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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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Kuvert.
    „Er darf nicht entkommen“, flüsterte Vesna mit beschlagener Stimme. „Wir müssen sehen, ob er da ist.“
    Wir liefen den Weg entlang zum Ausgang. Ich nahm nur flüchtig wahr, dass es in meiner Seite stach. Es war beinahe befreiend. Irgendetwas musste weh tun. Er hatte sein Auto in der Garagenauffahrt geparkt.
    Wir standen hinter einem weißen Lieferwagen. „Zuckerbrot muss kommen. Sofort.“
    Ich zog mein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte. Die Telefonzentrale im Sicherheitsbüro teilte mir mit, dass er schon gegangen sei. Immerhin sei es schon nach neun Uhr am Abend. Du liebe Güte, Oskar. Egal. Ich ließ mich mit Zuckerbrots Mordkommission verbinden. Irgendjemand würde hoffentlich noch da sein.
    Ich erreichte ausgerechnet Fahrnleitner, den jungen Beamten, der wortlos dabeigesessen war, als mich Zuckerbrot wegen der Sache mit dem Fotoapparat anbrüllte. Egal. „Hören Sie, ich brauche sofort eine Nummer, unter der Zuckerbrot erreichbar ist. Es ist wichtig.“
    Vesna nickte wie zur Bestätigung.
    „Nein, Ihnen werde ich es nicht sagen. Nur Zuckerbrot. Wenn Sie mir die Nummer nicht geben, dann machen Sie sich mit schuld …“ Woran eigentlich? Aber mein Appell hatte gewirkt. Er gab mir eine Handynummer, ich notierte sie mit zittrigen Fingern und wählte dann.
    „Er kommt aus dem Haus“, sagte Vesna.
    Tatsächlich. Bernkopf junior ging auf sein Auto zu.
    „Ich halte ihn auf. Du telefonierst“, zischte sie und rannte schon los. Das Freizeichen. Geh zum Telefon, Zuckerbrot. Gebannt beobachtete ich, was sich in der Garagenauffahrt der Bernkopfs abspielte.
    „Oh“, rief Vesna über das Gitter, „Herr Bernkopf junior. Ich bin Frau von slowenischem Botschafter. Sie erinnern sich, die Wohltätigkeit.“
    Er kam näher.
    „Schöner Spaziergang hier, was für eine schöne Gegend für ein Haus. Und schönes Haus.“
    „Danke.“ Er fragte sich spürbar, was die Frau von ihm wollte.
    Ich wählte erneut. Hoffentlich hatte mir der Beamte keine falsche Nummer gegeben.
    Vesna lachte. „Oh, Sie fragen sicherlich, was macht Frau des Botschafters in solchem Kleid? Und mit zerkratzten Armen? Das war der böse Park. Habe Kind aus dem Gebüsch geholt. Nicht eigenes, fremdes. Wie es eben so ist.“ Sie lachte wieder. Es klang etwas schrill.
    „Wollen Sie zu meinen Eltern?“
    „Nein, nicht zu Eltern, nur etwas plaudern an lauem Maiabend.“
    „Ich habe noch einen Termin.“
    „Ach, an schönem Maiabend kann Termin warten.“
    Oskar würde auch warten.
    „Ich fürchte, nicht.“
    Wieder das Freizeichen. Bitte geh dran.
    „Oder ist es ein Mai-Termin, wie wir sagen in Bo … in Slowenien? Mit schöner Frau? Kein Wunder, bei einem schönen jungen Mann.“
    „Ja, so etwas ist es. Ich will sie nicht warten lassen.“ Er klang ungehalten.
    „Ist sie Verlobte, wenn ich fragen darf?“, säuselte Vesna weiter.
    Wieder hob niemand ab.
    „Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.“ Jetzt war seine Stimme messerscharf. Er öffnete per Fernbedienung das Gitter vor der Garageneinfahrt. Vesna ging hinein und hielt ihn am Ärmel fest.
    „Mein Mann, der Botschafter, möchte Familie Bernkopf gerne zum Dinner einladen.“
    „Wir freuen uns. Aber ich muss jetzt los. Auf Wiedersehen.“ Bernkopf junior schüttelte ihren Arm ab und stieg ins Auto. Vesna taumelte. Jetzt blieb mir keine Wahl mehr. Ich legte das Mobiltelefon auf den Gehsteig und sprintete los. Hoffentlich würde Vesna es finden.
    Er hatte den Wagen schon gestartet, als ich mit aller Kraft auf die Motorhaube schlug. Ein dumpfer, nicht besonders lauter Ton. Er kurbelte das Fenster herunter. Jetzt erst erkannte er mich.
    „Wir müssen reden“, sagte ich.
    „Glaube ich nicht“, erwiderte er.
    „Jetzt habe ich meine Beweise. Soll ich damit zur Polizei gehen? Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit.“ Vesna war verschwunden. Hoffentlich ging Zuckerbrot endlich ans Telefon. Sonst sollte sie den Notruf anrufen. Irgendwen, der kam und mich aus dieser Lage befreite.
    „Schreien Sie nicht so“, sagte Bernkopf junior. „Ich weiß zwar nicht, was Sie meinen, aber mit mir kann man über alles reden.“ Er würgte den Motor ab und stieg aus. „Gehen wir in den Garten.“
    „Warum in den Garten?“
    „Kommen Sie schon!“
    Er packte meinen Oberarm. Ich ließ mich führen, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Wo war Vesna? Ich musste ihn hinhalten. Er ging mit mir auf die Rückseite des Hauses. Die kannte ich schon. Sie war finster. Ich musste weg von
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