenspur aufgefallen? Ich meine, auf diesem Weg?«
    »Nein«, antwortete Häring. »Wer sollte hier auch fahren? Dafür ist doch der teure und offensichtlich neue Klinkerweg da. Es sei denn, man will im Frühling auf die Weiden da vorn.«
    »Was für ein Wagen könnte das gewesen sein?«
    »Der Spurweite und der Breite der Reifen nach zu schließen, würde ich sagen, ein Geländewagen.«
    »Oder ein SUV.«
    »Davon gibt es aber viele. Und bestimmt auch auf einem Reiterhof.«
    »Aber nicht jeder fährt gerne durch den Matsch. SUVs werden nicht für den Acker gebaut, sondern für die Straße. Das sind keine Nutzfahrzeuge, sondern Statussymbole.«
    Gerade wollte Greven seinen Kollegen dazu ermuntern, der Spur zu folgen, rein intuitiv und ohne große Erwartungen, als sie nach rechts abbog. Schon nach ein paar Metern war klar, dass eines der Nebengebäude das Ziel gewesen war.
    »Fällt dir etwas auf?«, fragte Greven.
    »Ich weiß nicht, was du meinst?«
    »Die Spur führt nicht zurück.«
    »Dann wird der Fahrer einen anderen Weg gewählt haben.«
    »Hat er nicht«, entgegnete Greven, der die Spur bereits bis zu dem ersten der Nebengebäude mit seinen Augen verfolgt hatte. »Er ist da in die Scheune gefahren. In die mit dem kaputten Dach.«
    Häring ließ von Gegenargumenten ab und wurde ebenfalls zum Spurenleser. Vor dem dunkelgrünen, zweiflügeligen Scheunentor mussten sie zunächst aufgeben. Die Farbe war an vielen Stellen bereits abgeblättert oder verwittert, das Tor aber hielt ihren Bemühungen stand, es zu öffnen. Links führte ein halbwegs begehbarer, schmaler Klinkerweg um die Scheune herum. Die kleinen, typischen Fenster aus Eisen, die sechs Scheiben aufnahmen, waren blind oder von innen mit Pappe verdeckt. Auf der Rückseite befand sich ein weiteres Tor, das einem Heuwagen die Durchfahrt durch die Scheune erlaubte. Im Gegensatz zu dem vorderen Tor besaß das hintere eine eingebaute Tür. Auch sie war verschlossen, gab aber nach, als Greven und Häring sich gemeinsam gegen sie auflehnten.
    Gemeinsam konnten sie auch den großen Riegel lösen, der das Tor geschlossen hielt. Widerwillig gaben die beiden Flügel nach, denen man anmerkte, dass sie seit Jahren nicht geöffnet worden waren. Die Scharniere knarrten vor Rost und Schmierölmangel. Dafür fiel endlich Licht ins Dunkel. Zwischen alten, längst unbrauchbaren und zum Teil in sich zusammengefallenen Strohballen und noch älteren Heuwendern und Eggen stand ein SUV, ein silberner X5 mit Oldenburger Kennzeichen.
    »Er hat also doch gefälschte Kennzeichen benutzt«, stellte Greven fest.
    Sie brauchten ein paar Minuten, um sich zu dem Wagen vorzukämpfen, denn die Zeit hatte in der alten Scheune viele Hindernisse aufgetürmt. Aber nachdem sie Heu, Stroh, Treckerräder und eine Leiter aus dem Weg geräumt hatten, standen sie vor dem Kühler.
    »Das ist garantiert Heydens Auto«, analysierte Häring. »Da hat die Spusi gleich wieder eine neue Aufgabe.«
    Da der Zugang zur Fahrerseite von einem alten Strohballen blockiert war, zwängte sich Greven an der Beifahrerseite vorbei und öffnete mit wenigen Handgriffen das vordere Tor, das weitaus rüstiger war als das hintere. Jetzt wurde es richtig Licht.
    »Viel werden die nicht finden«, meinte Häring nach einem ersten Blick durch die Frontscheibe.
    Greven zog den obligaten Handschuh aus der Manteltasche und öffnete die Heckklappe, die eine getönte, undurchsichtige Scheibe besaß. Das Januarlicht fiel auf den Körper eines dicken Mannes in einem schwarzen Anzug. Er lag in dem nicht besonders großen Kofferraum wie ein riesiges, schlafendes Baby. Doch er schlief nicht. Sein großer, massiger Kopf hatte ein stattliches Loch in der rechten Schläfe, sein Gesicht war etwa zur Hälfte mit längst verkrustetem Blut
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