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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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um. Nichts war mehr so, wie er es einmal gekannt hatte. Alles roch so anders. Das Gemütliche war völlig verschwunden und selbst die größeren Räume, die sie jetzt bewohnten, waren nicht so heimisch wie die kleineren früher.
    Fridolin, der sich nur zögerlich durch das Haus bewegte, schluckte und wunderte sich darüber, dass sich Mizie so schnell an die neue Umgebung gewöhnt hatte. Ja, sie hatte sich, als sie aus dem Auto ausgestiegen war, gleich mit einer Nachbarkatze unterhalten. Sehr freundlich war das Gespräch gewesen, so authentisch und freundlich, als ob die beiden Katzen sich schon immer gekannt hätten.
    Und auch jetzt, während Anna leise sagte: „Ich will wieder nach Hause“, war Mizie so voller guter Laune und Gelassenheit, dass Fridolin sich unter Druck gesetzt fühlte, sich in der neuen Umgebung ebenfalls wohlfühlen zu müssen.
    Es gelang Fridolin aber nicht. Wie er es auch anstellte, alles blieb so, wie es war. Das drückende Gefühl in seinem Bauch, der fremde Geruch, einfach alles.
    Der Einzige, der sich wohl zu fühlen schien, war Papa Hannes. Immer wieder lief er durch das Haus, rief: „Schaut euch das mal an! Ist das nicht toll? Hier, eine Luke in der Wand. Das bedeutet mehr Stauraum. Da, die Küche. Wow, ist das toll!“
    Mama Claudia, die sich ebenfalls freute, hielt sich mehr zurück. Sie war immer wieder bei ihren Kindern, streichelte ihnen über den Kopf und versuchte, ihnen etwas Trost in diesen schweren Stunden zu spenden.
    Es war Abend, die Zimmer waren nur sporadisch eingerichtet und nur die Betten wirklich aufgebaut, als Fridolin mit der Schnauze die Tür zu Annas Zimmer aufstieß und kummervoll hineinschaute. Anna schluchzte leise, da sie sich unbeobachtet fühlte. Fridolin kam langsam näher, sprang in ihr Bett und war froh, dass sie gleich nach ihm griff und ihn an ihre Brust drückte.
    „Ich fühle mich so alleine“, weinte sie und drückte ihr Gesicht in sein Fell. „Versprich mir, dass du mich niemals verlassen wirst, Fridolin.“
    „Niemals“, bellte Fridolin leise und kuschelte sich an Anna heran, die sich plötzlich versteifte und in die Stille des nächtlichen Hauses hineinlauschte.
    „Hast du das gehört?“, flüsterte sie und blickte zur Decke.
    Fridolin lauschte und spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Da war etwas. Über ihnen auf dem Dachboden, den Papa Hannes noch keinem aus der Familie gezeigt hatte. Es waren kratzende, leise Schritte. Dazu ein Rascheln und Glucksen, als ob jemand hinter vorgehaltener Hand lachte.
    „Was ist das?“
    Fridolin blinzelte, kroch unter die Decke und presste sich an Anna. Da war es wieder, das Kratzen und Schaben, das Keuchen und Lachen.
    „Da ist etwas auf dem Dachboden“, wisperte Anna und konnte die ganze Nacht nicht schlafen.

     

Neue Bekannte
    Die erste Woche im neuen Haus war von gespenstischer Angespanntheit begleitet. Fridolin und Anna vermieden es, auf die immer wiederkehrenden Geräusche vom Dachboden zu hören. Sie schafften es jedoch nicht, sie zu ignorieren. Jede Nacht kratzte und schabte es dort oben, und selbst den anderen Familienmitgliedern war das schon aufgefallen, ohne dass sie sich aber wirklich darum kümmerten.
    Was Papa Hannes eher beschäftigte, war der neue Job. Mama Claudia kümmerte sich um die Einrichtung des Hauses, und Oliver und Anna versuchten, so gut es eben ging, in der Nachbarschaft Kontakte zu knüpfen.
    Bei Oliver sah es sehr schnell so aus, als ob er den Umzug nicht bereuen musste. Schon nach einer Woche war er im Fußballverein angemeldet und fieberte seinem ersten Training am kommenden Montag entgegen.
    Anna hingegen tat sich etwas schwerer. Zwar war das Nachbarmädchen von der gegenüberliegenden Straßenseite einmal zu Besuch gewesen und hatte Anna gefragt, ob sie sie nicht auch einmal besuchen wollte. Anna hatte jedoch keine eindeutige Antwort gegeben.
    Fridolin, dem Annas Kummer leidtat, versuchte, möglichst immer in ihrer Nähe zu sein. Er legte ihr den Kopf auf die Beine, wedelte mit dem Schwanz, wenn sie kam, und forderte sie auf, mit ihm im nahen Park spazieren zu gehen.
    Natürlich war der Park nicht wie das Feld hinterm Haus in Bömsen, und die dort herumlaufenden Hunde, Hasen und Ratten waren nicht zu vergleichen mit Ernesto, Fifi, Rammler Rocky und Ratte Rambo.
    Alles war hier so viel größer, so viel hektischer und verschwenderischer. Nicht nur die Menschen warfen hier unglaublich viel Müll weg, auch die anderen Tiere benahmen sich alles andere als
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