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Freibeuter der Liebe

Freibeuter der Liebe

Titel: Freibeuter der Liebe
Autoren: Amy Andrews
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er viel an Stella gedacht, mehr als sonst.
    Und nicht alle Gedanken waren unschuldig gewesen.
    Er nahm den Wein. „Guter Plan“, befand er und stieß mit beiden Frauen an.
    Stella deutete auf die Sessel, die um den Kamin standen, und sah zu, wie Rick seinen marineblauen Dufflecoat abstreifte und eine ausgetragene Jeans und ein Rollkragenpullover mit Zopfmuster zum Vorschein kamen.
    Selbst an Land sieht dieser Mann aus, als gehörte er aufs Meer.
    Diana machte es sich gemütlich und musterte ihn gründlich, was durch ihren Alkoholpegel erschwert wurde. „Irgendwie kommst du mir bekannt vor“, lallte sie.
    Stella gefiel der Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin nicht. Sie kannte den Blick und wollte Diana bremsen.
    „Ja, du kennst ihn von der Beerdigung“, sagte sie, in der Hoffnung, ihre Freundin von ihrer fixen Idee abzubringen.
    Diana kniff die Augen zusammen. „Nein, nein“, meinte sie kopfschüttelnd. „Ich habe das Gefühl, als würden wir uns näher kennen.“ Schon bei der Beerdigung war er ihr irgendwie bekannt vorgekommen. Waren es die Augen? Oder sein Haar?
    Rick lachte leise. „Vielleicht erinnere ich dich an deinen Großonkel Cyril?“
    Diana lachte schallend, während sie an ihrem Wein nippte, und ihr Lachen klang, als würde Tinkerbell ihren Zauberstab schwingen.
    Sie drohte mit dem Finger. „Netter Versuch, aber du siehst wirklich nicht aus wie irgendjemandes Großonkel.“ Erneut kniff sie die Augen zusammen und tippte sich dreimal mit dem Zeigefinger an die Nase. „Keine Sorge. Es fällt mir schon noch ein. Ich brauche nur“ – sie blickte auf ihr fast leeres Weinglas – „ein bisschen Zeit.“
    Rick salutierte. „Ich bin gespannt auf das Ergebnis.“
    Diana nickte. „Das solltest du auch sein.“
    Rick sah zu Stella hinüber, die das Geplänkel still verfolgte. Der Feuerschein verwandelte die blonden Strähnen, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, in Gold, und wieder musste er an die Spiele ihrer Kindheit denken, als sie die Meerjungfrau war, die mit ihrem Gesang dafür sorgte, dass sein Schiff an den Felsen zerschellte. Wie viele Male war er mit ihr über Riffen geschnorchelt, ihre wallendes blondes Haar im Wasser genau wie das der mythischen Meerjungfrauen?
    „Und?“, fragte er, als das Schweigen drückend wurde. „Hast du sie bekommen?“
    Stella runzelte die Stirn. „Was soll ich bekommen haben?“
    „Deine Hälfte.“
    „Meine Hälfte von was?“
    Rick lächelte jungenhaft. „Von der Schatzkarte.“
    Stella schüttelte den Kopf. „Wovon zum Teufel redest du?“
    Ricks Miene verfinsterte sich, als er sein halb leeres Glas auf dem Couchtisch abstellte. „Du hättest sie Anfang letzter Woche bekommen müssen. Ich habe sie vor Ewigkeiten abgeschickt.“
    Diana verdrehte die Augen. „Wahrscheinlich ist sie längst da. Stella beantwortet ihre Post nicht.“
    Stella wurde rot, als ihre scharfsinnige Freundin zur Garderobe im Flur ging, wo sich die ungeöffneten Briefe stapelten. Sie hatte jeden Kontakt mit der Außenwelt gemieden – vor allem mit ihrem Verlag. Sie öffnete keine Briefe. Sie ging nicht ans Telefon. Sie las keine E-Mails.
    Diana durchsuchte den Posthaufen flüchtig und zog einen flachen gelben Umschlag, beklebt mit einer ganzen Briefmarkensammlung, hervor.
    „Ist der von dir?“, fragte sie und hielt ihn hoch.
    Rick nickte. „Aye, aye, meine Schönste.“
    Jetzt war es Stella, die die Augen verdrehte.
    Lachend setzte Diana sich wieder zu ihnen und warf Stella den Umschlag in den Schoß. Die markante Handschrift ihres Vaters stach ihr ins Auge, und sie berührte die Buchstaben ehrfürchtig.
    „Wo hast du das her?“, wollte sie wissen.
    „Ich bin endlich dazu gekommen, Nathans Schreibtisch aufzuräumen. Der Umschlag lag in einer Schublade. Für mich war auch einer da.“
    Stella nickte geistesabwesend. Es war seltsam, sechs Monate nach seinem Tod Post von ihrem Vater zu bekommen. Als würde er eine Hand aus dem Grab strecken.
    „Willst du es nicht aufmachen?“, fragte er leise.
    Stella blickte ihn durch die blonden Strähnen ihres Ponys an. „Will ich das?“
    Er nickte lächelnd. „Wenn es das ist, was ich glaube, ja. Dann bestimmt.“
    Obwohl Stella daran zweifelte, drehte sie den Umschlag um und schlitzte ihn sauber auf. Nach einem aufmunternden Nicken von Rick zog sie eine Schutzhülle mit losen Zetteln heraus. Eine kurze Notiz ihres Vaters war mit einer Büroklammer daran geheftet.
    Stella, mein Liebes,
    dort liegt Inigos Schatz. Ich weiß
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