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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anführer!«
    »Sverig«, sagte Bjorn sanft.
    »Warum lässt du sie entkommen?«, fragte Sverig scharf. »Thor! Ich habe gesehen, wozu du fähig bist. Zerstöre sie!«
    Wozu, dachte Thor müde. Selbst wenn er es gekonnt hätte, ohne seine Tochter dafür zu opfern, hätte er es nicht mehr getan. »Es ist vorbei, Sverig«, sagte er leise. Loki hatte ein Drittel seiner Flotte verloren und wahrscheinlich mehr als ein Drittel seiner Armee. Und die, die es lebend zurück in ihre Heimat schaffen würden, würden Geschichten von einem zornigen Gott erzählen, der Blitze schleuderte und mit seinen Hammerschlägen die Welt in ihren Grundfesten erzittern ließ. Es war vorbei.
    »Vorbei?«, ächzte Sverig. »Sie werden wiederkommen! Wenn nicht im diesem Jahr, dann im nächsten oder im –«
    »Sverig!«, sagte Bjorn noch einmal, ebenso müde und erschöpft wie gerade, aber lauter. »Halt den Mund.«
    Sverig fuhr verärgert zu ihm herum, starrte ihn an, holte Luft zu einer noch zornigeren Antwort und fuhr dann auf dem Absatz herum, um wütend davonzustapfen. Bjorn sah ihm fast traurighinterher, blickte dann noch trauriger in Thors Gesicht und ging schließlich ebenfalls.
    »Keine Angst, Lif«, sagte Thor. »Ich weiß noch nicht wann oder wie, aber ich werde sie zurückholen.« Er schwieg einen Moment, dann verbesserte er sich: » Wir werden deine Schwester zurückholen, Lif. Ich lasse nicht zu, dass sie so wird wie …«
    »Wie Urd?«, fragte Lif, als er nicht weitersprach.
    »Wie Urd und Loki. Und wie ich.«
    Lif sagte nichts dazu, und eine sonderbare Stille begann sich zwischen ihnen breitzumachen. Keine äußerliche Stille. Im Gegenteil. Jetzt, wo der Sturm erloschen war und der Donner nicht mehr grollte, schien das Prasseln der Flammen umso lauter zu werden, hörte man nur umso deutlicher das Stöhnen und Wehklagen der Sterbenden und Verwundeten, das verzweifelte Rufen der Männer, die um Hilfe flehten oder zwischen den Toten umherirrten, auf der Suche nach einem vermissten Freund oder ihrer Familie. Irgendwo am anderen Ende der Stadt brach ein Haus mit einem gewaltigen Poltern zusammen, und ein Funkenschauer stieg mit einem hässlichen Zischen in den Himmel. Ein Kind weinte, und ein Mann flehte die Götter mit überschnappender Stimme an, ihn endlich von seinen Qualen zu erlösen und sterben zu lassen – das uralte, grausame Lied des Schlachtfeldes, das keinen Unterschied zwischen Sieger und Besiegtem machte. Vielleicht, weil es diesen letzten Endes auch nicht gab.
    Und zugleich war da auch eine tiefe Stille zwischen ihnen, ein vertrautes Schweigen, das sie vielleicht in diesem Moment endgültig zu Vater und Sohn und sein Versprechen von soeben zu einem heiligen Eid machte.
    Schweigend und vollkommen reglos standen sie da und sahen zu, wie das Naglfar die Hafenausfahrt erreichte und Kurs auf die abziehende Flotte nahm. Selbst dann ließ Thor noch eine Weile verstreichen, bevor er vom Ufer zurücktrat und seinen Sohn ansah.
    »Hilfst du mir?«, fragte er.
    »Wobei?«
    Thor machte eine weit ausholende Geste. »Wir haben viel zu tun, Lif. Eine ganze Welt zu heilen.«
    Lif sah ihn einen halben Atemzug lang verwirrt an, aber dann nickte er und bemühte sich sogar um ein entsprechend ernstes Gesicht. Als Thor sich jedoch zu einem der verletzten Krieger hinabbeugen wollte, hielt er ihn noch einmal zurück.
    »Beantwortest du mir noch eine Frage?«
    »Und welche?«
    »Vorhin, als wir unten im Tempel waren«, antwortete Lif. »Du hast etwas zu Loki gesagt, was ich nicht verstehe.«
    »Und was war das?«
    »Du hast gesagt: Lass nicht zu, dass es schon wieder geschieht. Was hast du damit gemeint?«
    Thor antwortete nicht gleich. Er hatte diese Frage befürchtet, und er war nicht sicher, wie er sie beantworten sollte. Aber dann gab er sich einen Ruck.
    »Etwas, das schon einmal geschehen ist, Lif«, antwortete er. »Schon unzählige Male, immer und immer wieder. Und das nie wieder geschehen darf.«
    Lif runzelte die Stirn und legte fragend den Kopf auf die Seite. »Und was sollte das sein?«
    Hatte er wirklich das Recht, es ihm zu sagen, ihm und all den anderen hier, die bereit gewesen waren, ihr Leben für ihn zu opfern und es in nur zu großer Zahl auch getan hatten?
    Aber dann begriff er, dass es nicht sein Recht, sondern sogar seine Pflicht war – wer, wenn nicht sein Sohn, hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren –, und antwortete:
    »Die Götterdämmerung.«

Danksagung
    Besonderer Dank gebührt Joey DeMaio für
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