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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten
Autoren: Reinhard Barth
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wieder eingesetzt worden.
     Außerdem sei ein 27 Jahre junger Offizier namens Antonius dabei gewesen, der später als Mark Anton die halbe Welt regieren
     und die ganze beanspruchen sollte. Er sei damals der 14-jährigen Prinzessin Kleopatra begegnet und sofort von ihrem Liebreiz
     hingerissen gewesen. Gut ein Dutzend Jahre später sollte die Frau ihm zum Schicksal werden. Belege für die frühe Liebe auf
     den ersten Blick gibt es freilich nicht.
    Bis zur ersten belegten Begegnung der beiden passierte aber noch viel. Kleopatra folgte dem Testament des Vaters. Im Jahr
     51 v. Chr. heiratete sie als Königin der Tradition entsprechend ihren erst zehnjährigen Bruder Ptolemaios XIII. Kleopatra
     nahm den Beinamen »Philopator« (Vater-Liebende) an zum Zeichen, dass sie die Politik des Auletes fortzusetzen gedachte, was
     als Beruhigung der römischen Schutzmacht gedacht war. Rom wachte argwöhnisch darüber, dass die Regierenden in den formal selbstständigen
     Ländern keine Alleingänge unternahmen, und einer Frau gegenüber war man doppelt vorsichtig, insbesondere, wenn sie das reiche
     Nilland regierte.
    |24| Zunächst dominierte Kleopatra den jüngeren Bruder, doch dessen Berater wussten die Vorbehalte gegen weibliche Herrscher zu
     schüren. Bereits im dritten Regierungsjahr tauchten erste Inschriften mit beiden Herrschernamen auf, und wenig später sogar
     solche ohne Nennung Kleopatras, die von den Ratgebern des Bruders aus dem Machtzentrum Alexandria verdrängt worden und in
     den Süden des Landes nach Theben gegangen war. Auch Rom ließ sie nun fallen, denn in der Hauptstadt der Welt standen die Zeichen
     auf Sturm: Der Machtkampf zwischen Cäsar und Pompeius, von denen schon die Rede war, spitzte sich zu und entlud sich im ersten
     römischen Bürgerkrieg (49–46 v. Chr.).
    Für Ägypten hieß das, äußerst vorsichtig und mit Zurückhaltung zu lavieren. Im Jahr 48 v. Chr. war klar, dass Cäsar die Oberhand
     behalten würde, denn er hatte den Truppen des Pompeius bei Pharsalos (Thessalien) eine vernichtende Niederlage beigebracht.
     Peinlich nur, dass sich der Geschlagene nun ausgerechnet nach Ägypten wandte. Dort aber war Kleopatra gerade dabei, ihre Position
     zurückzuerobern, sodass Pompeius zwischen die ägyptischen Fronten geriet. Ptolemaios und seine Ratgeber witterten nun doppelten
     Gewinn: Würde man Pompeius ausschalten, könnte man sich dem Sieger Cäsar nachhaltig empfehlen und diesen dann gegen Kleopatra
     benutzen. Pompeius wurde daher am 28. September des Jahres 48 v. Chr. auf Geheiß der Hofgesellschaft umgebracht. Drei Tage
     später traf Cäsar in Alexandria ein.
    Für ägyptische Palastintrigen mochte die Gerissenheit der Räte des Ptolemaios ausreichen, ein Cäsar aber ließ sich so nicht
     ködern. Er trat als Schiedsrichter auf, der die Thronstreitigkeiten im Sinn des Testaments des Auletes schlichten wollte.
     Daher forderte er beide Seiten auf, ihre Truppen zu entlassen und sich seinem Spruch zu beugen. Kleopatra erkannte, dass es
     auf Sicht unsinnig wäre, sich zu widersetzen. Sie trennte sich von ihren Soldaten und machte sich nach Alexandria auf, wo
     Cäsar sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die Gegenseite aber weigerte sich und zettelte sogar einen Aufstand gegen den
     ungeliebten Römer in der Stadt an. Militärisch hatte Cäsar mit nur 2200 Mann Infanterie und 800 Reitern kaum ein Machtmittel.
     Fliehen konnte er auch nicht, denn die Hafenausfahrten und Straßen kontrollierten die ägyptische Flotte und das ägyptische
     Heer, die beide treu zu Ptolemaios XIII. hielten.
    Ein anderer hätte in dieser Lage vielleicht aufgegeben. Nicht so Cäsar. Er ließ seinen Palast massiv befestigen, sicherte
     seine Wasserversorgung und lieferte den Belagerern verlustreiche Gefechte. Einem römischen Kommando gelang es sogar, die ägyptische
     Flotte in Brand zu setzen. So harrte der siegverwöhnte Feldherr aus und wartete auf Entsatz. Dass ihm die Zeit nicht lang
     wurde, dafür sorgte ein allerhöchster Gast: Kleopatra. Die »berückende« Frau »in der Blüte ihrer Jugend« war auf abenteuerlichen
     Wegen, laut Plutarch versteckt in einem Sack mit Bettwäsche, durch das von Anhängern ihres Bruders kontrollierte Gebiet |25| in die Stadt und in Cäsars Hauptquartier gelangt. Sie teilte nun seinen »Hausarrest« und bald wohl auch das Bett des nach
     zeitgenössischen Quellen »höchst erotischen Mannes«.
    Die Lage war angespannt. Offensichtlich verband sie die gemeinsam
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