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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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herausfinden konnte, was sich da oben auf dem Dachboden versteckt hatte. Und während der Abend immer weiter voranschritt und die Familie Wagner sich langsam dazu entschloss, ins Bett zu gehen, reifte in Fridolin ein Plan.
    Ja, er würde herausfinden können, was da oben auf dem Dachboden vor sich ging.
    Und über diesem Gedanken schlief er dann schließlich ein, ohne zu wissen, wie ernst die Lage wirklich war. Denn das Telefonat mit dem Kammerjäger hatte er nicht mehr mitbekommen.
    Am nächsten Morgen gegen 7 Uhr war Oliver schon wach und nahm Fridolin wieder einmal mit hinaus zum Spazierengehen. Auf diese Gelegenheit hatte Fridolin gewartet. Ja, er kam an dem Haus vorbei, in dem Ilse lebte, und bellte ihr ein fröhliches „Guten Morgen“ zu.
    „Hallo“, antwortete Ilse leise, so leise, dass Fridolin sie beinahe nicht verstand.
    „Hallo, Justin!“, rief Oliver schon und machte Fridolin von der Leine los.
    Auch darauf hatte Fridolin gewartet. Er wedelte mit dem Schwanz, baute sich vor dem Fenster auf, hinter dem sich Ilse befand, und fragte: „Alles gut bei dir?“
    Er sah ihr an, dass sie unglücklich war, und fragte sich, was denn passiert sein konnte.
    In den runden Augen der Papageiendame standen hell schimmernde Tränen, und ihr Gefieder war über Nacht ganz stumpf geworden.
    „Ilse?“
    „Ja?“, schniefte sie leise und schaute zu Fridolin herab.
    „Ist alles gut bei dir?“
    „Sehe ich so aus?“, antwortete sie mit einem Schluchzen und wischte sich mit dem Flügel über den Schnabel.
    „Nein, überhaupt nicht. Du siehst ganz doll traurig aus. Warum weinst du denn?“
    „Nun, nun, nun …, ach“, sie winkte ab und schaute an Fridolin vorbei hin zu dem Haus, in dem er wohnte.
    „Du kannst es mir ruhig sagen.“
    „Ich hab dich angelogen.“
    „Mich angelogen?“ Fridolin stellte die Ohren auf und hörte sofort auf, mit dem Schwanz zu wedeln. „Wegen des Dachbodens, nicht wahr?“, stellte er fest und deutete ein verständnisvolles Lächeln an.
    „Ja.“
    „Du weißt, welche Geister sich da oben versteckt haben, nicht wahr?“
    „Ja.“
    Fridolin seufzte. Genau das hatte er gestern schon vermutet, als er sich in sein Körbchen gelegt und sich Gedanken darüber gemacht hatte, was Ilse vor ihm verbergen wollte. Und wenn er ehrlich zu sich selber war, und wir wissen, dass er das immer war, hatte er auch begriffen, dass es sich auf dem Dachboden auf keinen Fall um Geister handeln konnte.
    Nein, denn Geister gab es nicht und sie sprachen auch nicht leise und vorsichtig zu jemandem, um zu versichern, dass man sich um alle Probleme auf der Welt kümmern würde.
    „Und es sind gar keine Geister“, sagte er leise und versuchte, Ilse nicht zu sehr in Verlegenheit zu bringen.
    „Nein, Geister sind es nicht.“
    „Ratten, nicht wahr?“
    „Ratten?“ Ilse schaute Fridolin vorwurfsvoll an, und da wusste er, dass es sich niemals im Leben um Ratten handeln konnte.
    Warum auch? In Berlin waren Ratten ebenso unbeliebt wie anderswo auf der Welt und dadurch bei vielen Menschen besonders gerngesehene Opfer.
    Fridolin aber mochte Ratten. Ja, er empfand in diesem Moment sogar eine tiefe und übergreifende Freundschaft für Ratte Rambo. Insgeheim hatte er sich sogar gewünscht, dass auf dem Dachboden der Wagners Ratten ihre Zelte aufgeschlagen hätten.
    Na gut, dachte Fridolin bei sich, dann eben keine Ratten .
    „Was ist dann da oben?“, fragte er.
    Ilse holte tief Luft, schaute noch einmal betroffen zu Boden und versuchte, ihren Kummer zu unterdrücken, der langsam wiederaufkeimte: „Alles meine Schuld“, sagte sie und schniefte leise. „Ich hatte im Frühling zu Mathilda gesagt, sie soll sich auf dem Dachboden einnisten, um da ihre Jungen zur Welt zu bringen.“
    „Mathilda ist der Geist?“
    „Ja, sie ist es, die auf dem Dachboden lebt. Woher hätte ich auch ahnen sollen, dass Menschen in das Haus einziehen? Das Haus stand doch schon seit mehr als zwei Jahren leer. Und gerade dann, als Mathilda das erste Mal in ihrem Leben schwanger war, kamt ihr daher.“
    „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
    „Menschen können so grausam sein, Fridolin. Und besonders wilden Tieren gegenüber. Sie rotten sie aus, verstehst du?“
    „Nein“, antwortete Fridolin und verspürte eine innere Erleichterung, wie er sie noch nie in seinem Leben gespürt hatte. Er hatte mit seiner Vermutung also Recht gehabt: Geister gab es nicht. Dafür aber eine Mathilda, wer immer das auch sein mochte.
    „Ich hab Mathilda
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