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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
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sieht irgendwie hübsch aus und irgendwie auch megadoof. Nach besoffenem Teenager, finde ich. Ich habe mich oft gefragt, welcher Teufel – oder welche Teufelin – ihn geritten haben mag, dass er sich das hat machen lassen. Er selbst hat mir die Geschichte nie wirklich plausibel erklären können, nur eines blieb als Erkenntnis übrig: Trinke nie so viel, dass du glaubst, jeder hergelaufene Tattoofreak hätte das Zeug zum Lifestyle- und Fashionberater.
    Aber immerhin hat Robert mir zugesichert, diesem Schmetterling den Garaus zu machen, indem er meinen Namen darüber tätowieren lässt – sobald ich einwillige, seine Frau zu werden.
    Und mein Robert hat brünettes Haar. Nicht braun, nicht dunkelblond, sondern irgendwas dazwischen. Also eigentlich gar keine richtige Farbe, streng genommen. Und nachdem Robert schon auf die vierzig zugeht, nimmt es ein Teil seiner Haare mit der Treue zu ihrem Besitzer nicht mehr so richtig ernst. Zu behaupten, Robert hätte eine Glatze, wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt übertrieben, aber von oben betrachtet sieht es doch ein bisschen so aus, als hätte ihm jemand eine Scheibe Wurst auf den Hinterkopf gelegt. An sich nichts Tragisches, zumal Robert fast eins neunzig groß ist und dadurch den meisten Mitmenschen die Möglichkeit nimmt, ihn von oben zu betrachten, zumindest im Stehen. Aber jetzt, als ich neben diesen mysteriösen schwarzen Wagen trat, übernahm eben diese Wurstscheibe in Verbindung mit dem Schmetterling an der Pobacke eine entscheidende und zugleich überaus tragische Rolle.
    Durch das hintere Seitenfenster konnte ich nämlich erkennen, wohin die Beine führten, die zu beiden Seiten aus den Fenstern ragten: ins Wageninnere, klar, aber dort, wo sie sich normalerweise zu einem weiblichen Unterleib hätten vereinigen sollen, verlor ich sie wieder aus den Augen, denn dort befand sich kein weiblicher Unterleib, sondern ein männlicher, und das verkehrt herum, also mit dem Hintern nach oben. Und dieser Hintern war nackt und zudem ziemlich knackig, und ein zwei Zentimeter großer Schmetterling saß darauf und hüpfte wie verrückt auf und ab, so, als hätte er seine helle Freude mit dem, was der Besitzer des Hinterns da gerade trieb.
    Hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch irgendeine Chance gesehen, dass es sich bei diesem stöhnenden und keuchenden und rammelnden Individuum nicht um meinen Robert handelte, sondern um einen Kollegen oder Bekannten, der im Suff demselben Tattoofreak in die Arme gelaufen war wie Robert, so beraubte mich eben diese Wurstscheibe meiner letzten Hoffnung. Sie tanzte auf dem Hinterkopf wie ein Komplize, und ich glaube, sie grinste sogar und schien zu sagen: »Kapier’s doch, so sind wir Männer nun mal!«
    Als ob der kahle Hinterkopf eines Mannes Spaß an Sex haben könnte!
    Und dann konnte ich auch die Haare der Frau sehen, feuerrot natürlich, und ihr ordinäres Make-up. Das war Lisa Elsbach, keine Frage, und ihrem lüsternen Gesichtsausdruck nach schien sie kein bisschen lesbisch zu sein.
    Ich war schockiert, ich war enttäuscht und ich war wütend. Und ich war noch unentdeckt. Die beiden hatten mich bis jetzt noch nicht bemerkt, und ich weiß nicht genau warum, aber ich hielt es für besser, es dabei zu belassen. Ich ging, oder besser gesagt, ich taumelte von dem Wagen weg. Ich war wie in Trance, und ich fand nicht einmal in Gedanken die richtigen Worte, um meine Gefühle zu beschreiben.
    Ich war zum ersten Mal in meinem Leben sogar innerlich sprachlos.

2
     

     
    Als ich wieder in meinem Wagen saß und den Ort verließ, an den ich nie wieder in meinem Leben zurückkehren wollte, kamen sie langsam wieder, meine Gedanken. Anfangs nur in Form einer Flut von Verwünschungen und Schimpfwörtern, von denen ich bislang gar nicht gewusst hatte, dass ich sie kannte, dann jedoch kehrte auch die pragmatische Seite in mir wieder zurück. Ich verfügte über einen gut gefüllten Picknickkorb und über eine Flasche Sekt, und mein Magen knurrte. Anders als bei der Mehrzahl meiner Geschlechtsgenossinnen schlagen sich bei mir nämlich auch elementarste Schicksalsschläge nicht auf den Magen nieder. Leider, wie man an den Speckröllchen an meinen Hüften sehen kann, die in ihrer Anhänglichkeit aber auch schon wieder rührend sind.
    Also fuhr ich zum Englischen Garten, schnappte mir den Korb und meine Decke und suchte mir einen schattigen Platz. Dann streifte ich meine Schuhe ab, nahm mir ein Lachssandwich, das ich unter völlig falschen Voraussetzungen mit viel
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