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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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bremste Fridolin in seiner Absicht, sich auf Ratte Rambo zu stürzen, „ich würde sagen, dass es überall Vor- und Nachteile zu sehen gibt. Die Haustiere haben den Vorteil, umsorgt zu sein. Die Wildtiere wiederum haben die Möglichkeit, das kennenzulernen, wovon wir nur träumen, nämlich frei zu sein. Andersherum haben wir aber auch die Chance, euch dabei zu helfen, Defizite auszuräumen, die euch behindern. Ihr hingegen könnt uns wieder zeigen, wie man Nahrung beschaffen und verzehren kann. Ihr wisst, welche Pflanzen und Beeren man fressen kann, während wir wissen, wie man sich im Straßenverkehr zu benehmen hat. Würden wir mehr miteinander reden und die Stärken des anderen erkennen, anstatt seine Schwächen lächerlich zu machen, wäre die Welt viel besser als die, in der wir jetzt leben.“
    Rammler Rocky und Ratte Rambo schauten sich verwundert an. Beiden stand der Mund deutlich offen und auch Fridolin fand, dass Ernesto sehr weise gesprochen hatte.
    Wie gut, dachte Fridolin, dass Ernesto einen Stammbaum hatte. Das war sicherlich auch so etwas wie ein Baum der Weisheit, ein Baum, an dem Früchte wuchsen, die Weisheit in sich reifen ließen.
    Das Schweigen, das sich auf dem Feld ausgebreitet hatte, wurde dadurch vertrieben, dass Fifi sagte: „Komm, Fridolin, dann wollen wir Stärke beweisen und uns nicht schlagen.“
    „Und vielleicht lernt ihr auch etwas daraus“, lächelte Fridolin, der das Staunen der beiden „Halunken“ ausgesprochen angenehm fand. „Dass Schläge immer der letzte Ausweg sind, bevor man nicht versucht hat, seinen Gegenüber kennenzulernen.“
    „Das hast du schön gesagt“, pflichtete Ernesto bei und fügte noch hinzu: „Wo würden wir nur hinkommen, wenn wir jeden und alles nur nach seinen Äußerlichkeiten bewerten würden? Man muss das Tier kennen, um es schätzen zu lernen. Verstehen heißt im diesen Fall des Rätsels Lösung. Verstehe deinen Gegenüber und du lernst, Vorurteile für dich zu nutzen.“
    Damit gingen Fifi, Ernesto und Fridolin wieder zurück in die Siedlung. Sie waren sich sicher, das Richtige getan zu haben.
     

Eine traurige Nachricht
    Von seinem moralischen Sieg wie beflügelt war Fridolin wieder zurück nach Hause gegangen. Er hatte erst noch mit Ernesto gesprochen und sich bei ihm vergewissert, kein Feigling gewesen zu sein, der sich nicht mit Ratte Rambo hatte beißen, balgen und schlagen wollen.
    „Du warst mutig und tapfer, besonnen und geistig überlegen“, waren Ernestos Worte gewesen und hatten Fridolin symbolisch wachsen lassen. Er war mutig und tapfer, besonnen und, was ihn am meisten freute, geistig überlegen, nicht nur ein dummer Schoßhund, nein, er war ein Hund voller Leben, Ideen und Freude. Von Fifi hatte er sich mit einem Nasenküsschen verabschiedet, das sie mit einem Lächeln zur Kenntnis genommen hatte. Es konnte gar nichts mehr schiefgehen. Der Tag war super.
    Und während Fridolin die Auffahrt zu seinem Zuhause hinauftrottete, hörte er das leise Schluchzen von Anna. Seine Schlappohren stellten sich auf. Warum weinte sie? Hatte Oliver sie wieder einmal geärgert?
    Fridolin schlich auf die Terrasse, stupste die Terrassentür mit der Nase an und lugte durch den entstandenen Spalt nach links zu der Sitzecke, wo die Familie Wagner immer saß, wenn sie Fernsehen guckte oder sich unterhielt.
    „Nun weine doch nicht“, tröstete Mama Claudia ihre Tochter und streichelte ihr über den Kopf.
    Anna aber weinte immer doller. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter presste.
    Oliver weinte nicht, aber er sah auch betreten aus. Er schaute immer abwechselnd von seiner Mutter zu seinem Vater, der wiederum in seinem Sessel saß und die Lippen fest aufeinandergepresst hatte.
    Das eben noch empfundene Hochgefühl hatte Fridolin längst verlassen. Vorsichtig, den Kopf gesenkt und so leise wie möglich ging er auf die Familie zu.
    „Ich mache das doch nicht, um euch zu ärgern“, versuchte Papa Hannes, die noch immer weinende Anna zu beruhigen. „Aber die Chance auf diesen Job darf ich mir nicht entgehen lassen.“
    Anna sagte etwas, ohne dass Fridolin es verstand. Sie schluchzte so stark, dass ihre Worte in ihren Tränen untergingen.
    „Ach, Mäuschen“, tröstete Claudia ihre Tochter und gab ihr ein Küsschen auf die Stirn.
    „Können wir nicht hierbleiben, Papa?“, wollte Oliver mit belegter Stimme wissen. „Berlin ist nicht so weit weg. Kannst du nicht jeden Tag
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