Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
Vom Netzwerk:
Freundinnen machen das nicht, die wissen ja im Detail Bescheid. Nein, es sind die Frauen, die du beim Einkaufen auf der Straße triffst und länger nicht gesehen hast, oder die fremden Mütter, mit denen du im Park zufällig auf einer Bank sitzt, während du die Karre hin- und herruckelst, in der dein Kind sein Schläfchen hält.
    Aber Ingas Fragen sind komplexer. Und vor allem nervt mich ihr Tonfall: Sie fragt mich ab wie früher die Lehrer in der Schule. Dennoch antworte ich pflichtschuldig. »Nein«, sage ich, »Paul schläft noch nicht durch. Er hat auch noch keine Zähne. Und wir haben auch noch nicht abgestillt.« Und ich füge in Gedanken hinzu: Danke, mir geht’s nicht so gut, falls dich das interessiert. Ich leide unter akutem Schlafentzug. Ich habe ständig Hunger und seit der Geburt zehn Kilo zugenommen. Die Dammnaht tut auch immer noch weh, und Hämorrhoiden habe ich auch.
    Inga sagt: »Meine Jungs waren in allem rasend schnell. Deiner braucht halt ein bisschen länger. Ist ja nicht schlimm.«
    So, und dieses Telefonat habe ich jetzt hinter mir und würde gern Dampf ablassen. Ben kann ich von meinem Ärger erzählen, er versteht mich. Ihm kann ich sagen, dass ich Inga am liebsten umbringen würde. Und dass ich überhaupt alle Mütter hasse, die ihre Kinder als kleine Wunderkinder darstellen. Ich denke immer: Kind bleibt Kind. Irgendwann laufen sie alle, schlafen sie alle durch und haben keine Mittelohrentzündungen mehr. Also rufe ich Ben an. Ausnahmsweise.
    Als ich ihn an der Strippe habe, sagt der: »Mh.« Und dann noch mal: »Mh, mh.« Und dann: »Ja, ich komme gleich. Nur eine Minute.« Jetzt redet er wohl nicht mit mir, sondern mit einer Kollegin. Dann ist er wieder dran. »Ja, ja, mh«, sagt er. »Lass uns heute Abend darüber reden.« Ben muss Schluss machen. Klar muss er das. Er ist ja im Job. »Tschüs«, sagt er. Dann legt er auf.
    Eine Entschädigung für mich und Freundinnen zum Quatschen
    Den Anruf hätte ich mir sparen können. Ich weiß schon, warum ich Ben sonst nie auf der Arbeit anklingele. Er hat am Telefon niiieee Zeit für mich. Mistkerle! Wenn man Männer braucht, sind sie nicht da. Ich bin sauer und gehe in die Küche. Ich brauche jetzt sofort einen Cappuccino, ohne Umdrehungen versteht sich, ich stille ja noch. Eine reelle Entschädigung dafür, dass im Moment keiner mit mir reden will. Während mir der Kaffeeduft in die Nase steigt, ich die Milch aufschäume und sich mein Kind, obwohl es schon seit 30 Minuten schläft, immer noch nicht meldet – und ich es dafür in Gedanken küsse –, entspanne ich mich ein wenig. Ich will ja nicht ungerecht sein. Wenn ich genervt bin, sehe ich manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. An sich ist alles halb so schlimm. Ben hatte wohl einfach zu tun und gerade kein Ohr für meine Sorgen. Und meine Freundinnen, bei denen ich mich sonst immer auskotzen kann, waren nicht erreichbar. Dafür kann keiner was.
    Ich schlürfe meinen Cappuccino. Er tut mir richtig gut. Das ist eins dieser Wunderdinge, die keiner erklären kann. Mit jedem Becher Kaffee, jedem Glas Latte macchiato und jeder Tasse Cappuccino hebt sich die Laune übermüdeter, genervter oder gestresster Mütter – selbst dann, wenn er ohne Koffein ist. Vermutlich sind irgendwelche drogenähnlichen Stoffe darin. Geht ja auch anderen Frauen so, nicht nur Müttern. Aber wer will das schon so genau wissen? Hauptsache, es hilft. Und das tut es: Ich sitze hier und schlürfe einen schönen heißen Capuccino, und meine Wut verraucht langsam. Ich sollte mich wirklich nicht länger ärgern. Mütter, die wie Inga reden, gibt es schließlich an jeder Ecke. Man sollte sie einfach knicken. Punkt.
    Ich kann mich wirklich glücklich schätzen: Ich habe eine Handvoll Freundinnen zum Ausquatschen und Auskotzen. Mit wem sonst, wenn nicht mit ihnen, kann man offen über Kinder und das ganze Drumherum reden? Ich meine die echten Freundinnen, denen du ehrlich sagen kannst, dass du durchhängst, dass das Kind gerade scheiße drauf ist, du schon seit der Geburt keinen Sex mehr hattest oder der Wochenfluss einfach nicht aufhören will. Denen du das ganze nervige, deprimierende und auch mal unappetitliche Zeug erzählen kannst, ohne dass du Angst haben musst, dass sie umgehend der nächsten Mama was von deinen Schwächen vortratschen. Ich bin mir sicher, dass eine Handvoll gute Freundinnen den Ehe-GAU verhindern. Wenn du primär mit deinen Mädels über all diese Sachen redest, also nicht so oft den Partner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher