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Freiheit für Cyador

Titel: Freiheit für Cyador
Autoren: L. E. Modesitt
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hat, dessen traditionelle Vorgehensweise SubMajor Hybyl sicher sehr entgegenkommt, kann er wenig sagen oder tun, das Akytol verändern würde.
    Lorn hält das silberne Buch in der Hand und lächelt. Er denkt an die Früchte seines Tuns und hofft, dass ihm die kurze Zwischenstation in Cyad in Erinnerung bleiben wird. Sein Lächeln wird noch breiter, als er an Ryalth denkt, und er packt die letzten wenigen Sachen zusammen, die er mitnehmen wird, wenn er morgen mit dem Feuerwagen abreist.
    Wird er den Verwunschenen Wald noch einmal wieder sehen? Oder wird das Vorhaben, das die Magi’i anstreben, den Wald zu einer bloßen Erinnerung machen, ihn verändern, noch bevor Lorn zurückkehrt? Wird Lorn überhaupt jemals zurückkehren?
    Die Lippen formen sich erneut zu einem Lächeln. Er wird Ryalth wieder sehen, eine Zeit lang hat er fast befürchtet, dass dies nicht mehr geschehen würde.
    So wie Ilryk gesagt hat: »Man hat nur den Wein sicher, den man gerade trinkt.« Und es sieht so aus, als hätten er und Ryalth zumindest noch ein paar gemeinsame Tage vor sich. Was danach kommt – wer weiß?

 
LVII
     
    I m vorderen Abteil des Feuerwagens ist nur Lorn wach. Der Major der Spiegellanzenkämpfer zu seiner Rechten schläft, so auch der beleibte Kommis, der ihm gegenübersitzt. Lorn blickt hinaus in die Dunkelheit. Der Nachthimmel ist bewölkt, schwarz, aber doch beleuchtet – allerdings nur für Lorn – durch das Chaos, das sich aus den Zellen des sechsrädrigen Fahrzeugs verflüchtigt, welches über die glatten Steine der Großen Oststraße westwärts rumpelt, nach Cyad – und zu Ryalth.
    Lorn hat einen höherrangigen Offizier getötet. Maran lebt nicht mehr, und so soll es auch sein, denn Maran hätte weitere Lanzenkämpfer sterben lassen – was unklug und unnötig gewesen wäre –, bloß um Lorn nicht überleben zu lassen. Lorn runzelt die Stirn. Ganze Züge von Barbaren sind seinetwegen gestorben, und in Isahl sind einige Lanzenkämpfer nur am Leben geblieben, weil er so gut töten kann. Ist Cyad die vielen Toten überhaupt wert, die es fordert, um den Erwartungen gerecht zu werden – auf die eine oder andere Weise? Kann Lorn es denn verantworten, seine Träume mithilfe all dieser Toten zu verwirklichen?
    Ein Leben ohne Träume bedeutet den Tod, aber sind Lorns Hoffnungen, ein besseres Cyad zu führen, mehr wert als Marans Träume, ein altes Cyad zusammenzuhalten, oder mehr wert als die Träume der Barbaren, Cyad zu Fall zu bringen? Gewinnt am Ende der beste Traum? Oder der mächtigste Träumer? Oder sind alle Träume nur Trugbilder, die sich am Ende mit dem Tod des Träumenden auf den Stufen zum Paradies auflösen?
    Was wird aus Ryalth? Sie kennt zwar seine Träume und hat ihm stets weitergeholfen und ihm versichert, dass seine Träume es wert sind … aber mit jeder Handlung werden die Auswirkungen seines Tuns unberechenbarer und damit wächst auch die Bedrohung für sie.
    Der Händler auf der anderen Seite des Abteils schnaubt, verlagert das Gewicht und fällt wieder in einen tiefen, ruhigen Schlaf.
    Während der Feuerwagen weiter Richtung Cyad rollt, versucht Lorn sich seine Zukunft auszumalen; er sieht eine Dunkelheit, die erhellt wird durch das Chaos, das nur er sehen kann – aber immerhin wird sie erhellt.

 
LVIII
     
    L orn marschiert über den Platz der Händler und zu den breiten Stufen, die hinauf ins oberste Stockwerk der Halle führen. Zum ersten Mal trägt er die Lanzenkämpferuniform auf dem Platz und mehr als nur eine Hand voll Händler in Blau werfen einen unverhohlenen Blick in seine Richtung. Lorn muss einfach lächeln, mit einem mulmigen Gefühl, aber doch voller Vorfreude nähert er sich der Treppe.
    »… Oberst … kenne ihn nicht …« »… bekommen wir hier nicht oft zu sehen …« »… vielleicht der Sohn eines Händlers …« Mit einem immer noch breiten Lächeln steigt Lorn die breite Treppe in der Mitte zwischen den zwei Flügeln der Händlerhalle hinauf und bleibt ratlos stehen. Muss er nun nach rechts oder links? Er weiß nur, dass das Haus Ryalor inzwischen das ganze obere Stockwerk gemietet hat. Er wendet sich nach links und entdeckt, dass dort alle Türen geschlossen sind. Also geht er zurück zur Treppe und daran vorbei und kommt schließlich an eine Doppeltür, die offen steht.
    Er bemerkt das Zeichen über der offenen Tür: die ineinander verschlungenen Buchstaben ›R‹ und ›L‹ in einem auf dem Kopf stehenden Dreieck. Lorn nickt und schreitet durch die Tür. Inmitten
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