Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Stoffgürtel zusammengehalten wurde und dieselbe graue Farbe hatte wie die weit geschnittene Hose.
    In dem Gesicht rührte sich nichts. Eine Maske, in der nur die Augen lebten.
    Doch sie gaben ein Versprechen.
    Tom las es. Er war beruhigt. Er öffnete den Mund. Er saugte den Atem tief ein.
    Vor diesem Mann hatte er keine Angst. Er war für ihn der große Hoffnungsschimmer. Er hätte nie gedacht, daß er sein Versprechen einhalten würde.
    Doch man konnte sich auf ihn verlassen.
    Endlich war er da! Und er hatte einen Namen.
    Tom sprach ihn flüsternd aus.
    »Chato…«
    ***
    Ob der Apache seinen Namen gehört hatte oder nicht, das zeigte er mit keiner Bewegung. Er blieb starr auf dem Fleck stehen, den Blick seiner regungslosen Augen allein auf die Gestalt mit dem bleichen Gesicht und dem dunklen Mantel gerichtet.
    Er hätte auch nicht zu sprechen brauchen, denn auch so war zu sehen, daß es zwischen den beiden Männern keine Verbindung gab. Nicht das dünnste Band, sie waren Gegner, Feinde bis in den Tod.
    Auch Chato trug sichtbar keine Waffe. Er hob nur den rechten Arm ein wenig an und streckte seine Hand vor. »Komm her…«
    Der Todesengel rührte sich nicht.
    »Komm schon…«
    Tom hörte mit. Er saß falsch. Er hätte sich umdrehen und in die andere Richtung schauen müssen, doch das brachte er nicht fertig. Nur den Kopf hatte er so weit wie möglich gedreht, um wenigstens etwas von dieser Auseinandersetzung mitzubekommen.
    Der Todesengel ging vor.
    Er bewegte sich schleichend, denn er wollte damit zeigen, wie wenig er sich fürchtete. Chato erwartete ihn.
    Der Apache wirkte wie ein Fremdkörper auf der Plattform. Er stand so unwahrscheinlich ruhig, doch Tom wußte, daß er sich in eine Kampfmaschine würde verwandeln können. Zudem gehörte er zu den Menschen, die Jericho haßten und die es sich nie verzeihen konnten, daß es ihnen nicht gelungen war, ihn zu vernichten.
    Aber das lag lange zurück. War zu einem Staubkorn im Mahlstrom der Zeiten geworden.
    Nur vergaß Chato nichts. Was er machte, was er anpackte, das führte er durch.
    Keiner der beiden zeigte Furcht. Auch der Todesengel nicht. Er verließ sich auf den, der ihm die Existenz gegeben hatte. Er war ja aus ihm hervorgekommen, er war ein Produkt seiner grausamen Träume. Genau wie eben dieser Jericho, der sich aus den schlimmen Alpträumen der Menschen zusammensetzte.
    Je mehr und je grausamer die Menschen träumten, um so stärker wurde er, um so größer das Chaos, das er bringen konnte.
    Der Todesbote hatte das Ende des Eisenträgers erreicht. Für einen Moment blieb er stehen.
    Tom Sengara wußte, daß der große Augenblick bevorstand. Nur einer konnte überleben. Er wollte Chato eine Warnung zurufen, doch seine Stimme versagte.
    Der Mann mußte sich eingestehen, daß er in diesem Spiel nur die Statistenrolle übernommen hatte. Wenn er ehrlich war, wollte er auch nicht mehr. Zu tief saß der Schock, der ihn nicht nur körperlich, sondern auch seelisch gelähmt hatte.
    Chato wartete noch. Er ließ den Todesengel vorkommen. Einen Schritt nur, dann führte Chato beide Arme vor seinem Körper aufeinander zu und legte die Handflächen zusammen.
    Für einen Moment blieben sie in dieser Lage.
    Sengara verstand die Geste nicht. Sie paßte nicht zu Chato, weil sie ihm einfach zu bittend vorkam. Das hatte dieser Mann aus Arizona nicht nötig.
    Tom irrte sich.
    Chato dachte nicht im Traum daran, sich seinem Gegner in die Hände zu geben. Er hatte sich auf seine ›Arbeit‹ sehr gut vorbereitet und bewies dies wenige Augenblicke später.
    Sehr langsam und kreisend rieb er die beiden Handflächen gegeneinander. Er bewegte sie im Uhrzeigersinn. Den Mund öffnete er, und über seine Lippen strömten flüsternde Worte von unterschiedlicher Lautstärke. Er redete in einer Sprache, die Sengara bekannt vorkam, wobei er allerdings nicht wußte, wann und wo er Bruchstücke davon schon gehört hatte.
    Jedenfalls war es nicht die Sprache der Weißen, nicht einmal die Sprache der Menschen, die er meinte. So redeten eigentlich nur Wesen, die über den Menschen standen und stärker waren als diese.
    Die alten Weisen und Medizinmänner hatten sich dieser Sprache bedient, das war Sengara plötzlich klar, und er ging davon aus, daß Chato etwas beschwor.
    Auch der unheimliche Besucher hörte die Beschwörung. Er richtete sich darauf ein, denn die Worte paßten ihm überhaupt nicht. Sie trafen ihn wie ein Windstoß, unter dem er sich duckte, sich verkrampfte, aber es nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher