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Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Freudsche Verbrechen. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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    „Halt den Mund.“
    Ich spannte alle Kräfte an und bäumte mich auf. Er rollte von mir herunter. Ich kam auf die Beine, lief. Er packte meinen Fuß. Ich knallte in die Sträucher und schmeckte bitteres Grün. Er durfte mich nicht wieder in den Griff bekommen. Wir rollten hin und her. Ich versetzte ihm einen Tritt. Er stöhnte. Meine Chance. Noch ein Versuch. Diesmal war er schneller, ich kam erst gar nicht dazu, aufzustehen. Er hieb mir mit der Faust in den Magen. Ich krümmte mich.
    „Aber warum haben Sie den Psychiater ermordet?“, würgte ich heraus.
    Er lachte. „Du hast wohl noch immer nicht genug?“ Er versetzte mir noch einen Schlag. Mir wurde schwarz vor den Augen. Hoffentlich war das Aufnahmegerät noch ganz. Es war meine einzige Hoffnung.
    „Warum sollst du es eigentlich nicht erfahren? Sie hat mir damit gedroht, dass sie dem Psychiater alles erzählt hat. Ich hatte einen Auftrag von einer Pharmafirma. Kein Problem, sie auszuhorchen und nachzusehen, ob es ein Gift gab, das sich leicht in Bonbons füllen lässt. Ich habe übrigens noch etwas davon. Nein, du wirst es nicht finden. Niemand wird darauf kommen. Ich habe es in eine kleine Schnapsflasche gefüllt und in die Hausbar gestellt.“ Er kicherte abgehackt. „Darauf kommt niemand. Aber jetzt ist Schluss mit der Rederei.“ Er drückte mich mit den Beinen zu Boden und fuhr mit der rechten Hand an meine Kehle. „Es geht schnell.“
    Ich schüttelte mich. Er verlor das Gleichgewicht und trat mir zur Strafe auf die Brust. Wieder blieb mir die Luft weg. Ich musste mich bewusstlos stellen, schoss mir ein. Das hatte ich irgendwann in einem Artikel über Selbstverteidigung für Frauen gelesen. Ich ließ mich schwer auf die Seite fallen. Er kniete sich neben mich. Durch die halb geschlossenen Augen konnte ich sein triumphierendes Lächeln sehen. Er hob beide Arme, eine rasche Bewegung zu meinem Hals, sie hatte nichts Pathetisches an sich. Jetzt. Ich trat ihn mit aller Kraft in den Bauch. Er kippte um. Ich rannte. Rannte. Zurück durch die Büsche. Wie hatte es mich je stören können, dass eine Dorne meine Hand geritzt hatte? Weiter. Hin zum Licht, hin zum Haus, hin zur Birkengasse. Er warf sich von hinten über mich. „Das war es jetzt, Mira“, dachte ich. Wir waren noch viel zu weit vom Haus entfernt, als dass uns jemand hätte hören können. Ich lag mit dem Kopf im Gras, unfähig mich zu rühren.
    Aber plötzlich sprang Bernkopf auf, der Druck war weg. Stimmen. Vesna. Zuckerbrot und ein zweiter Mann hetzten hinter Bernkopf her. Vesna kniete nieder und streichelte mein Gesicht. Ich weinte. Ich war nun einmal keine Heldin. Eine andere Stimme. „Das sollten Sie mir überlassen, Vesna.“ Es war eine gute Stimme. Große Hände streichelten meine Wangen. Ich rappelte mich auf, öffnete die Augen. Was um alles in der Welt tat Oskar hier? Egal, es war gut so. Ich ließ mich in seine Arme sinken. Was für eine Gelegenheit. Ich musste innerlich lachen. Offenbar ging es mir lange nicht so schlecht, wie ich gedacht hatte. Wahrscheinlich war ich aber bloß unglaublich überdreht.
    „Alles in Ordnung, Mira?“, murmelte Oskar dicht an meinem Gesicht. „Ich habe solche Angst gehabt.“
    „Sie sollten hinter Verbrecher her sein“, mischte sich Vesna ein.
    „Ich bin Anwalt und kein Polizist. Außerdem habe ich Übergewicht.“
    Ich versuchte, schön langsam wieder einen klaren Kopf zu bekommen. „Was machst du hier?“
    „Du hast mich versetzt. Ich habe versucht, dich am Mobiltelefon zu erreichen, aber es war dauernd besetzt. Dann war Vesna dran. Sie hat gesagt, ich soll sofort herkommen. Also bin ich gekommen.“
    Ich lauschte in Richtung Park. Weit entfernt waren Stimmen zu hören. „Ob sie Bernkopf kriegen?“, krächzte ich.
    „Früher oder später“, meinte Vesna trocken. „Du brauchst Krankenwagen. Lippe ist offen und sonst wahrscheinlich auch noch eine Menge.“
    Ich versuchte aufzustehen. Ich taumelte etwas, aber ich stand. Oskar stützte mich. Guter, großer Oskar. „Ich hab mir nichts gebrochen, seht Ihr? Er hat mich getreten. Aber ich ihn auch. Mein Hals … er hat mich mit der Handkante auf den Hals geschlagen.“
    „Du musst ins Spital“, sagte jetzt auch Oskar.
    Ich hasse Spitäler und schüttelte energisch den Kopf. Alles begann sich zu drehen. Ich stütze mich fester auf Oskar. Das Drehen ließ wieder nach.
    „Das Aufnahmegerät“, sagte ich und suchte mit unsicheren Fingern in der Jackentasche danach. Es war
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