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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
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schaffte, seinen Platz zu verlassen. Er mußte stehenbleiben.
    Bis Chato seine Hände mit einer wild anmutenden Bewegung voneinander löste. Da passierte es.
    Feuer fauchte auf. Es legte sich wie ein Kabel zwischen beide Handflächen. Das eine Ende berührte die rechte, das andere Ende berührte die linke Handfläche.
    Zwischen beiden stand das Feuer!
    Der unheimliche Besucher duckte sich. Gleichzeitig riß er einen Arm hoch und kantete ihn so, daß er sein Gesicht abdecken konnte, weil er auf keinen Fall geblendet werden wollte. Die Angst schüttelte ihn durch, etwas mußte ihn würgen, denn als er sich vorbeugte, drangen furchtbare Geräusche aus seinem Mund.
    Im nächsten Augenblick erwischte ihn das Feuer. Es fauchte auf ihn zu, es war einfach nicht zu halten, niemand konnte es abwehren, und es legte sich als ein Mantel aus Flammen über die Gestalt, die der anderen Kraft nichts entgegensetzen konnte.
    Tom Sengara war nur Zeuge. Er hätte nicht einmal sagen können, ob sich der Todesbote vor ihm auflöste oder zu Staub zerfiel. Alles war so anders, und auch deshalb, weil es eben blitzschnell über die Bühne lief.
    Der Todesbote hatte nicht die Spur einer Chance. Plötzlich gab es ihn nicht mehr. Er war weg!
    Eine leere Plattform, bis auf Chato natürlich, der das Feuer unter Kontrolle hatte. Er war sein Herr, denn es tat ihm nichts. Der Apache hatte die Hände wieder ausgebreitet. Auf seinen Handflächen tanzten die Flammen und waren nicht länger als Messerklingen, deren Spitzen sich bewegten, als würden sie vom Wind getroffen werden.
    Sie zuckten noch, sie verbeugten sich, sie zeichneten Muster in die Luft, dann war auch dies vorbei.
    Chato drehte die Hände einmal, und das Feuer zog sich zurück. Er lächelte und zeigte dem staunenden Tom Sengara seine Handflächen.
    Sie sahen völlig normal aus. Kein einziger Brandfleck zeichnete sich dort ab. Die Flammen schien es nie gegeben zu haben.
    Sengara sagte nichts. Er mußte zunächst einmal damit fertig werden, daß er noch lebte. Diese Tatsache kam ihm wie ein Traum vor. Irgendwo hatte er bereits mit seinem Leben abgeschlossen gehabt. Die Tatsache, daß dies nicht eingetreten war, mußte von ihm zunächst einmal verdaut werden.
    Sengara schaute nach unten.
    Da lag die Tiefe zwischen den Schluchten. Es bewegten sich die Fahrzeuge, es gingen die Menschen über die Gehsteige, alles war normal und trotzdem anders.
    Er befand sich so weit entfernt. Unter ihm lief der Film in einem Zeitlupentempo ab. Zudem kam er sich vor, als würde er überhaupt nicht dazugehören.
    Diese Welt war ihm entrückt worden, und daran war nicht allein die Entfernung schuld. Er kam sich vor wie jemand, der nun über den Dingen schwebte.
    Sengara spürte seinen Herzschlag.
    Laut kam er ihm vor. Die Echos erreichten seine Rippen, klopften dagegen, als wollten sie ihn aufmuntern und ihm sagen, daß er sich nicht zu fürchten brauchte.
    Alles okay – alles normal…
    »Tom…«
    Er hob den Kopf, als er hörte, daß ihn Chato ansprach.
    Der Apache stand noch immer auf der Plattform. Er streckte ihm beide Hände entgegen. In dieser Haltung glich er einem Vater, der seinen Sohn aus dem Zentrum der Gefahr herausholen wollte, so daß dieser ihm voll vertrauen konnte.
    »Es ist nur ein kleines Stück, Tom. Du schaffst es. Schnall dich wieder an.«
    Sengara nickte. Er schaute zum anderen Stahlträger hinüber, wo sein Kollege noch immer in derselben Haltung saß und die Pause verschlief.
    Dies wiederum machte ihm klar, daß eigentlich seit der Begegnung nicht viel Zeit vergangen sein konnte, obwohl sie ihm doppelt so lang vorkam.
    Eine Zeit, in der er hätte sterben können, aber nun am Leben war, und das freute ihn gewaltig.
    Er mußte dies nur noch überreißen und sich klarmachen, wie gut es ihm eigentlich ging.
    Sengara nickte. Er schnallte sich nicht an. Noch auf dem Pfeiler hockend und mit beiden Beinen an den Seiten herabbaumelnd, rutschte er vor, wobei er sich mit den Händen abstützte und sich auch den richtigen Schwung für diese Aktion gab.
    Chato wartete auf ihn mit ausgestreckten Händen. Sengara ergriff sie nicht. Er wollte keine Hilfe haben. Er mußte Chato einfach beweisen, daß er noch da war und den Schrecken überwunden hatte.
    Der Apache verstand ihn. Er trat sogar zurück und gab damit noch mehr von der Plattform frei.
    Sengara rutschte auf sie zu. Mit den flachen Händen berührte er sie. Er nahm den Wind, der aus den Schluchten in die Höhe wehte, nicht mehr wahr. Für einen
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