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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition)
Autoren: Marte Cormann
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feste Mitarbeiterin. Ich werde auch das Angebot ablehnen, künftig für
Child
zu arbeiten – obwohl es verlockend klingt. Ich brauch' erst mal Zeit, um mich neu zu orientieren. Der Job bei
pleasure
war zwar imageträchtig, aber die ständigen Heile-Welt-Serien haben mir auch ein wenig das Hirn verkleistert. So ein Neubeginn ist eine prima Gelegenheit, die eigenen Grenzen auszuloten. Ich versuche erst mal, meine Brötchen als freie Mitarbeiterin zu verdienen und die Themen selbst zu bestimmen. Mal sehen, wohin mich das führt.« Plötzlich kicherte sie albern: »Das könnte übrigens auch die Weigold gesagt haben. Womit zum wiederholten Mal bewiesen ist, daß alles, was in unserem Leben geschieht, einen Sinn hat.«
    »Amen!« sprach Barbara das Schlußwort.
    Lisa brabbelte fröhlich Zustimmung, wobei ihr dicke Speichelfäden das Kinn hinunterliefen. Marlen wischte sie mit einem Papiertuch ab. »Du hast recht. Als freie Journalistin kann ich eigentlich überall arbeiten. Das ist es nicht, was mich hier hält…«, überlegte sie laut.
    »Was dann?« fragte Barbara, hellhörig geworden.
    »… aber wenn dein Zimmer jetzt frei wird, könnte ich es als Kinderzimmer für Lisa nehmen. Zumindest für eine Übergangszeit. Solange, bis ich etwas Größeres gefunden habe. Und – Hella wäre dann auch nicht so allein. Sie hängt doch so an Lisa«, fuhr Marlen fort.
    »Also wegen Hella willst du nicht umziehen? Das ist dir aber wirklich hoch anzurechnen.« Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Marlen den spöttischen Unterton in Barbaras Stimme bestimmt bemerkt. Doch heute fehlte ihr der Sinn dafür.
    Sie reagierte erst, als Barbara unschuldig hinzufügte: »Und ich hatte schon vermutet, es ist Peer Sanders, der dich hier hält. Das ist doch ein Mann ganz nach deinem Geschmack. So richtig zum Heiraten.«
    Hastig winkte sie ab. »Peer ist ein Klassemann. Aber nichts für mich.« Damit hatte sie schon fast zuviel gesagt. Barbaras Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Es wurde Zeit, das Thema zu wechseln. Sonst mußte sie am Ende noch ihre Schafallergie beichten. Wozu sie nicht die geringste Lust verspürte. Immerhin hatte sie unter den drei Freundinnen den Nymbus der unverwüstlichen Alleskönnerin. Solange sie es beeinflussen konnte, würde sie alles daran setzen, sich diesen Ruf zu erhalten.
    »Ich werde Lisa in den Kinderwagen packen und mit ihr noch eine Runde um den Block drehen. Frischer Sauerstoff wird ihr guttun – und mir auch.«
    Barbara reagierte auf's Stichwort. »Warte, ich komme mit. Wenn wir beim Italiener vorbeikommen, spendiere ich uns noch eine Portion Tiramisu zum Ausklang des Tages. Und nur zum Mitnehmen, keine Sorge. Ich weiß, daß Lisa ihre Ruhe braucht«, ergänzte sie rasch, als Marlen protestieren wollte.
    Marlen grinste breit. Lisa hatte sie tatsächlich nach allen Regeln der Kunst domestiziert. Früher wäre ein Abend bei
ihrem
Italiener keine Diskussion wert gewesen.
    Vermißte sie es? Längst nicht mehr.
    Nieselregen hatte eingesetzt, der sich allmählich zu einem kräftigen Guß steigerte. Unmöglich, mit Lisa draußen vor dem Restaurant zu warten. Notgedrungen mußte Marlen Barbara hineinbegleiten. Was Marlen lieber vermieden hätte, da sie sich gar nicht erst die Mühe gemacht hatte, sich kleidungsmäßig ausgehfein zu stylen. Für einen Spaziergang an der frischen Luft, dazu noch in der Halbdämmerung vor Einbruch der Dunkelheit, reichten Jeans und Sweat-Shirt allemal. Doch noch nie hatte sie sich die Blöße gegeben, in einem solchen Aufzug
ihren
Italiener zu beehren. Hoffentlich erkannte sie niemand.
    »Ah, Signorine, ich habe Sie vermißt. Wo haben Sie bloß so lange gesteckt?« Giovanni begrüßte sie mit überschwenglicher Herzlichkeit, doch als sein Blick auf Lisa fiel, stutzte er. Im Geiste schien er die Monate zurückzuzählen. Wie die Zeit verging.
    Marlen und Barbara machten sich nicht die Mühe, ihn aufzuklären. Barbara plazierte sich wie in alten Zeiten an der Theke. Kunststück, sie hatte sich vorhin auch noch in einen sexy schwarzen Angorapullover geworfen, dessen Ausschnitt die Farbe ihrer frischlackierten Zehennägel erahnen ließ. Marlen dagegen hätte sich am liebsten hinter der Garderobe verschanzt, doch das wäre vermutlich auffälliger gewesen, als souverän neben Barbara auf dem Barhocker Platz zu nehmen.
    Was soll's, sprach sie sich selbst Mut zu. Wahre Klasse zeigt sich erst im letzten Fummel. Unwillkürlich streckte sie sich.
    »Sieh mal da rüber. Sitzt da nicht Martin
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