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Friendzone oder Sexzone oder Wie werd ich bloß den Trottel los? (German Edition)

Friendzone oder Sexzone oder Wie werd ich bloß den Trottel los? (German Edition)

Titel: Friendzone oder Sexzone oder Wie werd ich bloß den Trottel los? (German Edition)
Autoren: Vanessa Moore
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vorbehalten.
     

Der dunkle See
     
    Er war wirklich sexy, und so folgte ich den Sandspuren seiner nackten Füße durch die Dunkelheit. Die Nacht war mild und klar und man konnte die Sterne wie an einer dunkelblauen Glaskuppel am Himmel blitzen sehen. Ich hörte das Rauschen des Windes und das sanfte Rascheln einiger Blätter, die von meinen Füßen in den weichen Boden gedrückt wurden. Seine dunklen vollen Haare waren nass vom Schweiß und reflektierten an den Spitzen das Mondlicht.
    Die Luft roch warm und frisch zugleich. Sie trug den frischen Herbstgeruch vom Wasser zu uns herauf und ich war gespannt darauf, den dunklen See das erste Mal zu sehen.
    „Komm, folg mir!“, rief Tom und plötzlich sah ich, wie er sich seine Jeans vom den Beinen riss und eine schwarze Badehose entblößte. Na, das kann ja heiter werden, dachte ich. Dann war er auch schon hinter einigen Bäumen verschwunden und ich hörte nur das metallische Klicken seines Gürtels. Er meinte es wohl wirklich ernst. Ich lief etwas schneller und war im gleichen Moment froh, zumindest einen Bikini an zu haben. Aber ich wusste nicht, ob ich wirklich mit ihm schwimmen gehen wollte.
    Obwohl er so verlockend vom See gesprochen hatte, zögerte ich noch. Irgendwo rief eine Eule. Es war das einzige Geräusch, außer dem einlullenden Rauschen der Bäume, das ich wahrnahm. Nur Sekunden später hatte ich keine Zweifel mehr. Als ich um die kleine Baumgruppe bog, sah ich den See in einer kleinen Talsenke vor mir liegen. Das Gewässer breitete sich wie ein marmordunkles Tablett zwischen den Hügeln aus. Am Rand säumten wilde, hochgewachsene Pflanzen in bizarren Formen das Ufer wie edle, aufgetürmte Tücher einen kostbaren Schatz. Der See war wunderschön, glitzerte durch den Vollmond wie ein weiß-blauer Diamant und schien von einer unendlichen Tiefe zu sein. Sein Wasser war dunkel, fast schwarz, besonders jetzt bei Nacht wirkte es wie ein Becken aus erkaltetem Lavastein. Dennoch ging keine Bedrohung von ihm aus. Das Wasser schimmerte ruhig und sanft, wie eine seidene Decke auf der kleine Glasperlen rollten.
    Ich atmete tief durch. Die Luft war klar und mir war überhaupt nicht kalt, obwohl es schon September war und man sonst bestimmt nicht auf die Idee kam, in dieser Jahreszeit nachts an einen See zu fahren, um bei „Mondlicht zu baden“. Doch ich hatte mich darauf eingelassen, denn Tom war a) sexy, b) lieb und c) fuhr ein schickes Motorrad. Da konnte ich einfach nicht Nein sagen. Ich wusste, dass das etwas oberflächlich war. Aber, what the hell! Nach vier Semestern Jura, nächtelangem Büffeln und ätzenden Prüfungen hatte ich mir ja wohl etwas Spaß verdient. Ich studierte an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und hatte es tatsächlich geschafft, mich dort einigermaßen durchzusetzen. Wenn man wie ich aus einem 5.000 Seelendorf nahe der tschechischen Grenze kommt, ist das keine Selbstverständlichkeit. Das Klima an der Uni war von großstädtischer Arroganz und fieser Ignoranz geprägt. Wenn man sich umdrehte, hatte man ein Messer im Rücken. Es reichte die falsche Frisur, zum Teufel … sogar der falsche Friseur und man war unten durch.
    Der falsche Nagellack war ein Kapitalverbrechen und wurde mit Lästerei nicht unter drei Wochen bestraft. Nach einem Jahr war ich wie durch den Fleischwolf gedreht und konnte meine Kommilitonen nicht mehr sehen. Ich war spontan auf eine Medizinerparty gegangen, um einfach mal abzuschalten. Ich hatte keine konkreten Pläne irgendjemand kennenzulernen. Und erst recht nicht hatte ich die Absicht, einen festen Freund zu finden. So wie die Lage aussah, konnte ich mir nicht einmal einen festen Termin in der Woche für einen Jazzdance-Kurs leisten. Die Uni fraß mich einfach auf. Und dann hatte er vor mir gestanden. Ich hatte mir gerade einen Wodka-Cranberry bestellt und mich an den Rand der Tanzfläche getraut, als er wie aus dem Nichts neben mir auftauchte.
    „Willst du mal was Besonderes sehen?“, sagte er. Im ersten Moment fragte ich mich, ob er sich selbst meinte. Immerhin sprachen einige Argumente dafür. Er war groß, hatte hell-blaue Augen und pechschwarzes Haar. Sein Mund war zu einem bübischen Lächeln verzogen und irgendwie, ja irgendwie sah er einfach süß aus, obwohl er einige dicke Muskeln unter seinem T-Shirt verbarg, wie ich fachmännisch feststellen konnte. Zum Glück unter einem schwarzen T-Shirt. Bei einem Polo hätte ich mich gleich umgedreht. Ich hasse Polos. Tat es immer und werde es immer
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