Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
recht behalten, die dieser sündigen Stadt einen baldigen Untergang voraussagten?
    Abe Douglas konnte nicht denken. Er sah das Bild, auch die Veränderung und mußte es hinnehmen.
    Die Barke schwebte näher. Sie glitt durch ein grünliches Dämmerlicht, als würde sie über den Wellen schweben und von der magischen Kraft eines Motors angetrieben werden.
    Sie hatte ein Ziel, und Abe Douglas wartete. Er blieb in seinem Traum und konzentrierte sich einzig und allein auf die Barke, denn dort stand nicht nur der gewaltige Sensenmann, er hatte noch etwas anderes in seiner Nähe entdeckt.
    Über dem breiten, hochgezogenen Bug hing etwas Helles. Zuerst gelang es Abe nicht, diesen Gegenstand zu identifizieren, die Barke mußte schon sehr nahe herankommen, bis er den Gegenstand erkannte und sich der Schreck in seiner Seele festfraß.
    Es war der Kopf eines Tieres.
    Wie eine alte Fahne hing er über den Bugrand hinweg. Lang, weißlich und vorn an der Schnauze spitz zulaufend. Dieser Schädel gehörte einer Ziege oder einem Bock, und damit war auch Abe Douglas klar, daß der Teufel seine Hand mit im Spiel hatte.
    Erst der Tod, dann der Teufel!
    Diebeiden Synonyme für den Untergang einer Stadt. Für die Vernichtung der Menschen, die dagegen keine Chance hatten. Sie würden vergehen, denn es gab keinen, der ihnen Halt gab und sich gegen dieses konzentrierte Böse stemmte.
    Tod und Teufel näherten sich auf einer Barke dem Träumenden, dem nun klargemacht wurde, wie nahe doch der Untergang war. Das schwarze Wasser rollte ihm noch immer entgegen. Seine Wellen waren nicht zu hören, sie versandeten vor seinen Füßen, und Abe sah vor seinen Augen den Bug der Barke in die Höhe wachsen, während die Statue allmählich auseinanderfiel.
    Es war das Symbol für die neue Zeit. Der Tod hatte die Stadt ereilt. Was ihr einmal hoch und heilig gewesen war, gab es nicht mehr. Die alten Werte brachen zusammen, und die mächtige Statue neigte ihren Kopf, als wollte sie sich vor der nun anbrechenden Zeit verbeugen und ihr die Referenz erweisen.
    Sie beugte den Kopf nicht nur, sie konnte ihn nicht mehr halten. Die breiten Risse und Sprünge durchzogen den Schädel wie ein Muster.
    Die Krone rutschte sehr langsam vom Schädel herab, trudelte in die Tiefe und verschwand in den schwarzen Fluten wie eine Leiche in einem sehr tiefen Grab.
    Dann fiel der Kopf.
    Er brach auseinander. Stücke rasten dem schwarzen Wasser entgegen.
    Sie fielen hinein, und die Wellen spritzten nicht einmal hoch. Sie verschluckten die Schädelteile wie Schlamm. Sie ähnelten einem Magneten, denn auch die Arme brachen von der Statue ab und verschwanden in der schwarzen Flüssigkeit.
    Es war vorbei.
    Ein Torso blieb. Er schwankte von einer Seite zur anderen, bis er dem Kopf, den Armen und auch der Fackel folgte.
    Nichts war mehr von ihr zu sehen. Nur noch Erinnerung an eine Zeit, die vorbei war.
    Jetzt existierte die Barke mit dem Tod, dem Teufel, denn sie hatte die Herrschaft übernommen.
    Der Träumende rührte sich nicht. Er war auch nicht in der Lage, wegzulaufen. Seine Füße klebten auf dem Boden. Er hätte nicht ein Bein in die Höhe heben können. Aus großen Augen starrte er dem Verhängnis entgegen. Nichts hielt das Boot auf. Näher und näher schob es sich. Wäre ein Ufer vorhanden gewesen, so hätte es mit seinem Kiel darüber hinwegkratzen müssen, das wiederum geschah nicht. Lautlos glitt es weiter bis zu einem bestimmten Punkt, wo es gestoppt wurde.
    Vorbei…
    Was würde geschehen?
    Bisher hatte sich der Sensenmann nicht gerührt. Auch er war mit der Barke verwachsen, was sich allerdings änderte, denn durch seinen Körper lief ein Ruck.
    Sein langer Umhang warf Falten, dann klaffte er in der Mitte auf. Abe Douglas sah ein knöchernes Bein und einen ebensolchen Fuß, der für einen Moment auf dem Rand er Barke Halt fand und sich dann abstieß.
    Der Tod schwebte von Bord.
    Sein erster Kontakt außerhalb der Barke hätte zu hören sein müssen, zumindest ein Schleifen, auch das war nicht der Fall. Die gespenstische Lautlosigkeit blieb, als sich der Sensenmann dem neuen Ziel zuwandte, dem Träumenden.
    Douglas rührte sich nicht.
    Er wußte nicht einmal, wie er sich fühlen sollte. Als Mensch, vielleicht als Geist? Gab es für ihn den Begriff Fleisch und Blut noch? Er war ein Statist, um den sich der Sensenmann kümmerte. Er hielt seine schreckliche Waffe so, daß die blanke Klinge wie ein schmaler Spiegel wirkte, in dem sich Teile der Umgebung widerspiegelten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher