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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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liebe Dame. Ich war auch noch einmal bei Eurem ehemaligen Haus. Kannst Du Dich noch erinnern, wie wir unsere Botschaften und Schätze in dem Loch in der Hausmauer versteckt haben?
    Gib mir wenigstens Nachricht, ob es Dir auch gutgeht. Ich kann schließlich nichts dafür, nicht jüdischer Herkunft zu sein. Und sei vorsichtig. Man hört so viel von der Kriminalität in Amerika.“
    Ob sie wirklich je Freundinnen gewesen waren?
    „Wir haben auch Loch in der Mauer gehabt, bei Gartenmauer. In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin“, sagte Vesna. „Es war schöne Zeit. Zumindest meistens.“
    Das Loch in der Hausmauer. Vielleicht war es noch da. Ein Loch, das nicht auffiel, wahrscheinlich auf der Gartenseite des Hauses. Jane hatte die Briefe mit Sicherheit sehr aufmerksam gelesen. Sie konnte kaum Deutsch. Sie hatte sie Wort für Wort übersetzen müssen. Dabei übersieht man nichts. Jane war im Haus gewesen. Vielleicht hatte sie auch nach dem Loch gesucht. Vielleicht hatte sie ihr Tagebuch in das Loch gelegt? Sie war jung und romantisch gewesen. Ich dachte an ihre pastellfarben geblümelte Bettdecke und die vielen Plüschtiere.
    Vesna nickte heftig. „Man muss sofort hin.“
    „Ich muss Käse kaufen.“
    „Du und der Käse. Das kannst du unterwegs.“
    Ich sah auf die Uhr. Es würde sich alles ausgehen, wenn auch knapp. Vorausgesetzt, es gelang uns, unbemerkt auf die Rückseite des Hauses zu gelangen. Das war Hausfriedensbruch.
    „Dahinter ist der Park. Wir gehen durch den Park“, bestimmte Vesna.
    Schlimmstenfalls konnte ich Oskar per Mobiltelefon bitten etwas später zu kommen.

[ 20. ]
    Wir bogen die Äste, so gut es ging, zur Seite und suchten nach einer Möglichkeit, vom Park aus zum Haus zu kommen. Ich fluchte. Eine Dornenranke hatte mir die Hand blutig gekratzt.
    „Da“, zischte Vesna, „hier fehlt Zaun.“
    Wir waren fast hundert Meter vom nächsten Weg entfernt. Die wenigen Menschen, die jetzt noch in der Dämmerung spazieren gingen, sahen uns nicht. Das dichte Buschwerk und der Abstand zum belebten Teil des Parks waren wohl auch die Gründe gewesen, warum die Bernkopfs das fehlende Stück Zaun nie ersetzt haben. Wir schlichen durch den großen Garten. Einige alte Obstbäume. Rosenbögen, Gemüsebeete. Im letzten Stockwerk ging das Licht an. Offenbar waren die Bernkopfs zu Hause. Vesna blickte bloß kurz auf die beiden erleuchteten Fenster und zog mich weiter. Noch drei rasche Schritte, dann lehnten wir uns für einige Sekunden an die Mauer der Gartenseite des Hauses. Zwei Meter weiter rechts war eine schmale braune Tür. Der Hinterausgang. Wenn jetzt jemand kommen würde … Welche Strafe stand auf Hausfriedensbruch? Aber gab es einen anderen Weg, herauszufinden, ob das Loch noch existierte und ob auch Jane von seiner Existenz gewusst hatte?
    Vesna begann, Zentimeter für Zentimeter der Hausmauer abzutasten. Es gab keine Beleuchtung. Das war auf der einen Seite ein Glück. Auf der anderen Seite erschwerte es unsere Arbeit.
    „Loch kann nur niedrig sein, wenn es Versteck von Kindern ist.“
    „Sie waren schon junge Mädchen vor dem Krieg.“
    „Gefunden haben sie das Loch als Kinder. Sicher.“
    Neben dem Hinterausgang standen ein paar Gartengeräte und eine große Gießkanne aus Metall. Vesna schob sie vorsichtig weg. Ich fuhr mit den Hand hinter die Kanne und zuckte zurück. Ich hatte auf eine Nacktschnecke gegriffen. Kalt und glitschig. Beinahe hätte ich aufgeschrien.
    Vesna verdrehte bloß die Augen. „Mäuse sind viel schlimmer.“
    „Vor Mäusen habe ich keine Angst.“
    „Dann ist ja gut. Du kümmerst dich um Mäuse, Mira Valensky, und ich um Schnecken.“
    Wahrscheinlich war das Loch schon vor Jahrzehnten zugemauert worden. Ministerialrat Bernkopf war ein ordentlicher Mann. Auch wenn die Vorderseite seines Hauses gepflegter war als die Rückseite. Wir sahen uns ratlos an. Wir hatten die ganze Wand abgesucht. Die Doppelgarage war eindeutig erst nach dem Zweiten Weltkrieg angebaut worden. Hinter der Garagenmauer lag gestapeltes Holz. Offenbar gab es einen offenen Kamin oder einen Kachelofen im Haus. Es wurde inzwischen empfindlich kalt. Ob das Auto des jungen Bernkopf in der Auffahrt stand? Keine Chance, das von hier festzustellen. Ich sah die Garagenmauer noch einmal genau an. Der Zubau endete einen halben Meter vor der hinteren Hauskante. Das Holz war entlang der Garagenmauer gestapelt, die Schmalseite des Stapels aber wurde von einem Stück der alten Hausmauer begrenzt.
    Ich zog Vesna
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