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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York
Autoren: Jason Dark
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haben.
    Jedenfalls war ihm der Traum so lange vorgekommen. In Wirklichkeit waren es nur Minuten gewesen, denn die erste Stunde des Tages war noch immer nicht vorbei.
    Daß er etwas tun mußte, war ihm klar. Abe empfand diesen Traum als die letzte Warnung des Dämons, denn was nun geschehen würde, das paßte nicht mehr in die bestimmten irrealen Welten hinein. Jericho war so weit vorgedrungen, daß er die Menschen manipuliert hatte und sie sich nach seinem Willen bewegten.
    Wie damals in der Wüste von Arizona…
    Erinnerungen standen plötzlich vor seinem Auge. John Sinclair, Suko und der Indianer Chato.
    Er schloß die Augen. Er ballte die Hände zu Fäusten. Und plötzlich sehnte er sich nach diesen Helfern, auch nach Chato, dem Mann mit dem unbeweglichen Gesicht, in dessen Innern sich noch sehr viel Wissen und Erfahrung der Vorfahren gesammelt hatte.
    Aber Chato war weit weg. Ihn konnte er nicht einmal mit einem Anruf erreichen. Das verhielt sich bei John Sinclair und Suko anders. Sie würde er alarmieren. Es gab zwar keine konkreten Taten, aber die beiden würden kommen, wenn er ihnen von Jericho berichtete, weil sie mit ihm noch eine Rechnung offen hatten.
    Sprechen konnte Abe nicht. Er mußte sich die Kehle zunächst freispülen und schlug wieder den Weg zur Küche ein. Diesmal trat er direkt an den Kühlschrank heran und entnahm ihm eine neue Dose. Als er sie aufriß, da stellte er fest, wie sehr seine Hände zitterten. Er trank. Nicht alle Flüssigkeit rann in seinen Mund. Einiges lief an den Seiten entlang und kühlte seinen Hals. Abe Douglas war erhitzt, als hätte er soeben eine Sauna verlassen. Er dachte wieder an seine Freunde in London und drehte sich dabei dem Fenster zu, um einen Blick in die Nacht zu werfen.
    Nichts hatte sich verändert. New York präsentierte sich ihm wie immer.
    Es gab kein schwarzes Wasser, keine Totenbarke und auch keine in sich zusammenbrechende Freiheitsstatue mehr. All diese schrecklichen Vorgänge entsprachen nicht der Wahrheit. Er hatte sie nur geträumt, doch seltsamerweise beruhigte ihn das nicht. Schließlich wußte er, wozu ein Dämon wie Jericho fähig war. Er konnte aus den Träumen der Menschen eine Realität schaffen. Das wiederum beunruhigte ihn ungemein. Abe bewegte seinen Mund, als würde er etwas essen. Er trank. Der Körper saugte das Wasser auf wie ein trockener Schwamm.
    Er stellte die Dose ab.
    Eine völlig normale alltägliche Bewegung. Nur führte er sie nicht zu Ende, weil er aus dem Schlafraum ein Geräusch gehört hatte, das für ihn nicht zu identifizieren war.
    Hatte sich Sina bewegt? War sie erwacht, und hatte sie das Bett verlassen?
    Abe konzentrierte sich auf Schritte, die nicht zu hören waren. Demnach kam sie nicht zur Tür.
    Das Geräusch aber blieb.
    Ein leises Scharren, dann ein Seufzen, vielleicht auch ein erstickter Schrei?
    Douglas fror innerlich ein. Schreckliche Vorstellungen geisterten durch sein Gehirn, und er verfluchte sich selbst, daß er seinen 38er Special nicht aus der Nachttischschublade geholt und mit in die Küche genommen hatte.
    Jetzt war es zu spät!
    Dennoch blieb er nicht in dem Raum. Auf nackten Füßen tappte er dem Schlafraum entgegen. Da er auch unter den Sohlen schwitzte, klebten die Füße auf dem Belag. Jedesmal, wenn er das Bein anhob, hinterließ die Bewegung ein leises Knirschen.
    Er ging auf die Tür zu, die nicht geschlossen war. Unsichtbares, eisiges Wasser flutete über seinen Rücken. Er rechnete mit dem Schlimmsten, blieb zunächst nahe der Tür stehen und warf einen Blick in den Raum.
    Der Winkel war nicht gut. Er konnte wohl sein Bett sehen, aber nur einen Teil des Frauenkörpers, und zwar die untere Hälfte.
    Das war einfach zuwenig.
    Er ging schnell weiter.
    Abe wollte das Unabwendbare nicht länger hinauszögern.
    Er stand im Zimmer.
    Sina bewegte sich nicht. Sie lag auf der linken Seite und drehte ihm den Rücken zu. Die Beine hatte sie leicht angezogen. Eigentlich hatte sich nichts verändert, wenigstens nicht bei ihr. Trotzdem glaubte Abe Douglas fest daran, daß er etwas übersehen hatte. Einiges war anders geworden. Er überlegte.
    Brandheiß fiel es ihm ein. Das Blut schoß ihm in den Kopf. Er hörte Sinas Atem nicht mehr.
    Ein Sprung brachte ihn bis dicht an das Bett. Er faßte die warme Schulter an, drehte den Frauenkörper herum, damit er auf dem Rücken lag – und sah das Schreckliche.
    Das Blut am Hals. Das Blut im Gesicht. Das Blut auf dem hellen Kopfkissen.
    Jemand hatte sie brutal
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