Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
nicht zu dick aufgetragen. Andererseits, solche Geschichten gab es ja tatsächlich immer wieder.
    „Vielleicht könnte ich kurz mit Ihrem Chef reden?“
    „Er ist nicht da. Immer unterwegs.“
    „Und Sie müssen zu Mittag das Büro hüten.“
    „Tja, so ist das. Aber immerhin habe ich meinen Job. Ich darf nicht klagen.“
    „Schade, es scheint eine so interessante Firma zu sein.“
    „Ja, zweifellos. Demnächst gehen wir an die Börse.“
    „Unglaublich. Dann muss Ihr Chef ja ein sehr tüchtiger Mann sein.“
    „Das ist er. Dabei ist er erst knapp über dreißig. Daran muss man sich zu Beginn erst gewöhnen, dass der Chef um einiges jünger ist als man selbst, aber er versteht wirklich etwas vom Geschäft.“
    „Mein Mann hat auch eine Firma gehabt, keine so große. Aber dann hat er sich übernommen und geblieben ist nur ein Haufen Schulden.“
    Sie schüttelte fröhlich den Kopf. „Das ist bei uns ganz anders. Wir expandieren ständig, deswegen brauchen wir jetzt auch Börsenkapital. Mit dieser Firma geht es aufwärts, nicht bergab.“
    Sie schien von den finanziellen Schwierigkeiten Bernkopfs nichts zu wissen. Oder sie war eine geschickte Schauspielerin. Vielleicht aber steckte hinter den Hypotheken auf dem Haus ohnehin nicht mehr, als dass er rasch Geld für eine rasche Expansion gebraucht hatte. Was war mit seinem Penthouse? War es auch verschuldet? Aber das konnte ich seine Sekretärin schwer fragen. Ich trank das Wasser aus.
    „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten. Aber vielleicht können Sie mich privat als Hilfe brauchen. Oder vielleicht sucht Ihr Chef privat eine Putzfrau?“
    Sie lächelte. „Ich kann mir keine Putzfrau leisten, es geht auch so. Und mein Chef braucht keine andere als die im Büro.“
    „Aber er wird doch ein schönes Haus haben.“
    „Er ist noch Junggeselle. Er lebt so sehr für die Firma, dass er vor ein paar Wochen sogar ins Büro gezogen ist. Hinter seinem Bürozimmer gibt es zwei Räume, da ist er eingezogen. Unglaublich, nicht wahr?“
    Ich nickte und fand es tatsächlich nahezu unglaublich. Offenbar hatte er sein Penthouse verkaufen müssen. „Tja, da habe ich eben wieder Pech gehabt“, verabschiedete ich mich. Besser, nicht so lange zu bleiben, dass mich der junge Bernkopf überraschen konnte.
    „Wer hat Sie denn nun überhaupt geschickt? Besser, ich rufe dort an, damit nicht noch andere vergeblich kommen.“
    „Ich weiß nicht genau, es ist über ein paar Ecken gegangen.“ Ich sah mich Hilfe suchend im Raum um. An einer Pinnwand hing ein großes Plakat mit einem durchgestrichenen Totenkopf. „Rauchen ist Gift“, stand darauf. Offenbar bemühte sich die Arme gerade, mit dem Rauchen aufzuhören. Gift. Der Psychiater war vergiftet worden. Mit einem Gift, an das man nicht automatisch dachte. Natürlich würde mir Bernkopfs Sekretärin nie sagen, ob ihr Chef einmal in psychotherapeutischer Behandlung gewesen war. Vorausgesetzt, sie wusste es. „Es war jemand in einer Pharmafirma, eine, die Medikamente herstellt und Gifte und so. Ich kann mich an den Namen nicht erinnern. Aber ich weiß, dass der Personalchef gesagt hat, dass Ihre Firma seine beraten hat. Hervorragend beraten hat. Aber den Namen …“
    „Das werden wir gleich haben.“ Sie griff nach einer Liste und fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen nach unten.
    „Arbeiten Sie für mehrere solche Firmen?“, fragte ich rasch.
    „Nein, nicht dass ich wüsste. Da kommt nur eine in Frage. Ja, da ist sie. Multipharm – ist sie das?“
    „Nein, es war ein ganz anderer Name. Tut mir Leid, da muss es eine riesengroße Verwechslung gegeben haben.“
    „Ist nicht so schlimm.“
    Ich hoffte für sie, dass es nicht so schlimm werden würde. Sonst nämlich könnte es leicht sein, dass auch sie bald auf Arbeitssuche war. Ich bedankte mich für das Glas Wasser und ging.
    Über einen Bekannten in einer großen Immobilienfirma erfuhr ich, dass Bernkopfs Penthouse tatsächlich zum Verkauf stand. Sehr viele Luxuswohnungen gab es in Wien nicht, und wenn eine auf dem Markt war, dann wussten die besseren Immobilienhaie alle davon. 15 Millionen Schilling wollte der junge Bernkopf dafür. Nach der Meinung meines Bekannten war das aussichtslos. Mehr als acht oder zehn Millionen waren nicht drin, wenn er rasch verkaufen wollte. Und das wollte er offenbar.
    Jetzt wartete ich auf Peter, einen unserer Wirtschaftsredakteure. Vielleicht konnte er klären, ob in der Firma Multipharm auch das Gift Botulinus hergestellt wurde.
    In der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher