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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
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weil sie einfach nicht mehr wahr werden würde.
    Chato kämpfte gegen den Schlaf der Männer. Einige von ihnen schlug er, so daß sie nicht mehr in Gefahr gerieten, sich zurückzulehnen und wieder einzuschlafen.
    »Bleibt wach!« brüllte er sie an. »Verdammt noch mal, bleibt endlich wach!«
    Sie gehorchten. Sie waren völlig von der Rolle, sie stöhnten, sprachen mit sich selbst, schauten sich aus leeren, nicht begreifbaren Augen um, aber sie schliefen nicht wieder ein.
    Damit brach Jerichos Welt endgültig zusammen.
    Chato ließ es sich nicht nehmen, auch den letzten Schläfer zu wecken.
    Er mußte ihn schütteln, zweimal gegen die Wange schlagen, bevor der Mann mit einem heiseren Schrei auf den Lippen in die Höhe fuhr.
    Das sah Chato nicht.
    Sein Blick war gegen die Decke gerichtet, wo sich der Traum des Mannes noch abgezeichnet hatte. Es war ein sexistischer und ekliger Traum gewesen, aber der platzte mit einemmal weg, und gleichzeitig war auch der letzte Rest des Dämons Jericho verschwunden.
    »Vorbei!« keuchte Chato, als er zurücktaumelte. »Gerettet. Er kehrt nicht mehr zurück…«
    Vor Erschöpfung ließ er sich auf einem Bettrand nieder. Er schlug die Hände gegen sein Gesicht, und mit dieser Bewegung beschwor er die Erinnerung wieder herauf.
    Er dachte an seine drei Freunde. Waren auch sie zusammen mit Jericho zerstört worden?
    ***
    Wir erlebten den Untergang des Dämons als Beobachter mit. Auf unserer Seite lag der Vorteil.
    Wir gehörten nicht zu dieser Welt. Wir waren nur hineingerissen worden, demnach konnten wir auch nicht zerstört werden. Wir hockten gemeinsam im Boot und schauten dabei zu, wie unsere Umgebung Stück für Stück zerstört wurde.
    Dabei blieb oben am Himmel das andere Bild aus unserer eigentlichen Welt wie eingezeichnet. Denn dort erlebten wir Chato in seinem Kampf gegen Jericho.
    Und den gewann er.
    Stück für Stück platzte die Traumwelt auseinander, was wir in unserer direkten Umgebung erlebten.
    Ich sah das zerstörte New York nicht mehr. Einen Moment später lachte Abe Douglas auf. »Das Meer!« rief er dann. »Es wird weniger…«
    »Auch die Leichen sind weg!« flüsterte Suko. Dann schaute er mich an und schüttelte den Kopf.
    Ich schwieg, während die Welt um mich herum immer kleiner wurde.
    Zuletzt war nur mehr das Boot übriggeblieben, in dem wir hockten. Aber auch das würde bald verschwinden.
    So geschah es.
    Fielen wir ins Leere?
    Nein, kein Fall, keine Zeitreise. Wir schauten plötzlich in zahlreiche Gesichter, die sich ebenso fassungslos gaben, wie wir es eigentlich auch waren.
    Die Männer waren uns fremd, aber doch bekannt. Denn sie waren die Schlafenden gewesen, die einst von Jericho mißbraucht worden waren.
    Aber den gab es nicht mehr wie wir wenig später von unserem Freund, dem Apachen Chato erfuhren…
    ***
    Es gab natürlich noch einiges zu klären, auch mit Abes Vorgesetztem, James Levine. Nun, die Suspendierung wurde aufgehoben, ob wir Levine aber überzeugt hatten, das wollte keiner von uns glauben, denn ihm fehlten die Beweise. Auf der anderen Seite waren wir froh darüber, daß sie nicht existierten, denn dann wäre die Millionenstadt New York tatsächlich zu einem Friedhof geworden.
    Drei Tage Urlaub hängten Suko und ich noch dran. Das hatten wir mit Sir James abgesprochen.
    Ich wollte dabei unbedingt eine kleine Rundfahrt über die Upper Bay machen, was Suko nicht verstehen konnte. Und auch Chato schüttelte den Kopf.
    »Kommt trotzdem mit«, bat ich sie.
    Die beiden ließen sich breitschlagen. Wir hatten zudem Glück mit dem Wetter. Es war ein strahlender Tag geworden, als wir an Bord des Ausflugsschiffes gingen.
    Wenig später war es dann soweit. Ich drängte meine Freunde an den Bug des Schiffes und deutete nach Norden.
    »Was seht ihr da?« fragte ich sie. Chato drückte seine Haare zurück.
    »Die Statue of Liberty«, erwiderte er.
    »Sieht sie nicht toll aus, wie sie da so steht?« fragte ich lachend über das Wasser hinweg.
    Suko und Chato schlugen sich gegen die Stirnen. »Jetzt ist uns klar, weshalb du hierher wolltest.«
    »Ja, ich mußte mich einfach davon überzeugen, daß ich mich nicht getäuscht hatte. So, und jetzt nehmen wir einen Drink.«
    Nicht einmal der asketische Chato hatte etwas dagegen einzuwenden, denn er konnte sich auch Kräutertee bestellen…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 118 »Knochen-Mond«
    [2] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 116 »Jericho«
    [3] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73
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