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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador
Autoren: L. E. Modesitt
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überraschend mitgeteilt, dass ich befördert und versetzt werde, fast zwei Jahre früher als erwartet. Schon in drei Wochen werde ich in Cyad sein und von dort aus Weiterreisen nach Biehl zur Hafenkaserne der Spiegellanzenkämpfer …
     
    Er hält kurz inne, dann fährt er fort.
     
    Ich werde nur etwas mehr als einen Achttag in Cyad bleiben, denn ein Heimaturlaub steht mir erst wieder in zwei Jahren zu. Ich hoffe inständig, dass du nicht gerade auf Reisen bist, wenn ich in Cyad ankomme. Schließlich müssen wir jede Gelegenheit nutzen in dieser unsicheren Welt.
     
    Weitere Neuigkeiten, die ihr geschäftlich weiterhelfen könnten, fallen ihm gerade nicht ein, und auch sonst nichts, was genauso wichtig wäre wie seine Ankunft in Cyad. Nur zögernd fügt er noch ein paar Zeilen hinzu.
     
    Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du weitere drei Uniformen für mich besorgen könntest. Ich werde dir das Geld zurückzahlen, wenn ich in Cyad ankomme. Ich werde schon so bald dort sein, dass sie wahrscheinlich nicht rechtzeitig fertig würden, wartete ich mit dem Auftrag bis zu meiner Ankunft.
     
    Er sieht aus dem Fenster, aber die Wolken versperren den Blick auf die Sterne. Nach einer kurzen Pause nimmt er schließlich die Feder wieder zur Hand und beendet den Brief.
    Ich freue mich auf die kurze Zeit, die wir miteinander verbringen können, und darauf, dich viel früher wieder zu sehen, als ich es je für möglich gehalten hätte … In Liebe und tiefer Zuneigung …
     
    Gähnend legt Lorn die Feder beiseite. Der Brief an seine Familie steht noch aus und morgen muss er zudem die restlichen Patrouillenberichte fertig stellen. Am Tag darauf beginnt schon die nächste Patrouille. Es wird die vorletzte sein, bevor er Jakaafra verlässt. Es gibt also noch genug Gelegenheiten, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, wenn er nicht gut aufpasst und seine Fähigkeiten erfolgreich unter Beweis stellt im Kampf gegen den Verwunschenen Wald.
    Aber … wird es jemals eine Zeit geben, in der er nicht ständig irgendwelchen Problemen ins Auge sehen muss? Er ist nun einmal so, wie er ist, und nicht wie andere ihn gern haben wollen.
    Lorn richtet den Blick in die Dunkelheit. Aber ergeht es nicht allen Menschen so? Unterscheidet er sich überhaupt von den anderen?
    Darauf weiß er keine Antwort, keine, die seiner Selbsteinschätzung nicht schmeicheln würde.

 
LVI
     
    L orn kennt das Gesicht des Offiziers, der am späten Nachmittag in die Kaserne von Jakaafra reitet, doch auf den Namen kommt er nicht sofort.
    Der schwarzbärtige Hauptmann ist ziemlich dunkelhäutig und überdurchschnittlich groß.
    Akytol – jetzt fällt es Lorn ein – war der ältere Offiziersanwärter, der mit ihm im Feuerwagen nach Kynstaar saß, als er Cyad das erste Mal verließ, um zur Lanzenkämpferausbildung zu fahren. Lorn nickt und überquert den Hof. Er erreicht den Stall kurz nach dem groß gewachsenen Lanzenkämpferoffizier.
    »Stallbursche!«, ruft Akytol.
    Suforis kommt herausgelaufen und blickt auf zu dem großen Hauptmann. »Ja, Ser?«
    »Kann ich hier mein Pferd einstellen?«
    »Ja, Ser.«
    Lorn geht hinüber zu dem älteren, aber nun rangmäßig unter ihm stehenden Offizier, während Akytol vor dem Stall vom Pferd steigt.
    Der schwarzbärtige Offizier runzelt die Stirn, als er Lorn sieht, doch er wendet sich zuerst wieder Suforis zu, um ihm die Zügel zu übergeben.
    »Ihr seid gekommen, um das Kommando über die Zweite Kompanie zu übernehmen?«, fragt Lorn freundlich.
    »Ja.« Akytol dreht sich um und fügt schnell hinzu: »Äh, ja, Ser«, denn die verbundenen Doppelstreifen mit dem Bogen darüber, die nun an Lorns Kragen prangen, glänzen auffallend im Nachmittagslicht.
    Der Stallbursche blickt von Akytol zu Lorn.
    »Das ist Hauptmann Akytol, Suforis«, stellt Lorn vor. »Er ist ein hoch angesehener und sehr guter Lanzenkämpferoffizier.«
    Akytols leicht verwirrter Gesichtsausdruck lässt erkennen, dass er Lorn noch immer nicht einordnen kann.
    »Ich heiße Lorn. Wir sind vor einigen Jahren zusammen von Cyad nach Kynstaar gefahren.«
    Akytol schluckt. »Oh … es tut mir Leid, Ser. Ich habe Euch nicht erkannt.«
    »Schon gut. Wir alle haben uns über die Jahre verändert. Ihr habt allerdings damals schon einen Bart getragen, deshalb hatte ich es leichter. Wenn Ihr Euer Gepäck abgeschnallt habt, zeige ich Euch die Unterkünfte. Ihr könnt entweder das erste Quartier haben oder meines, wenn ich morgen abgereist bin. Ihr könnt es Euch aussuchen.
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