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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augenblick erlosch auch der Wind, und nicht der geringste Laut war zu hören. Niemand bewegte sich. Es war, als hielte die Zeit selbst den Atem an.
    »Ja«, sagte Thor. »Aber nicht für uns.«
    Und damit ließ er die Hölle los.
    Mit einem Schrei riss er Mjöllnir in die Höhe, und der Himmel riss entlang einer dünnen, gezackten Linie aus reinem weißem Licht auseinander und gebar einen einzelnen, gleißenden Blitz, der sich wie der leuchtende Finger eines Gottes auf Mjöllnir senkte, den Hammer in blind machende weiße Glut hüllte und die Runen darauf wie in einem unheimlichen inneren Feuer aufleuchten ließ. Ein ungeheuerlicher Donnerschlag ließ Erde und Meer erzittern, laut genug, um Männer von den Beinen zu fegen und die Wellen haushoch aufzupeitschen, und das heilige Feuer raste weiter, lief knisternd an dem Hammerstiel hinab und hüllte Thors Hand und Arm und schließlich seinen ganzen Körper ein, bis er tatsächlich zum Gott geworden war, nicht mehr länger Mensch und Fleisch, sondern lebendes Licht und pure, zerstörerische Gewalt, unaufhaltsam und gnadenlos. Freund und Feind flohen schreiend aus seiner Nähe, von Sinnen vor Angst und Ehrfurcht und verbrannt von seiner bloßen Nähe.
    Der Blitz erlosch, aber es war nicht vorbei. Das Ungeheuer war frei, die Ketten, die es zeit seines Lebens gehalten hatten, endgültig zerrissen. Knisterndes blaues Feuer rannte auf dürren Spinnenbeinen über den Hammerkopf, und die uralten Runen glühten in einem düsteren, höllischen Licht, als sein in den Tiefen der Hel geschmiedetes Herz endgültig zum Leben erwachte.
    »Für Midgard!« Thor stürmte los, und trotz Furcht und Entsetzen, die sein bloßer Anblick in die Herzen der Menschen gesät hatte, schlossen sich ihm mehr und mehr Männer an, bis es schließlich wieder ein ganzes Heer war, das wie eine geballte Faust aus schierer Willenskraft und dem Mut der Verzweiflung in die Front der Einherjer krachte und sie auseinanderriss. Und es waren nicht nur Fleisch und Stahl, unter deren Hieben sich die Angreifer duckten. Der Hammer der Unterwelt wütete wie nie zuvor, und plötzlich öffnete sich der Himmel und spie einenweiteren, grellen Blitz auf den Boden, der inmitten der Goldenen Krieger explodierte und einen brüllenden Geysir aus Flammen und Rauch und geschmolzenem Fleisch und Eisen aufsteigen ließ. Und das Wüten des Sturmes nahm immer noch weiter zu, als wäre das Ende der Welt gekommen.
    Und vielleicht war es das. Vielleicht war dies nun endlich Ragnarök, die letzte Schlacht der Götter, in der es keine Sieger und keine Verlierer gab, keine Toten und keine Überlebenden, aber auch das war ihm gleich. Mochten die Götter entscheiden, was die Gewalten anrichteten, die sie ihm so leichtfertig gegeben hatten.
    Mjöllnir wütete, zertrümmerte Helme und Schädel, und sein Schwert schnitt durch Rüstungen und Fleisch wie durch Papier. Blitz auf Blitz zuckte vom Himmel, brannte grausame Wunden in die Reihen seiner Feinde und ließ das Meer in gewaltigen zischenden Dampfwolken aufspritzen.
    Es spielte keine Rolle. Er wurde getroffen und spürte sein eigenes Blut warm an seinen Armen herunterlaufen, ein schreiender Mann stolperte auf ihn zu, brennend wie eine Fackel und brach zusammen, von Mjöllnir gefällt, und weit vor ihm in der Hafenmitte verwandelte sich ein Schiff in einen weißen und orangefarbenen Ball aus purem Feuer, als es von einem der infernalischen Blitze getroffen wurde, die Mjöllnirs Macht herbeigerufen hatte. Lodernde Trümmerstücke setzten weitere Schiffe in Brand, und brennende Männer stürzten schreiend und um sich schlagend ins Wasser, nur um zu ertrinken oder in den kochenden Fluten verbrüht zu werden.
    Nichts davon interessierte ihn. Irgendwo hier inmitten dieser tollwütig gewordenen Masse aus schreienden und sich gegenseitig abschlachtenden Männern war Loki, der Verräter, der ihn benutzt und ihm alles weggenommen hatte, was sein Leben ausmachte. Er konnte seine Nähe fühlen, wie eine schwärende Wunde in der Wirklichkeit, deren Gestank ihm den Atem abschnürte. Nur einer von ihnen würde diesen Ort lebend verlassen, das war alles, was noch zählte, und wenn er dazu die Welt in Brand setzen musste. Verzweifelte Männer sprangen ihn an, diewussten, wie aussichtslos ihr Angriff sein musste, die aber einfach nicht kampflos sterben wollten. Mjöllnir zerschmetterte sie. Draußen auf dem Meer ging ein weiteres Schiff in Flammen auf, gleich darauf ein zweites und drittes und viertes, bis
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