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Freiheit fuer Mama

Freiheit fuer Mama

Titel: Freiheit fuer Mama
Autoren: Anette Sabersky
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Mama-Aura. Der Liebste nimmt uns nur noch als Mama wahr, aber nicht mehr als Partnerin und Frau. Da wendet er sich doch lieber dem Nachwuchs zu. Oder einer anderen Frau.
    Verständnis habe ich dafür nicht. Gerade die Väter müssten uns doch davor bewahren, ganz im Mama-Gen abzusaufen. Sie sollten öfter mal mit uns über Politik reden, Theaterkarten besorgen und auch den dazugehörigen Babysitter oder mit uns im Cabrio durch die Sonne fahren – während das Baby bei Oma ist. Stattdessen klinken sie sich ein, machen mit und spielen Papa hoch zehn.
    Darum habe ich den Vorschlag mit dem kinderfreien Abend gemacht. Das war kurz nach den Missverständnissen mit den Klamotten und dem Schwimmbad. Ich habe das arrangiert, damit wir mal wieder wie Erwachsene miteinander reden, wie ein ganz normales Paar. Ben hat gleich zugestimmt. Er hat wohl gemerkt, dass ich genervt bin von dem ständigen Über-Paul-Gerede. Wenn er abends nach Hause kommt, fragt er immer als Erstes: »Wie geht’s Paul?« Er will wissen, ob er gut geschlafen und auch mal alleine auf der Decke gelegen und ob er die Impfung vertragen hat. Diese Nachfragen sind nett gemeint, und sie zeugen ja auch von Interesse. Ich sollte also nichts sagen. Aber nerven tut es mich doch. Es wäre irgendwie hübsch, wenn er mal als Erstes fragen würde, wie es mir geht. Nur ab und zu wenigstens.
    Natürlich bin ich auch dankbar für sein Interesse, es gibt ja auch andere Beispiele. Ich weiß, dass es genug Väter gibt, die sich nicht besonders für ihr Kind interessieren. Zumindest so lange nicht, wie es klein ist und noch kein Fußball oder Mensch-ärgere-dich-nicht spielen kann. Viele kommen nach der ersten Baby-Euphorie abends immer später nach Hause. Es gibt dazu sogar Studien. Sie belegen, dass Väter mit jedem Kind, das Einzug in die Familie hält, abends länger im Büro bleiben. Fragt man sie, warum das so ist, sagen sie: Einer muss ja das Geld für die Familie verdienen.
    Aber das glaube ich nicht. Ich hege vielmehr den finsteren Verdacht, dass manche Männer einfach keine Lust mehr haben, sich mit ihrer Frau zu unterhalten. Weil eben viele Frauen, kaum dass sie schwanger sind, nur noch übers Baby reden. Klar ist es aufregend, schwanger zu sein und ein Kind zu bekommen. Da gibt es einfach viel mitzuteilen. Aber soll das denn alles sein?
    Germanys next Topbaby
    Es gibt Mütter, die rufen ihren Partner drei-, viermal am Tag im Büro an. Sie klären ab, ob sie dem Baby wohl Nasentropfen geben dürfen, obwohl die die Schleimhäute kaputt machen, oder sie fragen, ob sie die teure Latexmatratze fürs Babybett kaufen dürfen.
    Ich rufe Ben so gut wie nie auf der Arbeit an. Das hatte ich mir schon vor der Geburt vorgenommen. Ich kann doch nicht wegen jedem Kinkerlitzchen meinen Mann von der Arbeit abhalten! Heute werde ich aber doch mal bei ihm anklingeln. Das muss einfach sein. Ich bin total genervt – und meine Freundinnen, bei denen ich mich sonst auskotzen kann, sind allesamt nicht erreichbar, bei allen erreiche ich nur die Mailbox. Ich bin echt total angepestet von dem Anruf eben. Paul machte sein morgendliches 15-Minuten-Nickerchen und ich huschte gerade aus der Dusche, da klingelte das Telefon. Erst wollte ich gar nicht rangehen, denn diese morgendlichen 15 Minuten sind mir heilig. Aber dann dachte ich, vielleicht ist es Sandra, meine Freundin. Wir wollten noch etwas besprechen und hatten uns für diesen Tag zum Telefonieren verabredet. Doch dann war Inga dran. Sie ist eine ehemalige Kollegin von mir. Früher haben wir zusammen im Verlag gearbeitet, jetzt ist sie Mutter. Sie hat drei Jungs in drei Jahren bekommen. Seit Monaten haben wir nichts voneinander gehört.
    Sie sagt »Hallo«, gratuliert mir kurz zum Baby und kommt dann gleich zur Sache: »Schläft dein Sohn schon durch? Bekommt er schon Zähne? Stillt ihr noch? Fängt er schon an zu robben?« Fragen über Fragen, wie aus dem Maschinengewehr. Ich bin ganz benommen und komme kaum mit dem Antworten hinterher. Und eigentlich will ich diese ganzen komischen Fragen auch gar nicht beantworten. Denn ich hasse nichts mehr als diese Vergleiche unter Müttern, in denen gescannt wird, ob das Kind der anderen (etwa) genauso pflegeleicht und freundlich ist wie das eigene. Ich denke dann immer: Wo sind wir denn, bei Germanys next Topbaby?
    Ich sollte da ja inzwischen drüberstehen und gelassener sein. Seit Monaten geht das schließlich so. Immer, wenn du irgendwo mit deinem Kind auftauchst, wird gescannt. Die echten
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