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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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Verschluss der Leine öffnete. Nein, er wollte erst neben ihm gehen, ihm zeigen, wie dankbar er dafür war, dass Oliver ihn frei laufen ließ.
    Na ja, meistens blieb es nur bei dem Vorsatz. Denn wenn die Leine los war, durchflutete Fridolin ein Hochgefühl der Freiheit und ließ ihn losspurten, dem Wald entgegen, der sich vor der kleinen Siedlung befand.
    Am liebsten jagte Fridolin den ganzen Tag durch den Wald hinter Rehen her, auf Eichhörnchen zu oder einfach nur, um die Ratten und Mäuse zu erschrecken, die durchs Unterholz streiften.
    Ja, mit Oliver spazieren zu gehen, war das Schönste, das es gab.
    Und jetzt, wo Fridolin Anna und Oliver zusammen die Einfahrt hinauf schlendern sah, dachte er sich, dass er es gar nicht anders haben wollte. Genau so sollte das Leben sein, nicht anders.
    Nur manchmal gibt es Veränderungen. Veränderungen, die einen ganz schön erschrecken können.
     

Fridolins Freunde
    „Kinder, kommt einmal her“, rief Mama Claudia aus dem Fenster, das dicht neben der Veranda angebracht war, auf der die Wagners so oft im Sommer grillten.
    „Was gibt es denn?“, wollte Anna wissen, während sie wieder und wieder von ihrem Schoko-Vanilleeis leckte.
    „Das erzählen wir euch drinnen.“
    „Hast du wieder was angestellt?“, fragte Anna ihren Bruder, der ihr einen verwirrten Blick zuwarf und ansatzweise den Kopf schüttelte.
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Ist ´ne Vermutung.“
    „Ziege“, grinste Oliver.
    „Streithammel“, ärgerte Anna zurück.
    „Stinkmorchel!“
    „Dreckspatz!“
    „In Gedärm eingewickeltes Rindvieh!“
    „Das ist ekelig!“, rief Anna und verlor wie immer das Spiel, das sie mit ihrem Bruder zu spielen versuchte und das nur einen Sinn und Zweck hatte: den anderen spaßeshalber zu beleidigen und so doll anzuekeln, dass dem nichts mehr einfiel, was er sagen sollte. Bisher hatte Anna das Spiel noch nie gegen ihren Bruder gewonnen. Und wenn sie es verloren hatte, versuchte sie ihrerseits, Oliver leicht mit dem Ellenbogen anzustupsen. Aber auch diesen Versuchen wich der sehr sportliche und agile Oliver immer aus.
    So auch jetzt. Und während die beiden Geschwister anfingen, sich zu jagen und zu fangen, vergaßen sie wieder einmal, dass ihre Mutter nach ihnen gerufen hatte.
    Fridolin beobachtete das alles aus seiner liegenden Position mit Wohlwollen und schloss dann die Augen, als die Müdigkeit so groß wurde, dass er sogar einschlief.
    Doch nicht sehr lange. Denn wie immer, wenn sich Ruhe in Bömsen ausbreitete, die Kinder bei ihren Eltern waren, im Garten spielten, im Wasserbecken planschten oder beim See waren, begannen die Haustiere der Nachbarn, sich zu unterhalten. Oft traf man sich beim Gassi-Gehen, manchmal auch dann, wenn die Menschen mit sich beschäftigt waren und nicht mitbekamen, was um sie herum geschah.
    So war es auch bei den Wagners, und Fridolin freute sich immer tierisch darüber, wenn Ernesto, der Spitzdackelschnauzer, sich mit seiner unverwechselbaren, tiefen Stimme meldete. Ernesto war sehr rundlich am Bauch und auch sonst ein sehr fauler und gemütlicher Hund. Und wenn er redete, waren seine Worte langsam und bedacht, so ruhig und besonnen, dass Fridolin sich sicher war, dass Ernesto aus einer vornehmen Familie stammen musste. Er hatte einen Stammbaum, wie er immer behauptete, und in diesem seien immerhin über zwanzig Zweige eingezeichnet. Fridolin staunte dann immer. Er hatte keinen Stammbaum – nur die Wagners. Und mit ihnen war Fridolin auch ohne Stammbaum ganz zufrieden.
     

„Ich grüße dich, Fridolin.“ So begann Ernesto immer das Gespräch und klang dabei so würdevoll, dass Fridolin erst immer nicht wusste, was er darauf antworten sollte. „Ich hoffe, du hast einen angenehmen Tag.“
    „Klar, Ernesto“, antwortete Fridolin und drehte sich wieder auf den Bauch. „Bei solch herrlichem Wetter kann man nur einen schönen Tag haben. Außerdem wollen wir heute Abend grillen.“
    „Da freut sich sicher einer auf die abfallende Bratwurst.“
    „Und auf das Kotelett, die Pute und den Salat!“
    „Salat?“ Aus Ernestos Worten konnte Fridolin deutlich heraushören, dass dieser mit seiner Liebe zu Salat nur wenig anfangen konnte.
    „Am besten Paprika und Gurke. Hmmm, ist das lecker. Und wenn noch etwas Dressing drauf ist, hui, dann drehe ich mich vor Freude im Kreis!“
    „Ein Hund, Fridolin, sollte sich nicht zu sehr seinen Gelüsten hingeben.“
    „Gelüsten?“ Fridolin schaute verwundert auf und betrachtete Ernesto, der
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