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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
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nahmen an Intensität zu. Zwar hörte er sie noch scharf und manchmal auch ächzend atmen, aber sie waren nur mehr die Motoren, die die Traumwelt aufrechterhielten und ihr auch die nötige Kraft gaben, noch mehr auf Chato einzuwirken.
    »Nur mehr wir beide«, flüsterte der Dämon, »nur mehr wir beide. Die Gestalten aus der Wüste.«
    »Ja, das bin ich«, erwiderte Chato, »aber nicht du, Jericho. Du bist es nicht. Du bist der Wurm, du bist die Schlange und der Skorpion, der zertreten werden muß.«
    »Ich bin der Sieger.«
    »Noch stehe ich dir gegenüber. Und ich habe in langen Nächten meinen Ahnen geschworen, daß ich dich vernichten werde. Ich habe meine Schwüre bisher immer gehalten, das bin ich mir einfach schuldig, und das sollst du wissen.«
    Jericho schnippte seinen Hut zurück. Der fiel zu Boden und blieb dort liegen. Jetzt endlich konnte er sich in all seiner Scheußlichkeit zeigen, denn sein wulstiges, leicht rosa farbenes Babygesicht konnte man nur als scheußlich bezeichnen. Der Mund bewegte sich, als würde er ferngesteuert. Plötzlich sah Chato wieder die Käfer auf der nach vorn gestreckten Zunge krabbeln, begleitet von helleren Würmern und Spinnen, die das Körperinnere verließen.
    So also war Tom Sengara ums Leben gekommen. Gerade seinetwegen würde Chato nicht aufgeben, und er hörte den Dämon leise kichern.
    Gleichzeitig sprach er auch, die aus seinem Maul kriechenden Insekten behinderten ihn dabei nicht. »Für dich habe ich mir ein anderes Ende ausgedacht. Du sollst von den Käfern und Spinnen zer- und gefressen werden. Ich will sehen, wie sie an deiner Haut zupfen und das Fleisch zerstören. Ich will es als graue Masse abfallen sehen. Es soll neben dir liegenbleiben und verrotten. Ich will auf deine Knochen treten und sie so klein bekommen wie den Sand und Staub der Wüste. Du hast alles verspielt, und zuletzt wirst du auch dein Leben verspielen.«
    Chato hätte zuhören müssen. Daß er es nicht tat, dafür gab es einen Grund.
    Er wußte, daß er nun kämpfen mußte. Daß alles auf ihn ankam.
    Nicht grundlos hatte er die langen Wüstennächte mit den Beschwörungen seiner Ahnen verbracht, hatte versucht, eins zu werden mit der Natur, um sich an deren Kräften zu laben.
    Er brauchte sie, um Jericho zu vernichten. Und es war ihm egal, wenn er selbst dabei verlor.
    Was war schon sein Leben gegen das der anderen Menschen, wenn er sie retten konnte.
    Ein Strom aus Gewürm schoß aus dem offenen Maul des Dämons.
    Diesmal war er sehr lang. Er hing wie ein dunkler Schlauch oder ein breites Band in die Tiefe und war auf den Boden geklatscht.
    Chato beobachtete ihn.
    Er hatte dabei seine Arme vom Körper abgespreizt und bewegte die Hände, als lägen auf seinen Handflächen Kugeln, die sich drehten, wenn er die Hände zu Fäusten schloß.
    Jericho ging auf ihn zu.
    Gleichzeitig drückte sich diese reale Welt zusammen, als wäre ein Fahrzeug in eine Presse gelangt. Aus verschiedenen Richtungen huschten Schatten heran, die zuckend zur Ruhe kamen und sich dann zu gewissen Bildern formten, als wären sie Hologramme.
    Chato gelang der Blick in eine andere Welt.
    Er sah das Wasser, er sah das tote New York, aber er sah auch die zahlreichen Leichen, die auf dem Meer trieben, und er sah das Boot, wo ein mörderischer Kampf tobte.
    Er kannte jetzt den Plan des Dämons.
    Jericho wollte seine Feinde zugleich vernichten. Drei in seiner Traumwelt, den vierten in der Wirklichkeit, und er war nur mehr einen kleinen Schritt von seinem Ziel entfernt.
    Da griff ihn Chato an.
    Er wuchtete auf den widerlichen Dämon zu, öffnete gleichzeitig seine Fäuste und brachte als Geschenk das Feuer seiner Ahnen mit…
    ***
    »Sukoooo!« Mein Schrei erstickte in einem dumpfen Gurgeln mitten in der Kehle. Ich hatte ihn warnen müssen, weil er auf mich den Eindruck eines Menschen gemacht hatte, der sich einer tödlichen Gefahr einfach nicht bewußt war.
    Doch Suko war besser. Ich konnte mich auf ihn verlassen. Bevor die scharfe Klinge der Sense seinen Körper aufschneiden konnte, hatte er sich geduckt.
    Die Waffe des Sensenmannes fegte über seinen krummen Rücken hinweg und an der anderen Seite, wo sich kein Ziel mehr befand, wieder in die Höhe. Dann rammte Suko die Gestalt mit seiner rechten Schulter.
    Er hatte sie so getroffen, daß sie gegen die Bordwand stieß, aber nicht über sie hinwegrollte, sondern im Boot liegenblieb.
    Im selben Augenblick lief ich nach vorn. Das Hindernis war weg.
    Jericho hatte den Kampf gewollt,
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