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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
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nicht, denn er selbst konnte diese Träume unmöglich steuern. Es war bei einem Versuch geblieben, sie aus seinem Hirn zu verbannen. Die andere Kraft hatte sich als viel stärker erwiesen.
    Auf seinem fast nackten Körper bildete sich eine Gänsehaut. Er befand sich in einer Zwickmühle. War es besser, wenn er Sina weckte und sie wegschickte? Abe schüttelte den Kopf. Sina war zu intelligent, um sich durch fadenscheinige Ausreden mitten in der Nacht nach Hause schicken zu lassen. Er hätte ihr Erklärungen geben müssen, das konnte er nicht. Sie würde ihm nicht glauben, und dies wiederum sah er als völlig natürlich an.
    Wie also dann?
    Abe wußte es nicht. Er verließ den Raum mit schweren Schritten und blieb erst in der kleinen viereckigen Küche stehen. Im Mund spürte er einen trockenen Geschmack. Er mußte etwas trinken. Obwohl sich der hohe Kühlschrank in Reichweite befand, öffnete er ihn nicht, sondern trat an das Fenster.
    Abe schaute durch die Scheibe.
    Unter ihm lag Manhattan. Die Straße, die Menschen, die Fahrzeuge, die sich noch immer im Freien befanden. Durch diesen Blick bekam er die Bestätigung, daß die Stadt nie schlief.
    Das hatte auch schon Frank Sinatra in seinem Song ›New York – New York‹ gesungen.
    Und über all den hohen Armen aus Beton, Glas und Aluminium lag der Himmel als ein düsteres Gebilde, das das Funkeln eines Sterns nicht zuließ.
    Eine Decke aus Dampf hatte sich über der Stadt ausgebreitet, und von den beiden Flüssen East River und Hudson stieg noch mehr Dunst auf.
    Die Stadt hatte einen sehr warmen und stickigen Tag hinter sich, und die Nacht war kaum besser geworden. Da brodelte es weiter unter dem Schutz der Dunkelheit, die für Menschen und deren böse Taten wie geschaffen war. Auch für Träume.
    Abe lebte in einer klimatisierten Wohnung. Er war froh darüber, denn diese Luft draußen hätte er ungern in seine Räume gelassen. Sie stank, sie war verbraucht, ein Spiegelbild dieser Stadt.
    Douglas öffnete die Tür des Kühlschranks. Er war zum Großteil mit Getränken gefüllt. Abe hatte die Auswahl. Er entschied sich für eine Flasche Vitamindrink, öffnete sie und trank sie beinahe leer. Es hatte ihm gutgetan. Er merkte, wie das Gefühl der Trockenheit allmählich verschwand und sich auch die bösen Ahnungen zurückgezogen hatten, die ihn quälten.
    Er wollte nicht mehr daran denken, nicht an die bösen Träume, vor allen Dingen nicht an den verfluchten Jericho.
    Abe ging zurück in sein Schlafzimmer. Auf der Türschwelle blieb er stehen, weil er ein Geräusch gehört hatte. Es war nur Sina, die sich im Schlaf bewegte und dabei schniefte. Sehr schnell war sie wieder still und ruhte weiter.
    Abe wünschte sich, daß bald der Tag anbrach. Doch als er auf die Uhr schaute, stellte er fest, daß die erste Morgenstunde noch nicht vorbei war.
    In zwei Tagen mußte er schon wieder zum Dienst. Der Kurzurlaub war einfach wichtig gewesen, zu lange schon hatte er durcharbeiten müssen, das lag zum Glück jetzt hinter ihm.
    Dafür waren die Träume gekommen.
    Böse und brutal.
    Er schluckte und nahm auf seinem Bettrand Platz. Er würde sich jetzt hinlegen, die Augen schließen, versuchen, eine Mütze voll Schlaf zu bekommen, und er wollte nicht mehr träumen.
    Diesmal nahm Abe Douglas es sich ganz fest vor. Er wollte durch seinen eigenen Willen gegen diese Botschaften ankämpfen, und das mußte ihm einfach gelingen.
    Sehr langsam kippte er nach hinten. Er hatte den Eindruck, von mit Wassern gefüllten Kissen aufgefangen zu werden. Kaum lag er auf dem Rücken, da ›schwamm‹ er weg.
    Es war noch kein Schlaf. Es war auch kein Wachsein. Es war einfach das lange Hineingleiten in einen Zustand, den er sich nicht erklären konnte.
    Er trieb weg.
    Die Augen standen noch offen. Da er auf dem Rücken lag, war sein Blick gegen die Decke gerichtet, die wie ein blasser Himmel über ihm schwamm. Ein Himmel ohne Sterne, der kalt war, der Grenzen zeigte, sich aber dann bewegte.
    Shit! flachste Abe in Gedanken. Er wollte sich nicht verrückt machen lassen, deshalb zwinkerte er mit den Augen, um sich selbst wieder in die Realität hineinzubefehlen. Auch das schaffte er nicht. Etwas anderes lauerte in seiner Nähe und versuchte auch, Gewalt über ihn zu bekommen. Jericho…
    Er haßte den Namen, doch er kam von ihm nicht weg, weil das andere einfach zu stark war. Wenn du jetzt liegenbleibst, verringern sich deine Chancen! redete er sich ein. Dann kommst du nicht mehr zurecht, dann packen
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