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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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sorgsam.
    Die Hunde liefen einfach durch frisch angelegte Blumenbeete, die Hasen fraßen so viele Blumenzwiebeln und Blätter, bis die Blumen keine Chance mehr hatten zu blühen, und die Ratten warfen den Müll aus den Mülltonnen einfach auf die Wiese, die Wanderwege oder in die Beete.
    Fridolin mochte auch die hektische und unfreundliche Art der Tiere nicht. Während er auf alle Tiere gleichermaßen freundlich zulief, gingen die anderen murmelnd und in Selbstgesprächen vertieft einfach an ihm vorbei.
    Einige andere Hunde, die in der Gruppe unterwegs waren, kümmerten sich gar nicht um ihn. Er war wie Luft für sie.
    „Äh, hallo. Ich bin Fridolin und ich würde mich freuen, dich kennenzu…“, und schon waren der Schäferhund und der Boxer an ihm vorbei.
    „Hi, ich bin Frie…!“
    „Hab nichts zu verschenken“, war die brummige Antwort einer Bulldogge, die Fridolin noch mit der Schulter anstieß und dann an ihm vorbeizog.
    Fridolin seufzte. So hatte er sich das neue Leben ganz bestimmt nicht vorgestellt.
    Traurig und niedergeschlagen ließ er sich neben Anna fallen, die auf einer Bank Platz genommen hatte und bedrückt einigen Kindern zuschaute, die ein Picknick veranstalteten. Das Essen, das sie auftischten, sah lecker aus. Die Spiele, die sie spielten, waren ausgesprochen lustig und die Lieder, die sie sangen, klangen schön. Anna aber seufzte nur und tat Fridolin so unendlich leid.
    Aber nicht nur Anna war sich Fridolins Mitleid sicher. Nein, er hatte noch viel mehr Freude und Liebe zu verschenken, besonders an das lustig anzusehende Mädchen, das den Schotterweg herauf gehüpft kam, der geradewegs an der Bank vorbei führte, auf der Anna saß.
    Fridolin hatte das Mädchen bisher noch nie gesehen, aber so, wie sie aussah, würde er sie niemals vergessen.
    Ihre Haare waren lang und bunt. Ja, richtig bunt. Es liefen grüne und rote Haarsträhnen links und rechts an ihrem Kopf entlang, und sie sah beinahe aus wie von einem anderen Stern. So ein Mädchen hatte Fridolin noch nie in seinem Leben gesehen. Ihre Hosen waren zerrissen, und sie hatte viele wundersame und auch lustige Sprüche auf den Stoff geschrieben. Ihr Pullover war drei Nummern zu groß und die Schuhe klimperten bei jedem Schritt
     

Fridolin mochte das Mädchen sofort. Er wusste nicht, warum, aber er glaubte, es lag an ihrer großen Zahnlücke und dem spitzbübischen Lächeln in ihren Mundwinkeln. Es war ein Lächeln, das deutlich sagte: „Hier bin ich, und nehmt mich so wie ich bin.“ Es wirkte so nett, dass Fridolin sich gleich erhob und schwanzwedelnd darauf wartete, dass das Mädchen an ihnen vorbei kam.
    Doch bevor das geschah, passierte etwas anderes. Etwas, das Fridolin den ganzen Tag beschäftigte und so aufwühlte, dass er nur ganz schwer in den Schlaf fand.
    Die Kinder, die ihr Picknick machten, bemerkten das Mädchen erst gar nicht. Erst als sie den Kiesweg entlang gehüpft kam und auf Höhe der anderen Kinder war, zeigte ein hochgewachsenes, glattgekämmtes blondes Mädchen auf Fridolins neue „Freundin“.
    Einige der anderen Kinder lachten laut, zeigten mit dem Finger auf das Mädchen und riefen ihr unschöne Dinge zu: Sie solle sich davon machen, sie würde stinken und ihre Mutter sei eine Terroristin.
    Plötzlich war die Stimmung ganz anders. Fridolin war davon so überrascht, dass er sich erschrocken auf den Po setzte und ganz vergaß, dem Mädchen weiter entgegenzulaufen.
    Er schluckte, schaute hilfesuchend zu Anna und sah, dass sie sich ebenfalls erhoben hatte.
    „Was soll das?“, fragte sie flüsternd und verstand die Welt nicht mehr. „Warum ärgern sie das Mädchen so doll?“
    Das Mädchen aber schien sich nicht beirren zu lassen. Ihr Hopsen war zwar langsamer geworden und wirkte nicht mehr so fröhlich, sie schien aber trotzdem noch Spaß daran zu haben.
    „Warst du wieder klauen?“, wollte das blonde Mädchen, das von ihren Freunden Nancy gerufen wurde, wissen. „Oder musstest du wieder putzen gehen, damit deine Mom ihre Drogen kaufen kann?“
    Das hüpfende Mädchen ignorierte den ersten Satz, so wie es jeder intelligente Mensch tat, den man provozieren wollte. Als aber ihre Mutter beleidigt wurde, blieb sie abrupt stehen und schaute grimmig zu Nancy. Die grinste nur abfällig und stemmte die Hände in die Hüften: „Oh, hab ich etwas verraten, das niemand wissen soll?“
    „Nein“, antwortete das Mädchen mit den bunten Haaren, „ich frage mich nur gerade, ob dein Vater weiß, was deine Mutter bei euren
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