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Freibeuter der Liebe

Freibeuter der Liebe

Titel: Freibeuter der Liebe
Autoren: Amy Andrews
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ein Verhalten durchgehen lassen?“
    Vasco lächelte charmant, und sein dunkles, verstrubbeltes Haar ließ ihn aussehen wie den Teufel höchstpersönlich. „Meiner Mannschaft natürlich nicht, Lady Bingham. Aber Kapitäne genießen gewisse Privilegien …“
    Seufzend schloss Stella Mills das Dokument in ihrem PC und ließ das abenteuerliche achtzehnte Jahrhundert hinter sich, um ins Hier und Jetzt zurückzukehren. Sie konnte die Worte, die ihr vergangenes Jahr mühelos aus der Feder geflossen waren und sie über Nacht zur Bestsellerautorin gemacht hatten, immer wieder lesen, doch das änderte nichts an den Tatsachen: Ein einziges Buch machte noch längst keinen Schriftsteller.
    Egal wie viele Verlage einander bei Piratenherz überboten hatten, egal auf wie viele Bestsellerlisten sie es geschafft und egal wie viel Fanpost sie bekommen hatte oder wie viel Geld für die Filmrechte.
    Egal wie verrückt die Leser nach Vasco Ramirez waren.
    Sie wollten mehr.
    Und der Verlag auch.
    Stella starrte auf den blinkenden Cursor auf der leeren Seite. Derselbe blinkende Cursor, den sie jetzt schon seit fast einem Jahr anstarrte.
    Oh, Gott. „Ich bin eine Eintagsfliege“, stöhnte sie und ließ den Kopf auf die Tastatur sinken.
    Ein Klopfen an der Tür verhinderte, dass sie vor Selbstmitleid zerfloss. Sie hob den Kopf. Mehrere Zeilen Buchstabensalat starrten ihr entgegen.
    Wieder ein Klopfen, energischer als das letzte. „Ich komme“, rief sie und tat, was sie seit einem Jahr jeden Tag tat – sie löschte den Text.
    Während sie zur Tür eilte, klopfte es ein drittes Mal. „Okay, okay, ist ja gut“, sagte sie, riss die Tür auf – und blickte in strahlend blauen Augen von derselben Farbe wie der warme, tropische Ozean. Sie blinzelte. „Rick?“
    „Stella“, murmelte er und beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die eine, dann auf die andere Wange zu drücken.
    Stella schloss kurz die Augen, während der Duft von Meeresluft und Salzwasser ihre Sinne benebelte, wie immer, wenn sie Riccardo Granville so nah war. Als sie die Augen wieder aufschlug, tauchte ihre Mutter hinter Rick auf. Ihre Augen waren gerötet, und sie kaute nervös an ihrer Unterlippe.
    Ihre Mutter wohnte in London, und Ricks Heimat war das Meer. Warum waren sie hier? In Cornwall. Zusammen?
    Stella überkam ein ungutes Gefühl.
    „Was ist los?“, wollte sie wissen, und das Blut rauschte ihr in den Ohren wie ein reißender Sturzbach, als sie von einem zum anderen blickte.
    Ihre Mutter trat auf sie zu und umarmte sie. „Liebling“, murmelte sie, „es geht um Nathan.“
    Stella blinzelte. Ihr Vater?
    Sie blickte über die Schulter ihrer Mutter in Ricks betrübtes Gesicht. „Rick?“, fragte sie, in der Hoffnung auf irgendetwas, das sie vor dem Abgrund zurückhielt, an dessen Rand sie balancierte.
    Rick blickte auf die Frau herab, die er fast sein ganzes Leben kannte, und schüttelte traurig den Kopf. „Es tut mir leid.“

1. KAPITEL
    Sechs Monate später …
    Noch immer blinkte der Cursor auf derselben leeren Seite. Auch wenn es Stella eher so vorkam, als würde er spöttisch blinzeln.
    Es gab keine Worte. Keine Story.
    Keine Figuren in ihrem Kopf. Keine Handlung, die wie ein Film vor ihrem inneren Auge ablief. Keine brillanten Dialogfetzen, die zu Papier gebracht werden wollten.
    Nur Stille.
    Und obendrein Trauer.
    Und gleich würde Diana kommen.
    Prompt verkündete ein Klopfen an der Tür die Ankunft von Stellas bester Freundin. Normalerweise wäre sie aufgesprungen, um Diana zu begrüßen, aber heute nicht. Einen Moment lang erwog sie sogar, die Tür überhaupt nicht zu öffnen.
    Heute kam Diana nicht als ihre Freundin.
    Heute kam Diana im Auftrag des Verlags.
    Und Stella hatte ihr das erste Kapitel versprochen …
    „Ich weiß, dass du da drin bist. Soll ich etwa die Tür eintreten?“
    Die Stimme klang gedämpft, aber entschlossen. Sich ihrem Schicksal ergebend, durchquerte Stella das Zimmer – von ihrem Arbeitsbereich in der Fensternische mit dem spektakulären Hundertachtzig-Grad-Blick auf die zerklüftete kornische Küste bis zur Haustür. Nachdem sie tief Luft geholt hatte, schob sie den Riegel zurück und öffnete.
    Diana breitete die Arme aus. „Süße“, murmelte sie und drückte Stella so fest an sich, dass diese kaum noch Luft bekam. „Wie geht es dir? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
    Stella war plötzlich so froh, ihre Freundin zu sehen, dass ihr die Tränen kamen. Sie kannten sich erst seit der Uni, aber Diana hatte
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