Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fridolin zieht nach Berlin

Fridolin zieht nach Berlin

Titel: Fridolin zieht nach Berlin
Autoren: T Tippner
Vom Netzwerk:
den Rat gegeben, ganz viel Lärm zu machen und euch zu erschrecken, damit ihr nicht an die Babys herankommt. Marder sind doch so selten geworden.“
    Jetzt verstand Fridolin. Natürlich, und plötzlich ergab auch alles einen Sinn. Er nickte Ilse zu und fragte: „Wenn ich Mathilda zurufe, dass ich ein Freund von dir bin und dass Peterle in dich verliebt ist, wird sie auf mich hören, oder?“
     

Genau in dem Moment, als Fridolin die Frage stellte, ertönte das Knattern eines losen Auspuffs, das Quietschen von Reifen und das laute Tröten einer Hupe, das alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen musste.
    Fridolin wand den Kopf und erblickte einen alten VW-Bully, dessen schäbige und abgerissene Lackierung alles andere als vertrauenserweckend aussah. Auf seinem Dach war eine mannshohe Kakerlake angebracht, der ein Schwert unter den Arm gestoßen worden war. Das arme Insekt war im Fallen begriffen, hatte die Facettenaugen weit aufgerissen und den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.
    Auf der Außenhaut des Bullys stand etwas geschrieben, das Fridolin nicht lesen konnte. Na ja, er konnte menschliche Schrift sowieso nicht lesen. Dafür konnte er gut riechen, was für einen Hund eine ähnlich wichtige Fähigkeit war wie das Lesen für die Menschen.
    „Was ist das für ein Wagen, der da vor deinem Zuhause anhält, Fridolin?“
    „Ich vermute, der Kammerjäger“, sagte er liebevoll, obwohl er einen unangenehmen Druck im Bauch verspürte.
    „Was ist ein Kammerjäger?“
    Fridolin schluckte. Ja, er fühlte, wie ihm die Knie weich wurden, und er begriff, als er das Schild der sterbenden Kakerlake noch einmal betrachtete, was das genau zu bedeuten hatte.
    Oh, du himmlischer Hundeknochen, dachte er bei sich, drehte sich zu Ilse um und sagte hastig: „Niemand. Ich will nur einmal schnell nachsehen, was da bei uns los ist.“
    Fridolin schluckte und musste an Ernestos Worte denken, wie gut es war, wenn man eine Notlüge benutzen konnte, um andere vor noch mehr Leid zu schützen. Und auf einmal begriff er und sprintete los.
    „Äh, Fridolin“, hielt ihn eine sanfte, weiche Stimme auf, die Fridolin so noch nie in seinem Leben gehört hatte. Er schaute sich um und erblickte Justins Golden-Retriever-Dame. Doch er war so in Eile, dass er gehetzt fragte: „Ja?“
    „Ich wollte mich nur einmal bei dir vorstellen und höflich sein.“
    „Keine Zeit“, rief er und lief bellend auf das Haus der Wagners zu. Den enttäuschten Gesichtsausdruck der Golden-Retriever-Dame, die ihm ganz traurig hinterher schaute, sah er nicht mehr.
     

Mike und Anna
    An diesem Morgen war Anna besonders früh aufgestanden. Sie hatte sich mit Mike verabredet, um mit ihr zusammen an die Spree zu gehen und dort heimlich zu angeln. Ja, Anna war von sich selbst total überrascht, dass sie so etwas planen konnte, ohne Angst zu haben. In den letzten beiden Wochen hatte sie bemerkt, dass sie immer mehr an sich wuchs, je mehr sie mit Mike zusammen war.
    Ja, sie konnte sogar sagen, dass sie mit Mike richtig befreundet war. Selbst das, was Mike ihr alles erzählt hatte, ergab für sie einen Sinn, und sie war sogar schon so weit gegangen, sich selbst Gedanken darüber zu machen, wie sie zu einigen Dingen stehen wollte.
    Und so schlüpfte sie schon früh in ihre Jeanshose, die sie am Abend zuvor heimlich an den Knien aufgeschnitten hatte. Ihren Pullover hatte sie mit dem Feuerzeug angesengt und ihre Haare mit Claudias Schaumfestiger wild durcheinandergebracht.
    Ja, sie fühlte sich richtig wohl. Sie sah jetzt nicht nur anders aus als die anderen, nein, sie war es auch.
    Anna war so stolz auf sich, dass sie es verstand, sich abzusetzen. Ja, endlich würde man nun hier in Berlin wissen, dass es sie gab und dass man mit ihr nicht alles machen konnte. Ihre Eltern hatten davon noch nichts mitbekommen, und insgeheim hatte sie Angst davor, dass sie irgendwann die Wahrheit erfahren würden. Schließlich waren ihre Eltern immer lieb zu ihr gewesen und hatten alles dafür gegeben, dass Anna ein liebes und freundliches Mädchen werden sollte.
    Okay, sie wollte sich auch nicht zu sehr verändern. Aber es war ihr wichtig, sich von der Masse abzusetzen. Besonders von solchen Kindern, wie Nancy eines war. Es stank Anna gewaltig, dass jemand so oberflächlich sein konnte und Menschen danach beurteilte, wie sie aussahen und was sie anhatten.
    Aus diesem Grund wollte Anna ein Zeichen setzen.
    Na ja, und dazu kam ja auch noch, dass Anna Mike total mochte und sich deswegen auch gerne mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher