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Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Frauen rächen besser: Roman (German Edition)

Titel: Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
Autoren: Kim Schneyder
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vorausgesetzt, ich hätte sie noch besessen, als wir uns kennen lernten. Der Mann, dem ich Kinder geschenkt hätte, sobald ich mich mit dem gnadenlosen Egoismus dieser kleinen Monster angefreundet hätte. Der Mann, mit dem ich mich Seite an Seite in einem Schaukelstuhl vor einem Kaminfeuer gesehen hatte – irgendwann, in hundert Jahren vielleicht, nachdem wir gemeinsam den Kurs »Synchronschaukeln für Fortgeschrittene« besucht haben. Dieser Mann parkte an dem Platz, den er meines Wissens nach nur aufsuchte, um Sex zu haben. An sich ja nichts Verwerfliches, nur die, mit der er das tun sollte, befand sich nicht in seinem Wagen, sondern stand zehn Meter dahinter und verstand die Welt nicht mehr.
    Es dauerte eine Minute oder zwei, dann hatte ich den ersten Schock überstanden. Ohne Ohnmachtsanfall, ohne Herzinfarkt und – bei einer Frau durchaus keine Selbstverständlichkeit – ohne hysterischen Schreikrampf. Und dann begann mein Gehirn zu arbeiten, logisch und systematisch. Was sonst eigentlich gar nicht meine Art ist.
    Tatsache war, dass Roberts Wagen hier parkte.
    Aber was besagte das schon?
    Im Grunde genommen gar nichts. Objektiv betrachtet gab es sogar mehrere Möglichkeiten, die allesamt harmlos und in keiner Weise beziehungsfeindlich waren.
    Er könnte die gleiche Idee gehabt haben wie ich, und gründlich, wie Männer nun mal sind, hatte er sich nicht darauf beschränkt, die Abgeschiedenheit dieses Plätzchens zu Fuß zu erkunden, sondern sich mit seinem Schlachtross direkt an den Ort des Geschehens begeben. Und möglicherweise hatte er auch einen Imbiss besorgt, viel raffinierter natürlich als meiner, mit Lachs, Kaviar und Champagner (schließlich liebt er mich noch mehr als ich ihn), und wahrscheinlich rief er mich gerade in diesem Moment auf meinem Handy an, das ich im Wagen liegen gelassen hatte, immer und immer wieder und mit wachsender Verzweiflung, weil ich nicht ranging.
    Rate mal, wo ich bin, mein Schnuffelchen, und was ich mithabe und was ich anhabe.
    Wobei Letzteres bei einem Mann vielleicht nicht der beste Aufmacher ist, aber wer weiß – mein Robert war moderner, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Auf jeden Fall aber ein wahnsinnig süßer Einfall von ihm, und einen Moment lang kämpfte ich gegen die Rührung an, die mich überkam.
    Oder er hatte den Wagen einem Kollegen geborgt oder einem Bekannten, der dieses freundschaftliche Entgegenkommen missbrauchte, um sich in einem fremden Vehikel fleischlichen Genüssen hinzugeben.
    Oder aber der Sachbearbeiter bei der Zulassungsstelle hatte etwas getan, was Beamte normalerweise niemals machen: Er hatte sich geirrt. Hatte einem anderen Mercedesfahrer haargenau das gleiche Kennzeichen verpasst wie meinem Robert. Das würde auch erklären, warum sich Robert vor nicht allzu langer Zeit über eine Anzeige wegen Geschwindigkeitsüberschreitung gewundert hatte, weil er sich beim besten Willen nicht daran erinnern konnte, zu dieser Zeit an dieser Straße mit dieser Geschwindigkeit gefahren zu sein. Eine einfache Erklärung, rückblickend: Das war gar nicht er, sondern sein Doppelgänger, kennzeichenmäßig. Und wer weiß, möglicherweise steckte da sogar System dahinter und die vergaben ihre Kennzeichen immer doppelt. Oder noch öfter. Fuhr dann einer von den Kennzeichenzwillingen oder -mehrlingen zu schnell, kassierte man bei allen ab. Bringt Schotter ohne Ende in die Staatskasse. Bei Gelegenheit werde ich die Bildzeitung anrufen und denen die Geschichte auf dem Tablett servieren. Das wird ein Megaskandal, und ich sehe mich schon von den Titelseiten lachen. Oder noch besser, ich gucke streng. Inquisitorisch.
    Vierunddreißigjährige Immobilienmaklerin löst Regierungskrise aus.
    Endlich berühmt. Zeit wurde es.
    So hatte ich ohne langes Nachdenken drei vernünftige Erklärungen dafür gefunden, warum Roberts Wagen – oder zumindest einer, der ihm täuschend ähnlich sah – hier parkte. Hätte ich länger nachgedacht, wären mir sicher noch ein paar andere, ebenso logische Erklärungen eingefallen. Doch dann entdeckte ich etwas, das meine Anstrengungen in Sachen Unschuldsvermutung gehörig bremste.
    Ich bemerkte, dass Roberts Wagen mit den Ohren wackelte. Und nicht nur das: Roberts Wagen war schwarz, die Ohren dagegen rot.
    Roberts schwarzer Wagen wackelte mit seinen roten Ohren.
    Klingt verrückt, aber ich schwöre, es war so. Und dafür hatte ich jetzt keine Erklärung zur Hand, zumindest nicht so auf die Schnelle.
    Blieben also zwei
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