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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
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Moment schwankte die sichere Stelle unter seinem Gewicht, ließ plötzliche Angst in ihm hochschießen, die sehr schnell verging, als die helfende Hand des Apachen ihn berührte und dabei half, ihn auf die Füße zu heben. Beide Männer standen sich gegenüber.
    Sengara schaute Chato an. Im Gesicht seines Lebensretters rührte sich nichts. Gefühle zeigte Chato nur sehr selten, und auch in dieser Situation nicht.
    »Danke«, flüsterte Tom.
    Chatos Stirn legte sich in Falten. »Wofür willst du dich bedanken? Für etwas, das selbstverständlich ist?«
    »War es das?«
    »Ja.«
    Sengara ging an Chato vorbei. Das Zittern in seinen Knien konnte er nicht unterdrücken. »Ich weiß jetzt, an was du denkst, Chato. Ja, ich weiß es genau.«
    »Dann bist du besser als ich, denn ich schaffe es nicht, die Gedanken der Menschen zu lesen, obwohl ich es mir oft genug gewünscht habe.«
    »Irgendwann wirst du mich hassen, Chato…«
    »Ja, das habe ich von dir gehört. Du hast es mir sehr deutlich gesagt, Tom.«
    Sengara drehte sich. Er wollte in das Gesicht seines Freundes schauen und Chato eine Frage stellen, der aber kam ihm zuvor. »Hat es mir denn den Tod gebracht? Hätte ich dich in den letzten Sekunden meines Lebens hassen sollen?«
    »Nein«, flüsterte Tom, »du bist noch am Leben.«
    »Das sollte auch so sein.«
    »Und wir haben einen Sieg errungen.«
    »Leider nicht die ganze Schlacht.«
    Tom Sengara nickte. Er schaute auf seine Schuhe, überlegte sich jedes Wort, bevor er es aussprach. »Es stimmt alles, mein Freund, wie du es mir gesagt hast. Wir leben beide, aber wie ich, so wirst auch du wissen, daß es erst der Anfang ist. Alles andere liegt nicht in unserem Ermessen. Wir wissen beide Bescheid. Er hat seinen Boten geschickt. Jericho will nicht mehr in der Wüste bleiben, und er hat unfreiwillige Helfer bekommen, mit denen er spielen kann. Oder wie siehst du es, Chato?«
    »Ebenso wie du. Aber ich denke noch etwas weiter. Es ist ein Träumer in der Nähe, dein Kollege, ein Mensch aus dem Westen. Er hat geträumt, und es ist Jericho gewesen, der ihm diesen Traum geschickt hat. Er nahm schließlich Gestalt an und wurde zu einem Todesengel, der dich hätte töten sollen. Jericho hat es tatsächlich geschafft, einen Fuß nach New York hineinzusetzen. Die Tür steht spaltbreit offen, und er wird alles daransetzen, um sie völlig aufzustoßen.«
    »Weiter…«
    »Nichts weiter, Tom. Finden wir uns damit ab, daß es zunächst ein Anfang ist.«
    Sengara holte tief Luft. »Dieser Anfang ist schlimm genug. Ich frage mich nur, wie das Ende aussehen wird.«
    Chato hob die Schultern. In seinem wie gemeißelt wirkenden Gesicht zuckte nicht ein Muskel, als er die Antwort gab. »Ich weiß es nicht, Tom. Ich weiß es leider auch nicht.«
    Da wußte Tom Sengara, daß sie beide mit dem Schlimmsten zu rechnen hatten…
    ***
    Sina war wild gewesen, wie ausgehungert. Sie hatte dem G-man Abe Douglas bewiesen, daß auch eine Tochter aus gutem Hause zu einer Hure werden konnte.
    Jetzt lag sie neben ihm. Still, erschöpft. Auf den Schulterblättern schimmerten noch die letzten Wasserperlen von der Dusche, die Sina und er sich nach dieser heißen Stunde gegönnt hatten.
    Sie schlief.
    Abe Douglas lag neben ihr. Im Film hätte der Held jetzt zu den Zigaretten gegriffen und sich ein Stäbchen zwischen die Lippen gesteckt. Douglas war kein Filmheld, außerdem rauchte er so gut wie nicht. Statt dessen drehte er seinen Kopf nach links.
    Durch das Fenster sickerte schwaches Nachtlicht. Es fiel in Strei fen, weil er ein Rollo vor die Scheibe gezogen hatte. Er lebte in New York, in einer Stadt, die nie richtig dunkel wurde. Sie lebte immer, sie atmete, sie verdaute, sie stieß aus, und sie schluckte.
    Wer sich gegen den Rhythmus stellte, hatte schon verloren. Den fraß diese Stadt.
    Abe kam mit ihr zurecht, auch wenn sein Job verflucht nervenaufreibend war. Er diente dem Gesetz und mußte lächeln, als dieser Begriff durch seine Gedanken flackerte. Was war hier schon Gesetz? Nichts, gar nichts mehr. Die Menschen hier wollten keine Regeln kennen, die Armut wurde größer, der Reichtum auf der anderen Seite auch. Damit war dem Verfall der Regeln Tür und Tor geöffnet.
    Die Verbrechen nahmen zu. Morde nahm kaum jemand mehr zur Kenntnis, und der FBI-Mann Abe Douglas wußte dies. Er hatte es da nicht besser als seine uniformierten Kollegen, die tagtäglich in dieses Höllenfeuer hineinsprangen und sich nicht selten dabei verbrannten.
    Auch Abe wurde des
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