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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Name?«
    »Elenia. Ihr Name ist Elenia. Und wenn du sie anrührst, dann töte ich dich.«
    Es war nicht das Mädchen, das das sagte, doch als er sich herumdrehte, glaubte er sich im allerersten Moment ihrer nur wenig älteren Zwillingsschwester gegenüber.
    Die Frau war etwas größer als sie, vom gleichen schlanken – wenn auch viel fraulicherem – Wuchs und hatte dasselbe lange blonde Haar, das zu zwei dicken Zöpfen geflochten weit über ihre Brust hinabfiel, und er musste nicht fragen, um zu wissen, dass das verwundete Mädchen in seinen Armen ihre Tochter war.
    Er musste auch nicht fragen, um zu wissen, wie bitter ernst sie ihre Worte meinte. Sie stand kaum einen Schritt hinter ihm, offensichtlich aus demselben Loch im Schnee erschienen, aus dem er das Mädchen gezogen hatte, und ihre schmalen Hände hielten den Stiel eines schweren Schmiedehammers umklammert. Offensichtlich war sie kräftiger, als sie auf den ersten Blick aussah, und er konnte in ihrem Gesicht erkennen, dass sie das, was ihr an Stärke mangeln mochte, durch den Mut der Verzweiflung mehr als wettmachte. Der Blick ihrer weit aufgerissenen Augen war undeutbar – Überraschung, Entsetzen oder so etwas wie … Erkennen?
    »Ich habe nicht vor, deiner Tochter etwas anzutun«, sagte er.
    Die Augen der Frau wurden schmal. »Meiner Tochter? Woher weißt du, dass sie … meine Tochter ist?«
    »Weil ich nicht blind bin«, antwortete er. »Was ist geschehen? Seid ihr angegriffen worden?«
    »Ja«, antwortete sie, schüttelte den Kopf und verbesserte sich: »Nein«, nur um sich gleich noch einmal zu korrigieren: »Ja.«
    Ihr Blick löste sich für einen Moment von seinem Gesicht, tastete unstet über die schneebedeckte Lichtung hinter ihm und kehrte dann zurück. »Sind sie … fort?«
    »Wer?«
    »Die Wölfe. Wir haben versucht, ihnen zu entkommen, aber der Wagen ist umgestürzt. Sie haben unsere Magd getötet und deren Kind. Wo sind sie?«
    Er musste an die schrecklich zugerichtete Tote denken, die er im Schnee gefunden hatte, aber er sagte nichts davon. »Ich habe keine Wölfe gesehen«, antwortete er stattdessen. Zugleich fragte er sich, ob das wirklich eine Lüge war; zumindest was die Wölfe anging. Je länger er über seine gespenstische Begegnung mit dem weißen Riesen nachdachte, desto weniger sicher war er, es wirklich erlebt zu haben.
    »Wenn es hier Wölfe gäbe, dann wäre ich wohl kaum hier. Und das da«, fügte er mit einer Kopfbewegung auf den Hammer in ihren Händen hinzu, »brauchst du wirklich nicht. Ich bin nicht euer Feind.«
    Die Frau zögerte noch einen winzigen Moment – gerade lange genug, damit er sie nicht als zu leichtgläubig einschätzte –, dann jedoch deutete sie ein Kopfnicken an, legte den schweren Hammer aus der Hand und sank neben dem Mädchen auf dieKnie. Der besorgte Ausdruck blieb auf ihrem Gesicht, aber nun gesellte sich noch etwas anderes hinzu, ein Ausdruck von Zärtlichkeit, wie sie nur eine Mutter für ihr Kind empfinden konnte, aber auch der unbedingte Wille, dieses Kind zu beschützen, und sei es gegen die Götter selbst. Während sie sich vorbeugte und mit den Fingerspitzen behutsam über die Ränder der schrecklichen Wunde tastete, begann ihre andere Hand unter ihrem Mantel zu suchen, und sein Blick glitt noch einmal über den Schmiedehammer, den sie fallen gelassen hatte. Es war keine Waffe, sondern ein Werkzeug, und obwohl er ihr ansah, dass sich unter ihrer glatten Haut starke Muskeln verbargen, musste es sie fast ihre ganze Kraft gekostet haben, den Hammer auch nur zu heben. Wieso hatte sie sich keine handlichere Waffe genommen?
    »Was ist geschehen?«, fragte er noch einmal.
    Die Frau zog einen schmalen Lederbeutel unter dem Mantel hervor. Er enthielt ein feinkörniges graues Pulver, von dem sie eine kleine Menge in ihre geöffnete Linke schüttete. Während sie mit der anderen eine Handvoll Schnee aufhob und das Pulver damit zu vermischen begann, machte sie eine vage Kopfbewegung hinter sich.
    »Der Sturm hat uns auf der Ebene überrascht. Es war zu spät, um umzukehren, also haben wir uns in den Wald gerettet. Als das Schlimmste vorbei war, wollten wir weiterfahren, aber dann sind die Wölfe gekommen. Sie haben einen der Ochsen gerissen, und der Wagen ist umgestürzt. Das ist alles.«
    Es waren die letzten drei Worte, die ihm klarmachten, dass das ganz und gar nicht alles war. Diese Frau und ihre Tochter hatten Schlimmes hinter sich, aber sie wollte nicht darüber sprechen … und wieso
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