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Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
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aufsteigen. Sie hatte wirklich daran geglaubt, dass sich die Menschen ändern konnten.
    Naja, dachte sie dann bei sich, dann eben nicht. Dann geht es eben weiter mit der Hetzjagd und den Anfeindungen.
    In dem Moment aber, wo dieser unsagbare, unangenehme Gedanke in ihrem Kopf herumgeisterte, fiel ihr auf, dass ihr Leben doch gar nicht so schlimm war, wie sie gerade gedacht hatte.
    Nein, da war doch etwas, das ihr sagte, dass es viel Schöneres zu erleben gab. Dass man sich nicht nur auf die blöde Schule konzentrieren musste, in der es viel zu viele engstirnigen Dummköpfe gab.
    Anna.
    Sie war doch da.
    Anna war ein klitzekleiner Regenbogen in Mikes manchmal so grau erscheinender Welt. Ein Regenbogen, wie sie melancholisch und dramatisch dachte, an dessen Ende sogar Gold auf sie warten konnte.
    Gold, das in diesem Falle Freundschaft bedeutete.
    Und als Mike auf dem weitläufigen, aus Beton gegossenen Schulhof stand und sich gegen die trostlos aussehende Birke in der Mitte des Hofes lehnte, glaubte sie merkwürdigerweise, frei zu sein.
    Frei von allen einengenden Wänden.
    Frei von den „düsteren Monumenten eines Schulsystems“, wie ihre Mutter zu sagen pflegte. Ein Schulsystem, das sie grundlegend verabscheute, das sie dazu zwang, lesen und schreiben zu lernen.
    Bäh …
    Naja, Mike wusste ja, dass sie manchmal übertrieb und dass sie auch nur das wiedergab, was ihre Mutter bisweilen vor sich hinmurmelte. 
    Doch Mike fand, dass es sich ganz gut anhörte, auch wenn sie nicht genau wusste, was ein Monument war. Aber das alles würde sie lernen, irgendwann.
    Und so wie sie jetzt an die Birke gelehnt stand, glaubte sie wirklich, der graue Klotz des Schulgebäudes würde etwas Düsteres und Schattenhaftes besitzen. Sie wusste nicht, warum, aber der Gedanke an eingesperrte Träume drängte sich ihr auf und ließ sie nicht mehr los.
    „Da ist sie!“, riss auf einmal Nancys hohe Stimme Mike aus ihren Gedanken.
    Mike seufzte und schaute über die Schulter hinweg zu den Mädchen, die nun aus dem Schulgebäude herausströmten.
    Nancy sah wütend aus. Richtig zornig, ihrem roten Gesicht nach zu schließen.
    Mike atmete tief ein, lächelte verschmitzt und sah dann schon die Mädchen auf sie zu kommen.
    Nancy lächelte kalt – zumindest bildete sie sich wohl ein, kalt zu lächeln. Mike aber fand, dass Nancys Lächeln eher wie ein schiefes Ausrufezeichen wirkte, das von einer ungeübten Hand geschrieben worden war.
    „Ich dachte schon, du wolltest türmen“, meinte Nancy, als sie näherkam.
    „Ich habe eigentlich angenommen, dass du vergisst, was du eben noch gesagt hast. Dein Gedächtnis soll ja nicht das Beste sein“, konterte Mike.
    „Deine Frechheiten werden dir noch vergehen!“
    „Deine Dummheit vergeht aber anscheinend nicht.“
    Die Wut, die Nancy auf Mike hatte, stand deutlich in ihrem Gesicht zu lesen. Und im gleichen Augenblick warf sie sich nach vorne, auf Mike zu, um sie zu kratzen.
    Mike aber, die aus unzähligen Schlachten mit den Jungs aus ihrer Straße abgehärtet war, wusste natürlich genau, was nun passieren würde.
    Sie machte einen Schritt zur Seite, stellte Nancy ein Bein und musste laut lachen, als das Mädchen, das immer so vornehm tat, stolperte und mit den Knien im Dreck landete.
    „Das wirst du büßen“, keifte eine Freundin von Nancy und stolperte im gleichen Moment selber.
    „Noch jemand?“, fragte Mike und winkte ihrer neuen Freundin Anna zu, als ob nichts geschehen wäre.
    „Macht sie fertig! Rasiert ihren hässlichen Kopf!“, keuchte Nancy.
    „Erst müsst ihr mich haben, dann könnt ihr mich schaben!“, rief Mike, die ihren Rucksack von der Astgabel schnappte und einen gekonnten Rückzug ansetzte.
    „Ihr seid zu langsam“, lachte sie und spurtete über den Schulhof auf Anna zu. Diese sah ganz verdutzt drein, als Mike sie am Arm packte und sie mit einem Lachen aufforderte: „Los, lauf!“
    „Warum muss ich eigentlich immer weglaufen, wenn ich mir dir zusammen bin?“, keuchte Anna und rannte ausgesprochen schnell. So schnell, wie Mike es ihrer Freundin niemals zugetraut hätte.
    Das aber, was ihr am meisten Spaß machte, war das laute „Mist!“ von Nancy, die voller Wut ihren Rucksack auf den Boden des Schulhofes schleuderte und ihren ganzen Zorn darüber herausbrüllte, dass Mike ihr wieder einmal entkommen war …
     

Ilse weiß etwas
    Auf dem Rückweg nach Hause ließ Oliver Fridolin von der Leine und achtete nicht mehr darauf, ob sein Hund ihm folgte oder nicht. Er
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